Der Klinikarzt 2005; 34(8/09): VI
DOI: 10.1055/s-2005-917939
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© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Deproteinisierter Naturkautschuklatex - Prävention wird groß geschrieben

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Publication Date:
05 October 2005 (online)

 
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Mal ehrlich: Denken Sie zum Beispiel vor dem Starten Ihres Autos darüber nach, ob Sie den Sicherheitsgurt anlegen? Täglich haben wir in unserem Leben mit mehr oder weniger großen Risiken zu kämpfen, die wir allerdings nicht bewusst als potenzielle Gefahrenquellen wahrnehmen. Und auch instinktive oder antrainierte Schutzmechanismen laufen automatisch ab. Das Tragen von Handschuhen zum Schutz von medizinischem Personal und Patienten ist bei bestimmten medizinischen Prozeduren bereits zur Gewohnheit geworden. Gerade weil Handschuhe nicht nur in der Chirurgie unverzichtbar sind, lohnt es sich, über besonders geeignete Produkte für die gewünschte Aufgabe nachzudenken.

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Den hohen Tragekomfort von Latex ...

Der hohe Tragekomfort, die guten taktilen Eigenschaften und nicht zuletzt der relativ geringe Preis sind die Gründe, warum Latexhandschuhe im klinischen Alltag beliebter sind als synthetische Handschuhe. Gepuderte Latexhandschuhe sind bei Operationen allerdings inzwischen obsolet, da der Puder die Übertragung allergener Latexproteine zusätzlich fördert und so die Gefahr einer allergischen Reaktion potenziert - angefangen vom Kontaktekzem, über die (nicht-)allergische Kontaktdermatitis bis hin zu Akutreaktionen. Letztere sind in den vergangenen Jahren immer stärker in den Mittelpunkt des Interesses gerückt. Immerhin können bis zu 10% des Klinikpersonals gegenüber Latex sensibilisiert sein [(2)]. Diese Personen laufen damit bei einem Kontakt und insbesondere bei der Resorption der - am Puder gebundenen - Naturlatexallergene über die Schleimhäute in Gefahr, eine allergische Soforttypreaktion zu erleiden.

Doch die Gefahr beschränkt sich nicht nur auf die Träger der Handschuhe. Naturlatexallergien sind auch ein erhebliches Problem für sensibilisierte Patienten, besonders während eines chirurgischen Eingriffs. Bis zu 19% aller anaphylaktischen Reaktionen während einer Operation können mit einer Naturlatexallergie assoziiert sein [(4)]. Bei Kindern kann der Prozentsatz sogar noch höher liegen [(3)].

Verzichtet man auf den Einsatz gepuderter Handschuhe aus Naturkautschuklatex, lässt sich eine beruflich erworbene Kontakturtikaria weit gehend verhindern. Dies erklärt größtenteils, warum in Krankenhäusern, die das Tragen puderfreier Latexhandschuhe zum Standard erklärt haben, ein dramatischer Rückgang der Inzidenz von mit Handschuhen einhergehenden Latexallergien verzeichnet wird [(1)]. Völlig ausschließen ließe sich die Gefahr einer Latexallergie nur bei einer vollständigen Umstellung auf latexfreie Handschuhe - allerdings mit dem Nachteil eines deutlich geringeren Tragekomforts und hoher Kosten.

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... mit einem geringeren Allergierisiko verbinden

Mit einem neuen Herstellungsverfahren ist es nun gelungen, einen Handschuh aus deproteinisiertem Naturkautschuklatex (Biogel® EclipseTM, Regent Medical Ltd., Manchester [UK]) herzustellen, der dazu beitragen kann, das Risiko einer Latexallergie - trotz Verwendung von Naturkautschuklatex - zu senken. Denn nach den spezifischen Reinigungsschritten ist der extrahierbare Proteinanteil dieser neuen OP-Handschuhe so gering, dass er fast nicht mehr nachzuweisen ist. Herkömmlicher Naturkautschuklatex enthält dagegen über 200 Proteine, von denen 56 eine IgE-assoziierte Reaktion vermitteln können.

Noch mehr als das geringe allergene Potenzial ist es wohl den guten Trageeigenschaften des neuen Handschuhs zuzuschreiben, dass in einer in Großbritannien durchgeführten Studie 80% der Anwender dem neuen und nicht ihrem gegenwärtig genutzten Handschuh den Vorzug gaben. So sind die Handschuhe aus deproteinisiertem Naturkautschuk besonders dünn und geschmeidig, aber trotzdem äußerst reißfest, belegen die Daten von Regent Medical.

Nichtsensibilisierte Anwender können mit den neuen Handschuhen also den hohen Tragekomfort von Latex bei reduziertem Allergierisiko genießen. Personen, die bereits gegenüber Latex sensibilisiert oder stark gefährdet sind, müssen allerdings weiterhin einen latexfreien Handschuh tragen.

sts

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Literatur

  • 1 Allmers H. Schmengler J. John SM. Decreasing incidence of occupational contact urticaria caused by natural rubber latex allergy in German health care workers.  J Allergy Clin Immunol. 2004;  114 347-351
  • 2 Brehler F. Küdding B. Natural rubber latex allergy - a problem of interdisciplinary concern in medicine.  Arch Intern Med. 2001;  161 1057-1064
  • 3 Laurent MC. Malet R. Smiejan JM. Latex hypersensitivity after natural delivery.  J Allergy Clin Immuno. 1992;  89 779-780
  • 4 Laxenaire MC. Cottineau C. Neidhardt M. et al. Agents causing anaphylactic shock during anesthesia: third French multicentric survey (1992-1994).  Ann Fr Anesth Reanim. 1996;  15 1211-1218
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Literatur

  • 1 Allmers H. Schmengler J. John SM. Decreasing incidence of occupational contact urticaria caused by natural rubber latex allergy in German health care workers.  J Allergy Clin Immunol. 2004;  114 347-351
  • 2 Brehler F. Küdding B. Natural rubber latex allergy - a problem of interdisciplinary concern in medicine.  Arch Intern Med. 2001;  161 1057-1064
  • 3 Laurent MC. Malet R. Smiejan JM. Latex hypersensitivity after natural delivery.  J Allergy Clin Immuno. 1992;  89 779-780
  • 4 Laxenaire MC. Cottineau C. Neidhardt M. et al. Agents causing anaphylactic shock during anesthesia: third French multicentric survey (1992-1994).  Ann Fr Anesth Reanim. 1996;  15 1211-1218