Pneumologie 2005; 59(10): 676
DOI: 10.1055/s-2005-917983
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© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Asthma - Bedarfstherapie auf dem Prüfstand

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Publication Date:
12 October 2005 (online)

 
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Die Leitlinien aller Fachgesellschaften empfehlen bei mildem Asthma bronchiale eine antiinflammatorische Dauertherapie mit Kortikosteroiden oder Leukotrien-Antagonisten. Vergleicht man diese Therapieempfehlungen mit den tatsächlichen Einnahmegewohnheiten, stellt man fest, dass die meisten Patienten mit mildem Asthma nur bei Bedarf Medikamente einnehmen.

In der IMPACT (Improving Asthma Control Trial)-Studie untersuchten H. A. Boushey et al., San Francisco/USA, ob diese Bedarfstherapie für eine milde Form des Asthma bronchiale ausreichend ist (N Engl J Med 2005; 352: 15198). Dazu wurden 225 erwachsene Patienten in einer doppelblinden Studie in 3 Behandlungsarme randomisiert: Die Patienten aus dem ersten Arm erhielten eine Monotherapie mit Kortikosteroiden, Teilnehmer im zweiten Arm das Kortikoid in Kombination mit dem inhalativen Kortikoid Budenosid und Teilnehmern im dritten Arm wurde das Kortikoid in Kombination mit dem Leukotrien-Antagonisten Zafirlukast verabreicht. Primärer Endpunkt der Studie war die morgendliche "Peak Expiratory Flow" Messung (PEF) vor bronchodilatatorischer Therapie. Weitere Endpunkte waren die forcierte Einsekunden-Kapazität (FEV1) vor und nach bronchodilatatorischer Therapie, die Frequenz der Exazerbationen, der Grad der Asthmakontrolle, die Anzahl symptomfreier Tage sowie die Lebensqualität der Patienten.

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Asthma bronchiale. Eine kurzzeitige intermittierende Behandlung mit Kortikosteroiden könnte bei milden Formen eine sinnvolle Therapieoption sein (Bild: Pneumologie in Praxis und Klinik, Thieme 1994).

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Alle Behandlungsoptionen vergleichbar

Alle 3 Behandlungsarme steigerten die PEF vergleichbar auf etwa 32 l/min. Auch die Zahl der Exazerbationen war gleich. Die Budenosid-Therapie steigerte, verglichen mit der Zafirlukast-Therapie, tendenziell effektiver die pronchodilatatorische FEV1, die bronchiale Reaktivität und verringerte Eosinophile im Sputum stärker. Hinsichtlich der post-bronchodilatatorischen FEV1 oder der Lebensqualität gab es jedoch keine Unter- schiede. Keiner der 3 Untersuchungsansätze war einem anderen überlegen.

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Fazit

Mildes Asthma bronchiale kann bei einer Symptomverschlechterung mit einer kurzdauernden intermittierenden Therapie mit inhalativen oder oralen Kortikosteroiden scheinbar sinnvoll behandelt werden. Allerdings sind weitere Studien vor einer generellen Empfehlung dieser Therapieform notwendig, so die Autoren.

Dr. Christoph Feldmann, Köln

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Kommentar zur Studie

Alle Leitlinien empfehlen die Dauertherapie mit inhalativen Kortikosteroiden bei Asthma bronchiale, so L. Fabbri in seinem Editorial (N Engl J Med 2005; 352: 15891). In der vorliegenden Studie erweise sich eine nur intermittierende Therapie bei Bedarf als ebenbürtig. Dies sei besonders compliancefördernd, da diese Therapieform den Gewohnheiten der Patienten entspreche. Es bliebe aber zu bedenken, ob eine intermittierende Therapie nicht die Progression zu schwerem Asthma fördere. Der richtige Zeitpunkt für den Beginn einer Dauertherapie dürfe nicht verpasst werden.

C.F.

 
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Asthma bronchiale. Eine kurzzeitige intermittierende Behandlung mit Kortikosteroiden könnte bei milden Formen eine sinnvolle Therapieoption sein (Bild: Pneumologie in Praxis und Klinik, Thieme 1994).