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DOI: 10.1055/s-2005-918231
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York
Editorial
EditorialPublication History
Publication Date:
02 February 2006 (online)
Liebe Leserinnen, liebe Leser,
die Wähler haben gewählt. Welches der vorgeschlagenen Versicherungsmodelle sich in der großen Koalition innerhalb der Gesundheitspolitik durchsetzen wird, bleibt ungewiss. Bürgerversicherung oder Kopfpauschale, kein Modell scheint derzeit ausgereift zu sein bzw. jedes für sich ist mit finanziellen Risiken für den Staatshaushalt belastet. Die Zukunft des vor der Wahl avisierten Präventionsgesetzes ist ungewisser denn je, entgegen der Gewissheit, dass die Finanzlage der Kassen weiter klamm bleiben wird.
Desto mehr gewinnt die Forderung nach der Verwirklichung der Prinzipien Wirtschaftlichkeit und Evidenz an Bedeutung. Da die Sporttherapie v. a. in der Gruppe stattfindet ist Erstere gegeben, wenn die Evidenz nachgewiesen ist. Hier belegen viele Studien die positiven Effekte der Bewegungstherapie mit dem Ziel der Wiedereingliederung in Lebens- und Bewegungskontext des Einzelnen. Da die Kostenträger diese Zielvorgabe für die Vergütung von Therapie voraussetzen, hat zunehmend die Pädagogik in den Lehrplänen auch anderer Bewegungsfachberufe ihren Platz gefunden. Insofern wird die gemeinsame Schnittmenge der Ausbildungsinhalte größer, gleichbedeutend damit, dass in der Ausbildungspraxis eine Annäherung von Inhalten unter dem Dach der Bewegungstherapie stattfindet. Unterschiedliche Schwerpunkte und Spezifitäten bleiben jedoch bestehen.
Diese Entwicklung wird ergänzt von einem größeren Angebot an akademischen Abschlüssen bisher klassischer Fachschulausbildungen (z. B. Physiotherapie). Die bisherigen Ausbildungsstrukturen brechen auf und werden durchlässiger.
Mit diesem Umbruch im Ausbildungsbereich korrespondiert eine Veränderung der Arbeitsanforderungen der Gesundheitsdienstleister bzw. Gesundheitszentren, die sich bisher vornehmlich aus einem Einnahmesegment finanzierten. Reduzierte Ausgaben für die Rehabilitation führen zur Umwandlung klassisch monosegmental ausgerichteter Kur- und Rehaeinrichtungen hin zu plurisegmentalen Gesundheitszentren. Mit dieser veränderten Marktausrichtung tendiert das personelle Anforderungsprofil hin zu dem universell einsetzbaren Bewegungstherapeuten mit hoher Sozialkompetenz und Kundenorientierung.
Auf der Basis dieser sich ändernden Rahmenbedingungen werden auch für den DVGS überarbeitete Curricula (Kompatibilität zu Bachelor- und Masterstudiengängen) und veränderte Zulassungsvoraussetzungen zu unseren Fort- und Weiterbildungen (Physiotherapeuten) notwendig.
Für diese und alle weiteren Aufgaben werden sich die Mitarbeiter und Funktionsträger unseres Verbands auch in Zukunft mit Nachdruck einsetzen.
Ihnen, liebe Leser, wünsche ich im Namen der Geschäftsstellenmitarbeiter und Vorstände unseres Verbandes eine genussvolle Vorweihnachtszeit, erholsame Feiertage und persönliches Wohlergehen 2006.
Ihr Martin Steinau
(1. Vorsitzender)
PS: Um der immer wieder laut gewordenen Aufforderung nach mehr Praxisbeiträgen gerecht zu werden, wurden in diesem Heft ausschließlich „wissenschaftlich geleitete” und „reine” Praxisbeiträge ausgewählt.