Es ist bedauerlich, aber entspricht den Tatsachen, dass die internistische Intensivmedizin
in Deutschland wissenschaftlich und in den Medien schlecht aufgestellt ist. So ist
auch das Organ der Dachgesellschaft DIVI „Internistische Intensiv- und Notfallmedizin”
in medline nicht vertreten und damit international praktisch nicht existent. Demgegenüber
sind zwei anästhesiologische Zeitschriften gelistet.
Zumindest für den Bereich der Beatmungsmedizin ist die Situation jetzt anders. Unser
in medline gelistetes Journal Pneumologie wird sich diesem Gebiet in der Zukunft deutlich
mehr annehmen, was im Wesentlichen mit der wachsenden Bedeutung der Pneumologie in
der Intensivmedizin zu tun hat. Äußerlich sichtbar wird diese Entwicklung durch die
Satzungs- und Namensänderung der DGP in „Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und
Beatmungsmedizin”, die jetzt endlich im Vereinsregister eingetragen und damit gültig
wurde.
Dieser zusätzliche Schwerpunkt unseres Fachgebietes kommt in der Serie „Beatmung”,
die mit der aktuellen Ausgabe der Pneumologie beginnt, zum Ausdruck. In Übersichtsarbeiten
wird das gesamte Spektrum der Beatmungsmedizin behandelt. Die einzelnen Kapitel wurden
von Experten verfasst, die alle vor Ort auf Intensivstationen tätig sind und ihre
praktische Erfahrung in den Artikeln zum Ausdruck bringen. Das ist sehr wichtig, denn
gerade in der Intensivmedizin macht die Wichtung der Literaturauswahl durch die persönliche
Erfahrung des Autoren die Qualität und praktische Relevanz einer Übersichtsarbeit
aus.
Die Serie beginnt bei den pathophysiologischen Grundlagen, weiter werden die Beatmung
bei akuter und chronischer ventilatorischer Insuffizienz sowie bei Hypoxie und Linksherzinsuffizienz
und die Strategien bei Weaning dargestellt. Ebenso wird das technische Equipment mit
den Beatmungsmodi und der Logistik der Beatmung behandelt. Schließlich werden Aspekte
zur Lebensqualität und vor allem zur Ethik am Lebensende angesprochen, die jedem Arzt,
der mit diesen schwerkranken Patienten zu tun hat, auf den Nägeln brennen.
In der Intensivmedizin ist die Datenlage für die praktische Arbeit mit den schwerkranken
Menschen schwach. Grundlage vieler Therapiekonzepte ist die Erfahrung. Allerdings
hat sich die Situation gerade in der Beatmungsmedizin in den vergangenen Jahren deutlich
gebessert. Beim hyperkapnischen Atmungsversagen infolge exazerbierter COPD gibt es
ausgezeichnete randomisierte kontrollierte Studien, die einen erheblichen Vorteil
für die nicht invasive Beatmung gegenüber der konventionellen Beatmung mit Intubation
zeigen. Trotzdem bleibt vieles offen und wir würden uns freuen, wenn die Serie als
Diskussionsforum genutzt würde. Wir möchten Sie auch stimulieren, Ihre eigene Erfahrung
in Leserbriefen einzubringen und mit den Autoren zu diskutieren.
Diese Serie soll auch dazu anregen, vor allem im Bereich der Beatmungsmedizin vermehrt
wissenschaftlich zu arbeiten. Hier ist ein großer Nachholbedarf und gerade die Pneumologen
mit ihrem pathophysiologischem Verständnis des Gasaustausches und der Lungenmechanik
können viel hierzu beitragen.