Aktuelle Dermatologie 2006; 32(1/02): 57-58
DOI: 10.1055/s-2005-921163
Bericht
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Vernissage der vierten Sonderausstellung im Moulagenmuseum Zürich, 29. September 2005

„Dreidimensionale Dokumente”-Moulagen zeigen Tierversuche, Selbstversuche und klinische ForschungOpening of the 4th Special Exhibition at the Museum of Wax Moulages in Zürich „Three-Dimensional Documents” Wax Moulages Show Animal Experiments, Self-Experiments and Clinical ResearchM.  Geiges1
  • 1Dermatologische Klinik des UniversitätsSpitals Zürich/Schweiz, Konservator im Moulagenmuseum Universität und UniversitätsSpital Zürich/Schweiz, Wissenschaftlicher Mitarbeiter Medizinhistorisches Institut und Museum der Universität Zürich/Schweiz
Moulagenmuseum des Universitätsspitals und der Universität Zürich, Haldenbachstrasse 14, 8091 Zürich/Schweiz; Homepage: http//:www.moulagen.chÖffnungszeiten: Mittwoch 14 - 18 Uhr, Samstag 13 - 17 Uhr, Eintritt frei; Führungen nach Absprache jederzeit möglich (Details siehe www.moulagen.ch)
Weitere Informationen

Dr. med. Michael L. Geiges

Moulagenmuseum

Haldenbachstrasse 14 · 8091 Zürich · Schweiz ·

eMail: geiges@derm.unizh.ch

Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
14. Februar 2006 (online)

Inhaltsübersicht

    Am 29. September 2005 wurde im Zürcher Moulagenmuseum die neue Sonderausstellung mit dem Titel „Dreidimensionale Dokumente - Moulagen zeigen Tierversuche, Selbstversuche und klinische Forschung” eröffnet. Sie wird voraussichtlich bis mindestens im Sommer 2006 zu besichtigen sein.

    1993 wurde das moderne Moulagenmuseum in Zürich eröffnet und ein Kuratorium, bestehend aus Vertretern des Universitätsspitals und der Universität Zürich, mit der Pflege beauftragt. Seit 5 Jahren präsentiert der Konservator im Museum neben den etwa 400 Moulagen der Dauerausstellung weitere der hervorragend erhaltenen dreidimensionalen Wachsobjekte aus der über 1800 Stück umfassenden Sammlung in Wechselausstellungen.

    Die vierte Sonderausstellung zeigt erstmals die historische Rolle von Moulagen zur Dokumentation und Illustration in der dermatologischen Forschung. Dieser Aspekt wurde bisher kaum erwähnt, da Moulagen vor allem als klassische Lehrmittel in der Dermatologie, besonders aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, bekannt sind. Dr. Michael Geiges hat zusammen mit der Doktorandin Frau Rebekka Holzer sämtliche Publikationen, die von Ärzten aus der Dermatologischen Klinik Zürich im Zeitraum ab 1918 bis in die 1950er-Jahre hinein veröffentlicht wurden nach Abbildungen, Fallbeispielen oder anderen Hinweisen untersucht, welche den Einsatz dermatologischer Wachsmoulagen außerhalb der Lehre belegen. Dabei wurden die Erwartungen deutlich übertroffen, denn gegen 300 Moulagen können so in ihrer Funktion klar der Forschung zugewiesen werden. Damit kann eindeutig gezeigt werden, dass die aufwändig hergestellten dreidimensionalen Abbildungen in Zürich in diesem Zeitraum auch für die Forschung eine wichtige Funktion erfüllt haben. Thematisch lassen sich die Moulagen in die Dokumentation von Selbstversuchen der Forscher, in Darstellungen der Verläufe und Ergebnisse von Tierversuchen und in Moulagen außergewöhnlicher klinischer Befunde oder Testungen und Experimente an Patienten und Probanden unterteilen. Obwohl alle Krankenakten der abgebildeten Patienten schon lange vernichtet sind und im Archiv der Moulagensammlung in der Regel höchstens Name, Geburtsdatum und eine Diagnose zur abgebildeten Person zu finden ist, können nun auch eindrückliche Schicksale dieser damals in der Dermatologischen Klinik hospitalisierten Patienten rekonstruiert und zusammen mit den lebensecht wirkenden Befunden präsentiert werden. Sie sind das Resultat des genauen Vergleiches der über 1200 Moulagen aus der Klinik mit publizierten Fallgeschichten, Forschungsprotokollen oder Kasuistiken, die an Tagungen, teilweise unter Verwendung der Moulagen, vorgestellt wurden (Abb. [1] [2] [3] [4] [5]).

    Zoom Image

    Abb. 1 Der Vorsitzende des Moulagenkuratoriums, Prof. G. Burg (li.), im angeregten Gespräch mit Altregierungsrat Dr. A. Gilgen (re.) und Prof. em. A. Schreiber vor den Vitrinen zur Röntgentherapie-Forschung.

    Zoom Image

    Abb. 2 Akutes Chinin-Ekzem, hergestellt 1922 von Lotte Volger, Dermatologische Klinik Zürich. Vorgestellt in einem Vortrag 1928 in Washington D.C. und anschließend publiziert von Prof. Bruno Bloch.

    Zoom Image

    Abb. 3 Primel-Ekzem, hergestellt 1925 von Lotte Volger, Dermatologische Klinik Zürich. Streuendes kontaktallergisches Ekzem durch Primelextrakt nach experimenteller Sensibilisierung. Selbstversuch von Prof. Bruno Bloch.

    Zoom Image

    Abb. 4 Spiegler’sche Tumoren, Wange: fraktionierte Bestrahlung nach Miescher (8 x 400 r, Intervall: 3 - 4 Tage), Oberlippe: einmalige Intensivbestrahlung nach Chaoul, 2000 r. (Zylindrome), hergestellt von Lotte Volger, Dermatologische Klinik Zürich. Mit Moulagen dokumentierter vergleichender Verlauf unterschiedlich applizierter Röntgentherapie.

    Zoom Image

    Abb. 5 Teer-Karzinom, hergestellt von Lotte Volger, Dermatologische Klinik Zürich. Tierexperimenteller Nachweis der exogenen Krebsauslösung durch Teerpinselungen an einer Maus.

    Der Vorsitzende des Kuratoriums, Herr Prof. Dr. Dr. hc. Günter Burg, Direktor der Dermatologischen Klinik des Universitätsspitals Zürich, begrüßte die ungefähr 100 Gäste im stimmungsvollen, im alten Stil erhalten gebliebenen „Monakow-Hörsaal” der Neurologischen Klinik, gleich unmittelbar neben dem Moulagenmuseum. Mit dem spannenden und unterhaltsamen Vortrag „Historische Beispiele ärztlicher Selbstversuche” über die unterschiedlichsten Motive, einen Selbstversuch zu unternehmen, wurde das Publikum von Herrn Prof. Dr. Beat Rüttimann, Direktor des Medizinhistorischen Institutes und Museums der Universität Zürich, auf die Facetten der medizinischen Forschung eingestimmt. Dr. Michael Geiges stellte die Forschungen, die schließlich zur neuen Sonderausstellung geführt haben, und einige illustrierende Beispiele als Einführung in die Ausstellung vor. Die anschließende Besichtigung der Ausstellung zeigte deutlich, wie auch heute noch die lebensechten Wachsnachbildungen zu faszinieren vermögen. Dabei konnten die Mediziner mit Weinglas und Imbiss beim Betrachten der Vitrinen von den weniger abgehärteten Laien unterschieden werden, die ihren Apéro lieber im Vorraum genossen, um dann gestärkt zu erleben, mit welchen Problemen Patienten, Ärzte und Forscher in der Dermatologie vor 50 - 80 Jahren zu kämpfen hatten.

    Dr. med. Michael L. Geiges

    Moulagenmuseum

    Haldenbachstrasse 14 · 8091 Zürich · Schweiz ·

    eMail: geiges@derm.unizh.ch

    Dr. med. Michael L. Geiges

    Moulagenmuseum

    Haldenbachstrasse 14 · 8091 Zürich · Schweiz ·

    eMail: geiges@derm.unizh.ch

    Zoom Image

    Abb. 1 Der Vorsitzende des Moulagenkuratoriums, Prof. G. Burg (li.), im angeregten Gespräch mit Altregierungsrat Dr. A. Gilgen (re.) und Prof. em. A. Schreiber vor den Vitrinen zur Röntgentherapie-Forschung.

    Zoom Image

    Abb. 2 Akutes Chinin-Ekzem, hergestellt 1922 von Lotte Volger, Dermatologische Klinik Zürich. Vorgestellt in einem Vortrag 1928 in Washington D.C. und anschließend publiziert von Prof. Bruno Bloch.

    Zoom Image

    Abb. 3 Primel-Ekzem, hergestellt 1925 von Lotte Volger, Dermatologische Klinik Zürich. Streuendes kontaktallergisches Ekzem durch Primelextrakt nach experimenteller Sensibilisierung. Selbstversuch von Prof. Bruno Bloch.

    Zoom Image

    Abb. 4 Spiegler’sche Tumoren, Wange: fraktionierte Bestrahlung nach Miescher (8 x 400 r, Intervall: 3 - 4 Tage), Oberlippe: einmalige Intensivbestrahlung nach Chaoul, 2000 r. (Zylindrome), hergestellt von Lotte Volger, Dermatologische Klinik Zürich. Mit Moulagen dokumentierter vergleichender Verlauf unterschiedlich applizierter Röntgentherapie.

    Zoom Image

    Abb. 5 Teer-Karzinom, hergestellt von Lotte Volger, Dermatologische Klinik Zürich. Tierexperimenteller Nachweis der exogenen Krebsauslösung durch Teerpinselungen an einer Maus.