Bereits im Alter von zwei Jahren haben Kinder Begriffe für Geschlechtsorgane, mit
drei Jahren können sie Menschen einem Geschlecht zuordnen, mit fünf Jahren die Genitalien
differenzieren. Mit acht Jahren beginnen die Fragen um Schwangerschaft und Geschlechtsverkehr.
Jedoch sollte der Arzt hellhörig werden, wenn ein Kind übermäßiges Interesse an Genitalien
zeigt, mit Puppen sexualisierte Spiele inszeniert oder selbst verführerisch wirken
möchte, so PD Dr. Renate Volbert, FU Berlin, auf einem Symposion. Die Gründe für frühes
problematisches Sexualverhalten von Kindern seien oft in einer aggressiven Umwelt,
in der Vernachlässigung durch die Eltern, sexuellem Missbrauch oder im Miterleben
sexueller Praktiken zu suchen.
Rund 40% der erwachsenen Sexualstraftäter berichten selbst von körperlichem, weitere
40% sogar von sexuellem Missbrauch in ihrer Kindheit. Die Rezidivraten bei Sexualstraftätern
liegen bei 13,4% innerhalb von vier bis fünf Jahren bei einer Gesamtdelinquenz von
36,3%. Sind die Sexualstraftäter noch im jugendlichen Alter, liegt die Rezidivrate
nach zwei bis drei Jahren bereits bei 11,6% bei einer Gesamtdelinquenz von 48%. Bei
schweren Taten wird eine Rückfallrate von 10-20% beobachtet, wie auch die Tübinger
Adoleszenz-Rückfallstudie Delinquenz TARD 2003-2005 mit 68 allesamt begutachteten
Sexualstraftätern zeige. Nach Prof. Michael Günter, Tübingen, müssen daher die therapeutischen
Maßnahmen intensiviert werden. Beispielsweise gibt es in Stuttgart bereits eine psychotherapeutische
Ambulanz für Sexualstraftäter, die die Rückfallrate deutlich senken konnte.
"Sexuelle Entwicklung - sexuelle Gewalt. Forensische Begutachtung von Kindern und
Jugendlichen". Symposion an der Uniklinik Tübingen zum 60. Geburtstag von Prof. Gunther
Klosinski am 25.-26.2.05