Andreas Kohler im Gespräch
Andreas Kohler ist seit Okt. 1987 bei Lilly Deutschland. In dieser Zeit war er in
verschiedenen Positionen in den Bereichen Verkauf, Marketing und Personal tätig. Nach
dreijähriger Führungstätigkeit in der Golfregion kehrte er nach Deutschland zurück.
Er ist Mitglied der Geschäftsleitung von Lilly Deutschland.
Lilly besitzt als forschender Pharmahersteller im Bereich Neurologie/Psychiatrie eine
breite und erfolgreiche Produktpalette. Andere traditionsreiche Anbieter haben sich
aus dieser Indikation weitgehend verabschiedet. Was haben Sie anders gemacht und wie
hat sich der Markt verändert?
Kohler: Zwei wichtige Faktoren sind die Veränderung der Bevölkerungsstruktur und die Zunahme
neuropsychiatrischer Erkrankungen. Nach jüngsten Berichten der Weltgesundheitsorganisation
WHO leiden daran weltweit 450 Mio. Menschen - mit steigender Tendenz. Die Überalterung
der Bevölkerung begünstigt die Entwicklung neurologischer Erkrankungen, beispielsweise
M. Parkinson und Alzheimer-Demenz.
Gleichzeitig sind Depressionen heute die häufigste Ursache für Arbeitsunfähigkeit.
Auf Rang 9 und Rang 6 folgen bipolare Störungen und schizophrene Psychosen. Eine Studie
der WHO und der Weltbank zeigt weiter, dass Depressionen auf der Skala der durch Krankheitsfolgen
beeinträchtigten Lebensjahre von Platz 5 im Jahre 1990 bis auf Platz 2 im Jahre 2020
steigen.
Dies sind genügend Gründe, um unsere Kompetenz in diesem Indikationsbereich gezielt
auszubauen. Lilly hat sich frühzeitig neben anderen Kernbereichen auf die Neurologie/
Psychiatrie konzentriert. Nur so ist es möglich, aus der Forschungspipeline ein Portfolio
innovativer Medikamente in den Indikationsfeldern zu erhalten, die eine immer wichtigere
Rolle in der Gesundheitsversorgung der Bevölkerung spielen werden.
Mit Zyprexa® hat Lilly eines der begehrten "Billion Dollar"-Arzneimittel im Portfolio.
Damit spürt die Firma aber auch besonders jede Verunsicherung, etwa die Diskussion
um die metabolischen Nebenwirkungen der atypischen Antipsychotika. Haben Sie diesen
Aspekt in der Vergangenheit unterschätzt?
Kohler: Pharmaforschung bedeutet auch unternehmerisches Risiko. Speziell bei Umsatzträgern
wie Zyprexa® sind die Ausgewogenheit und eine attraktive Entwicklungspipeline die
beste Versicherung. Dies ist einer der Gründe, warum wir uns auch in Zukunft auf bestimmte
Produktbereiche konzentrieren werden. Neben der Neurologie/Psychiatrie sind dies die
Endokrinologie, Onkologie, Urologie, Kardiologie und Infektiologie. Das atypische
Antipsychotikum Zyprexa® wurde 1996 zur Therapie von Schizophrenie, und später auch
im Rahmen von bipolaren Störungen zugelassen und ist mit mehr als 17 Mio. behandelten
Patienten weltweit eine der am besten dokumentierten Substanzen. Hier kann auf weltweit
über 2000 Publikationen zugegriffen werden. Darüber hinaus haben sich zahlreiche unabhängige
Studien speziell mit der therapeutischen Anwendung von Zyprexa® befasst. Daran wird
deutlich, dass wir uns der unternehmerischen Bedeutung und der Verantwortung für die
Sicherheit der Patienten durchaus bewusst sind.
Das Vertrauen in die Pharmaindustrie ist in der Öffentlichkeit anlässlich der Marktrücknahmen
des Lipidsenkers Lipobay® und des Rheumamedikamentes Vioxx® nicht gerade gestiegen.
Wie geht Lilly mit dem Thema Produktsicherheit um?
Kohler: Bei der Entwicklung und Vermarktung von Medikamenten ist die Arzneimittelsicherheit
von besonderer Bedeutung. Ärzte und Patienten müssen den medizinischen Ergebnissen
vertrauen können. Das bedeutet aus meiner Sicht in erster Linie größtmögliche Transparenz.
Als eines der ersten Unternehmen haben wir 2004 unter der Internet-Adresse "www.lillytrials.com"
ein weltweit öffentliches Studienregister geschaffen. Damit sind zehn Jahre unserer
Forschungsarbeit im Internet sofort abrufbar. Neben über 100 Zusammenfassungen klinischer
Studienergebnisse zu insgesamt 16 verschiedenen Medikamenten enthält diese Datenbank
darüber hinaus auch alle Informationen zu derzeit über 170 laufenden Studien - unabhängig
davon, ob diese Forschungsergebnisse positiv oder negativ für unsere Medikamente ausfallen.
Wo liegen bei Lilly Neuroscience die Forschungsschwerpunkte? Wie lässt sich ein solches
Programm heute noch finanzieren?
Kohler: Lilly investiert seit langem überdurchschnittlich in Forschung und Entwicklung. Im
Bereich Neuropsychiatrie wollen wir unsere Kompetenz neben den bisherigen Indikationen
in der Therapie der Alzheimer-Demenz oder von Angststörungen ausbauen. Um diese Forschungsarbeiten
sicherstellen zu können, benötigen wir die Anerkennung dieser Leistung durch die Honorierung
des Patentschutzes und die Schaffung entsprechender zukunftsfähiger Rahmenbedingungen.
Daneben müssen wir selbst den Anspruch von Lilly beherzigen, Arzneimittel zu entwickeln,
die zu den ersten und besten in ihrer Klasse gehören.
Lilly unterhält Forschungszentren in allen Teilen der Welt, auch in Deutschland. Wie
sehen Sie die Zukunft von Deutschland als Forschungsstandort, auch für Ihr Unternehmen?
Kohler: Verantwortung als global agierendes Pharmaunternehmen bedeutet für Lilly, wesentliche
Teile der Wertschöpfungskette in den einzelnen Märkten zu etablieren. Für den Standort
Deutschland bedeutet das die Etablierung des europaweiten Distributionszentrums in
Gießen sowie die Eröffnung unseres Forschungszentrums in Hamburg im Jahr 2000. Lilly
ist eines der wenigen Pharmaunternehmen, die in Deutschland Grundlagenforschung
betreiben. Rund 170 exzellente und hochmotivierte Mitarbeiter sind in Hamburg vor
allem mit der Erforschung neuartiger Medikamente zur Behandlung des Diabetes befasst.
Ich sehe in Deutschland einen Standortvorteil.
Gestatten Sie mir noch einen abschließenden Satz. Unsere Forschungsleistung und die
Entwicklung innovativer Behandlungsoptionen wären ohne den interdisziplinären Austausch
mit der medizinischen Öffentlichkeit nicht möglich gewesen. Anerkennung und kritische
Rückmeldungen werden uns auch in Zukunft anspornen in dem Bestreben, unsere gemeinsamen
Bemühungen zum Wohle der Patienten weiter zu intensivieren.
Wichtigste Lilly-Medikamente in Psychiatrie/Neurologie
Wichtigste Lilly-Medikamente in Psychiatrie/Neurologie
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Cymbalta® (Duloxetin MDD), Indikation: psychische und körperliche Symptome, insbesondere Schmerzen,
bei Depression.
Parkotil® (Pergolid), Indikation: Parkinson.
Prozac®/Fluctin® (Fluoxetin), Indikation: Depression.
Strattera® (Atomoxetin), Indikation: Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) bei
Kindern ab sechs Jahren, eine Weiterbehandlung bis ins Erwachsenenalter ist möglich.
Zyprexa® (Olanzapin), Indikation: Schizophrenie, manische Episoden bei bipolarer Erkrankung,
Phasenprophylaxe bei Patienten, die in der manischen Episode auf eine Behandlung mit
Zyprexa® angesprochen haben.
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Quelle: Dieser Artikel wurde durch die Lilly Deutschland GmbH unterstützt.