Der Klinikarzt 2006; 35(1): XII
DOI: 10.1055/s-2006-932240
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Invasive Mykose - Brustimplantate vor Lungentransplantation entfernen?

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Publication Date:
01 February 2006 (online)

 
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Bei Lungentransplantierten können kosmetische Fremdkörper wie zum Beispiel Brustimplantate infolge des immunsupprimierten Zustands der Patienten von opportunistischen Erregern infiziert werden. Dies zeigt eine Kasuistik, die Dr. H. Sahi, Dr. M. Budev und Dr. R. Avery von der Cleveland Clinic Foundation, Ohio (USA), im November letzten Jahres auf der Jahrestagung CHEST 2005 des American College of Chest Physicians vorgestellt haben.

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Pilzhyphen in die Kapsel des Brustimplantats eingewachsen

Die 57-jährige Patientin hatte sich aufgrund einer chronisch obstruktiven Bronchitis (COPD) 14 Monate zuvor einer einseitigen Lungentransplantation unterzogen und erhielt seitdem eine immunsuppressive Erhaltungstherapie sowie Itraconazol, Valgancyclovir und Trimethoprim-Sulfamethoxazol zur Prophylaxe opportunistischer Infektionen. Vor kurzem war bei einer Routinebronchoskopie eine akute Abstoßungsreaktion (Grad A1B0) diagnostiziert worden, die trotz zweier Steroidstoßtherapien fortbestand.

Eine Woche nach Auftreten von starken Dauerschmerzen in der linken Brust, schmerzhaften Hautläsionen an beiden Hüften und Verschwommensehen ging die Patientin zum Arzt. Im Kernspintomogramm der Brust war eine deutliche entzündliche Verstärkung rund um das linke Silikonimplantat zu erkennen. Nach Entfernung der beiden 25 Jahre alten Brustimplantate zeigte sich, dass in die linke Implantatkapsel Pilzhyphen eingewachsen waren. Zusätzlich fand sich bei der Biopsie einer Hüftläsion ein Pilzabszess mit Pseudohyphen.

Aus mehreren Gewebekulturen konnte Pseudoallescheria boydii angezüchtet werden. Vermutlich saß der initiale Herd in der Lunge und hat von dort hämatogen gestreut. Leider konnte die Patientin nicht mehr gerettet werden, da auch mehrere intrazerebrale Abszesse bestanden und es zu einer Hirnblutung kam.

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Resistente Keime erschweren die Therapie

Disseminierte Infektionen bei Lungentransplantierten sind in der Vergangenheit fast immer tödlich verlaufen, zumal die ubiquitär vorkommenden P. boydii häufig gegen Amphotericin B und Flucytosin resistent sind. Eine Behandlung mit neueren Azolen wie Voriconazol war in einigen Fällen erfolgreich. Aufgrund des klinisch und histopathologisch ähnlichen Erscheinungsbildes wie bei Infektionen durch Aspergillus oder Fusarium ist eine Anzucht des Erregers erforderlich.

Die Autoren der Kasuistik empfehlen daher aufgrund ihrer Erfahrungen, die großzügige Entfernung kosmetischer Implantate in der Transplantationsvorbereitung zu erwägen, sofern die Patientin zustimmt.

ka

Quelle: Case report presentation "Pseudoallescheria boydii breast implant infection in a lung transplant patient", im Rahmen der CHEST 2005 Annual meeting des American college of Chest Physicians