Der Klinikarzt 2006; 35(2): XII
DOI: 10.1055/s-2006-933587
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Kontinuierliche Schmerzkontrolle - Wege in ein schmerzfreies Leben

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Publikationsdatum:
23. Februar 2006 (online)

 
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Schmerzen sind einer der häufigsten Gründe eines Patienten zum Arzt zu gehen. Doch die Schmerztherapie, insbesondere die Behandlung schwerer chronischer Schmerzen, ist eine echte Herausforderung für die Therapeuten. In der Praxis bewährt und akzeptiert ist zum Beispiel die transdermale Applikation von Fentanyl: "Mit gut 51% dominiert Fentanyl derzeit den 'Betäubungsmittelmarkt'", berichtete Dr. D. Bulenda Ulm.

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Opioide sind unverzichtbar

Zwar habe man in der Schmerztherapie in den letzten Jahren sicherlich viel erreicht, meinte Dr. J.P. Jansen, Berlin, doch dies sei noch nicht genug. "Momentan erreichen wir höchstens 30% aller Schmerzpatienten - und erreicht heißt nicht automatisch ausreichend versorgt", konstatierte der Schmerztherapeut. Kritisch sieht er zum Beispiel das Stufenschema der Weltgesundheitsorganisation WHO, nach dem zunächst niedrig potente Schmerzmittel verwendet und erst bei nicht ausreichender Wirksamkeit gegen höher potente Substanzen ausgetauscht werden sollten. "Ich orientiere mich in der Praxis eher an der Stärke der Schmerzen als an der WHO-Stufe", meinte Jansen.

So gebe es zum Beispiel die von den nichtsteroidalen Antirheumatika (NSAR) bekannten kardiovaskulären und gastrointestinalen Probleme beim Fentanyl nicht. Und die bei Opioiden häufig vorkommende Obstipation sei bei der transdermalen Applikation in der Praxis ein eher seltenes Problem. Noch immer seien Opiate jedoch mit einem Stigma versehen, und das Vorurteil eines hohen Suchtpotenzials ist noch weit verbreitet, sodass viele Ärzte Angst davor haben, ihre Patienten damit (in ausreichender Dosierung ) zu versorgen.

Doch der Hauptgrund für die geringe Verordnungshäufigkeit ist seiner Meinung nach die Sorge um die Kosten und damit den gefürchteten Regress. "Eine Schmerztherapie ist jedoch nur teuer, wenn sie nicht oder falsch durchgeführt wird", meinte Jansen. Hinzu kommt, dass inzwischen auch generische Fentanyl-Matrixpflaster auf dem Markt zur Verfügung stehen - zum Beispiel das fentanyl-ratiopharm® Matrixpflaster. Pro Patient und Jahr ergebe sich damit ein Einsparpotenzial von bis zu 620 Euro im Vergleich zu dem Originalpräparat, berechnete Bulenda.

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Sicher und effektiv, dabei klein und flexibel

Das neue Matrixpflaster setzt auf eine sichere und hautfreundliche Formulierung. Der Wirkstoff ist direkt im Kleber, einer Matrix aus Polyacrylsäure, eingebettet, aus der er kontinuierlich freigesetzt wird. Nach der Ausbildung eines Hautdepots lassen sich gleichbleibende Wirkspiegel erzielen. Ein wichtiger Aspekt, denn bei der Therapie chronischer Schmerzen strebt man ausreichende und möglichst gleichmäßige Schmerzmittelkonzentrationen im Plasma an. "The flatter, the better", so brachte Prof. H. Blume das Konzept auf den Punkt. Er erinnerte aber auch daran, bei der Entfernung des Pflasters das Hautdepot im Blick zu behalten und "nicht gleich zu substituieren"!

In mehreren Studien hat das neue generische Fentanylpflaster seine Bioäquivalenz zum Original - das damals noch als Reservoirpflaster zur Verfügung stand - belegen können. Egal ob in vitro, bei einer Einmalapplikation oder bei einer "Multiple-Dose-Studie" waren bei gleicher Wirkstärke keine Unterschiede in der Plasmakonzentration zu verzeichnen. "Interindividuelle Unterschiede bestehen dabei jedoch bei beiden Systemen durchaus", berichtete Blume, "wir müssen also jeden Patienten individuell einstellen."

Auch die Klebeeigenschaften des generischen Fentanylpflasters beurteilten die Experten positiv: Nur eines von insgesamt 616 Pflastern hatte sich im Rahmen der Untersuchung teilweise abgelöst, und "ein abgelöstes Plaster ist kein gutes Pflaster", berichtete Dr. P. Klaffenbach, Langenfeld. Dabei ist das Pflaster angenehm und unauffällig zu tragen - es ist transparent und flexibel - und es ist "das kleinste seiner Art", so Klaffenbach. In der Wirkstärke von 25 µg zum Beispiel ist es nur etwa so groß wie eine Zwei-Euro-Münze.

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Angst vor dem Notfall?

Für die Akutversorgung medizinischer Notfälle mache es keinen Unterschied, ob ein Patient ein Fentanylpflaster trage oder nicht, meinte Jansen abschließend. Dieses weit verbreitete Vorurteil sei unbegründet. "Es gibt kein Medikament, das Ärzte bei einem Fentanylpatienten im Notfall nicht einsetzen können. Das gilt auch für eine notfallmäßige Morphintherapie, etwa bei einem Herzinfarkt", betonte der Mediziner.

sts

Quelle: Pressekonferenz "Wege in ein schmerzfreies Leben - da gibt's jetzt was von ratiopharm", veranstaltet von der ratiopharm GmbH, Ulm