Rofo 2006; 178(3): 344-346
DOI: 10.1055/s-2006-933628
Mitteilungen der DRG

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Tätigkeitsbericht der Akademie für Fort- und Weiterbildung 2004/2005

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Publication Date:
01 March 2006 (online)

 
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    Vorgetragen auf der Mitgliederversammlung der Deutschen Röntgengesellschaft anläßlich des Deutschen Röntgenkongresses in Berlin am 6. Mai 2005

    Die Akademie für Fort- und Weiterbildung in der Radiologie konnte sich seit dem vergangenen Deutschen Röntgenkongress 2004 in Wiesbaden, dem letzten Kongress in Wiesbaden, weiter konsolidieren. Die Teilnehmerzahl liegt jetzt bei ca. 3700, das bedeutet, dass etwa 70% aller aktiven diagnostischen Radiologen Teilnehmer unserer Akademie sind. Trotz der Belastung durch den Umzug nach Berlin konnte Bernhard Lewerich mit seinem Team allen Verpflichtungen im Hinblick auf die Evaluation von Kategorie-I-Kursen, auf die Punktekontoführung und die Ausstellung von Zertifikaten ohne größere Verzögerungen nachkommen. Die Akademie hat seit ihrem Bestehen mehr als 17 000 Vorträge evaluiert. Durch unsere gleichzeitigen Aktivitäten im Kammerbereich und im Deutschen Senat für ärztliche Fortbildung konnte das für unsere Existenzberechtigung enorm große Problem der Anerkennung unserer Tätigkeit durch die Kammern und die KVen gelöst werden. Dazu wurde ausführlich in der Märzausgabe 2005 der RöFo Stellung genommen. Es wird sicherlich immer wieder Klärungsbedarf mit einzelnen Kammern geben; hier bitten wir Sie uns entsprechend zu informieren.

    Die Fortbildungsordnung bezüglich der an Krankenhäusern tätigen Fachärzte ist noch nicht umgesetzt. Zum aktuellen Stand (Januar 2006) dieses Problems siehe Addendum unten.

    Auf dem diesjährigen ECR 2005 in Wien hatte ich Gelegenheit, in einer Veranstaltung über die "Herausforderungen der Radiologie auf dem Gebiete der Fort- und Weiterbildung in der EU" Struktur und Funktion unserer deutschen radiologischen Akademie zu präsentieren. Aus der europäisch-international geführten Diskussion ergab sich, dass wir in Deutschland mit unserer Akademie sehr weit vorne sind, eine vergleichbare Institution gibt es in anderen größeren europäischen Ländern wie z.B. in England, Frankreich oder Italien nicht.

    Vorstand und Mitglieder der Deutschen Röntgengesellschaft und des Berufsverbandes Deutscher Radiologen können also auf unsere Akademie, die ja auch in Deutschland immer Vorbildcharakter hatte, mit Recht stolz sein.

    Bei der Vorbereitung dieses Kongresses in Berlin hatte die Akademie erstmalig Gelegenheit, die Fortbildung aktiv mitzugestalten. Gemeinsam mit Vertretern der einzelnen Arbeitsgemeinschaften konnten wir dem Kongresspräsidenten, Herrn Prof. Wolf, ein sehr breit gefächertes Angebot an Refresherkursen und Workshops anbieten. In dieser Arbeitsgruppe der Akademie waren namentlich die Herren Delorme (Heidelberg), Heuser (Bochum), Lange (Recklinghausen), Sandstede (Würzburg), Stäbler (München) und - beratend - Bohndorf (Augsburg) außerordentlich engagiert, wofür wir ihnen herzlich danken.

    Wie schon auf dem letzten Röntgenkongress in Wiesbaden angekündigt, ist es das Ziel der Akademie, die Fortbildung mehr currikulär zu gestalten. Jeweils angepasst an die Hauptthematik eines deutschen Röntgenkongresses sollen die Themen der jeweiligen Refresherkurse quantitativ stärker vertreten sein. Beim diesjährigen Röntgenkongress 2005 liegt der wissenschaftliche Schwerpunkt auf der Abdominaldiagnostik, entsprechend stärker ist das Kontingent von Refresherkursen auf diesem Gebiet. Es ist so aufgebaut, dass praktisch die gesamte Abdominaldiagnostik in Refresherkursen während dieses Röntgenkongresses abgedeckt wird. Daneben gibt es aber genügend Refresherkurse auf anderen Organgebieten. So hat sich z.B. die Arbeitsgemeinschaft für muskuloskelettale Diagnostik dazu entschlossen, in diesem Jahr schwerpunktmäßig das Thema Wirbelsäule zu behandeln. Im nächsten Jahr (2006) wird es die Gelenkdiagnostik, insbesondere die Diagnostik des Fußes, sein und im übernächsten Jahr denken wir an die Diagnostik z.B. von Stoffwechselerkrankungen oder an die Gelenke der oberen Extremität. Nach einem Zyklus von 4 bis 5 Jahren könnte so theoretisch die gesamte Skelettdiagnostik in Refresherkursen abgedeckt sein, also eine kurrikuläre Fortbildung. Der tiefere Sinn in dieser Art von Refresherkursgestaltung liegt darin, dass die einzelnen Teilnehmer über längere Zeiträume ihr Fortbildungsprogramm besser planen können.

    Erstmalig auf einem Deutschen Röntgenkongress fand eine interaktive Refresherkursreihe mit Hilfe eines TED-Systems (Teledialog) statt. Diese Veranstaltung konnte mit sehr erfahrenen Radiologen und hervorragenden Didaktikern besetzt werden.

    Zusammenfassend betrachtet, lässt sich feststellen, dass die Fortbildung in der Diagnostischen Radiologie in guter Kondition ist. Da sich unsere Akademie aber allein schon aufgrund ihrer Namensgebung ("Akademie für Fort- und Weiterbildung in der Radiologie") auch in der Weiterbildung verpflichtet fühlt, müssen wir uns in den nächsten Jahren mit dieser Thematik intensiver beschäftigen. Das ist insbesondere auf der oben erwähnten Veranstaltung auf dem Europäischen Kongress in Wien klargeworden. Die Weiterbildung ist in Deutschland verbesserungsfähig, das gilt auch für die Radiologie. An dieser Stelle ist allerdings hervorzuheben, dass es in Deutschland hervorragende und gut funktionierende Weiterbildungsstätten in unserem Fach gibt.

    Eine gut organisierte Fortbildung kann besser greifen, wenn man gut weitergebildet ist. Grundsätzlich ist die Weiterbildung eine Angelegenheit der Kammern und in der überwiegenden Zahl der Fälle ist die Weiterbildung in Form der neuen Weiterbildungsordnung geregelt. Diese Regelungen haben jedoch - vorgegebenermaßen - einen formalen Charakter und erfassen weniger das inhaltliche und die praktische tägliche Durchführung. Letztere wird wesentlich durch die äußeren Rahmenbedingungen, insbesondere bei einer Tätigkeit im Krankenhaus, bestimmt. Wenn man die Ursachen des sich entwickelnden Ärztemangels betrachtet und entsprechende analytische Berichte studiert, fällt immer wieder der Punkt "Schlechte Bedingungen in der Weiterbildung" auf. Nicht ohne Grund wandern viele Kollegen z.B. nach England aus, wo - aus meiner Sicht - ideale Weiterbildungsbedingungen bestehen.

    Die schlechten Weiterbildungsbedingungen haben ihren Grund darin, dass Ärzte in der Weiterbildung über die Krankenhäuser von den Krankenkassen finanziert werden und zwar nahezu gleichwertig wie Fachärzte. Im Gegenzug verlangt das System, also das Krankenhaus und die Krankenkassen, von den Weiterbildungsassistenten einen vollen Routineeinsatz, es gibt keinen Freiraum für Weiterbildung. Es gilt die Devise: Learning by doing. Dieser Systemfehler lässt sich wahrscheinlich nur sehr langfristig korrigieren.

    Ein möglicher Lösungsansatz wäre es, über DRG-Zuschläge, also mehr Geld, mehr Weiterbildungsstellen zu schaffen, so dass für den einzelnen Weiterzubildenden z.B. 20% der Arbeitszeit auf eine stringente Weiterbildung (z.B. Selbststudium, theoretischer Unterricht durch den ermächtigten Weiterbilder und seine fachärztlichen Kollegen, Besuch von speziellen Weiterbildungsveranstaltungen etc.) entfallen können. Ob eine solche oder ähnliche Lösung in absehbarer Zeit umgesetzt werden kann, sollten wir aber nicht abwarten, denn es wird in Anbetracht der leeren Kassen im System sicherlich einige Zeit auf sich warten lassen. Dennoch müssen wir möglichst bald gemeinsam mit interessierten Kammern versuchen, für die Weiterbildungsassistenten in der Radiologie optimale Bedingungen zu schaffen. Damit steigen bei unseren Weiterbildungsassistenten Motivation und der Spaß an ihrer Arbeit. Die Radiologie könnte auch hier eine Vorreiterfunktion für andere Disziplinen besetzen.

    Eines steht fest: Wir müssen jetzt bald handeln, ehe auch hier der Staat zugreift und bürokratische Regelungen konstruiert, die nicht umsetzbar sind und nur zur Demotivierung des Nachwuchses führen.

    Wie können wir ein solches Ziel umsetzen? Im Folgenden möchte ich dazu einige punktuelle Anregungen geben, die bald mit dem Vorstand unserer Gesellschaft diskutiert werden sollten:

    1. Eine Gruppe von Interessierten, zu der in jedem Falle ein erfahrener Weiterbilder und ein Weiterbildungsassistent gehören sollten, erarbeiten ein Anforderungsprofil für eine radiologische Weiterbildungsstätte. Inhaltlich gehören dazu z.B.

    • die Ausstattung der Bibliothek,

    • eine Lehrsammlung,

    • ein freier Internetzugang zu Lernprogrammen, bzw. E-Learning-Projekten,

    • des Weiteren die Zahl der Wochenstunden, die der theoretischen Weiterbildung gewidmet werden,

    • ein Fragenkatalog zur Zufriedenheit der Weiterbildungsassistenten

    • und schließlich die Erarbeitung und permanente Überarbeitung einer CD-ROM-basierten Fallsammlung für die Vorbereitung auf die Facharztprüfung. Für meine Weiterbildungsassistenten habe ich solch eine CD-ROM quer durch die Radiologie bereits erstellt. Sie ist Grundlage für das vorbereitende Kolloquium vor der Facharztprüfung. Darüber hinaus nutze ich sie bei der Kammerprüfung von Assistenten anderer Kliniken.

    2. Das erwähnte Gremium macht - selbstverständlich nur auf freiwilliger Basis - schriftliche Evaluationen in einzelnen Kliniken oder auch - wenn gewünscht - persönliche Visitationen. Letzteres wird in England von der dortigen Röntgengesellschaft praktiziert. Das hat den Vorteil, in einem persönlichen Gespräch mit den Weiterbildungsassistenten leichter an die Probleme identifizieren und entsprechende Verbesserungsvorschläge machen zu können.

    3. Es werden regionale Veranstaltungen ausschließlich für Weiterbildungsassistenten organisiert oder größere Weiterbildungsstätten erarbeiten 5- bis 10-tägige Intensivkurse für Weiterbildungsassistenten auf bestimmten Schwerpunktgebieten, die "zu Hause" weniger repräsentiert sind. Das Ganze ist also eine Art von Intensivhospitation.

    4. Der Akademie stellen sich didaktisch geübte Spezialisten zur Verfügung, die bei Bedarf von mittleren und größeren Weiterbildungsstätten für einen oder zwei Tage angefordert werden können, damit in diese Institutionen auch einmal Anregungen von außen hineingebracht werden können.

    Dies sind nur einige grob skizzierte Anregungen, die man in den nächsten Jahren umsetzen könnte, selbstverständlich immer auf freiwilliger Basis und vielleicht auch hier und dort in Zusammenarbeit mit einer regionalen Ärztekammer, die als für die Weiterbildung Zuständige solche Angebote vielleicht nicht ungern aufgreift.

    Prof. J. Freyschmidt

    Vorsitzender des Direktoriums der Akademie für Fort- und Weiterbildung in der Radiologie