Es begab sich im September letzten Jahres, dass die Stiftung Warentest die 5. Auflage
ihres Patientenratgebers „Die andere Medizin” mit großem Werbeaufwand der Öffentlichkeit
vorstellte. An Selbstbewusstsein war kein Mangel: „Um es gleich zu sagen, es ist nicht nur eine würdige Fortsetzung von medizinischer
Aufklärung und Bewertung durch die STIFTUNG WARENTEST - diese Abhandlung setzt Maßstäbe
und sucht ihresgleichen”, so der O-Ton einer vollmundigen Verlautbarung der Stiftung, die denn auch wenig
später ihr Druckwerk schon als „Bestseller” bewarb.
Wie nicht anders zu erwarten, hagelte es Protest vor allem von den „Zwei Drittel”
der bewerteten Verfahren, die u.a. als „untauglich, um Krankheiten und gesundheitliche Störungen zu beheben” befunden worden waren. Was Viele zur Weißglut brachte, war die für Experten klar offensichtlich
oberflächliche bis inkompetente Bearbeitung. Da hilft es auch nichts, am Ende die
Verantwortung auf einen Wissenschaftler als „Schlussgutachter” abzuschieben (dessen
Einwände offenbar zumindest teilweise unberücksichtigt blieben).
Absolut peinlich, wie mit der Osteopathie umgegangen wurde. Da widmen die Autoren
der Kraniosakraltherapie ein eigenes Kapitel, während die Osteopathie als Ganzes irgendwo
unter „Manueller Medizin” subsummiert wird - möglicherweise, weil amerikanische Osteopathen
oft von „osteopathic manipulative treatment” sprechen. Wer Begriffe wie „Manuell”
oder „Manipulation” wie in diesem Kapitel geschehen, so wenig differenziert darstellt
und bewertet, muss das ohne entsprechende Fachkenntnis getan haben.
Einer dieser Fehler (wenngleich nur ein vergleichsweise begrenztes Detail) hat der
Auflage nun das Genick gebrochen. Die Stiftung Warentest erkannte im November eine
vom Landgericht Hamburg erlassene, von der Deutschen Homöopathischen Union erwirkte,
Einstweilige Verfügung als endgültige Regelung an (Landgericht Hamburg; AZ: 12O565/05)
und stellte am 28.11.2005 den Vertrieb der fünften Auflage endgültig ein. Bis heute
findet sich dazu übrigens kein Wort auf den eigenen Internet-Seiten. Lediglich auf
der Bestellseite der Stiftung Warentest wurde der Eintrag getilgt (ohne Spuren zu
hinterlassen...).
Auch wenn die Stiftung in ihrem Methodenteil beteuert, entsprechenden fachkundigen
Rat einzuholen, so ist das unseres Wissens für den Bereich der Osteopathie nicht oder
zumindest nicht adäquat geschehen. Es bleibt zu hoffen, dass man bei der Stiftung
lernfähig ist, wenn man nicht langfristig den traditionell guten Ruf aufs Spiel setzen
möchte.
Was die Osteopathie betrifft, gibt es auch keine faulen Ausreden mehr. Der Stand ist
inzwischen gut und klar organisiert, mit der BAO gibt es eine autoritative Ansprechadresse.
Und mit der DO ein gemeinsames Sprachrohr - sowohl die BAO als auch die EFO haben
für die DO als offizielles Verbandsjournal entschieden. Wir heißen die beiden Verbände
herzlich willkommen an Bord!
Die Herausgeber