Pneumologie 2006; 60(5): 274
DOI: 10.1055/s-2006-941631
Für Sie notiert

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Lungentransplantation - Inhalatives Ciclosporin unterdrückt die chronische Abstoßung

Further Information

Publication History

Publication Date:
15 May 2006 (online)

 
Table of Contents

Abstoßungsreaktionen nach einer Lungentransplantation können durch Immunsuppressiva immer noch nicht befriedigend unterdrückt werden. Der systemische Einsatz des hochpotenten Ciclosporins wird durch seine Nebenwirkungsrate (z.B. Nephrotoxizität) limitiert. Möglicherweise eignet sich das Mittel aber zur lokalen, inhalativen Anwendung.

A.T. Iacono et al. setzten in ihrer randomisierten, doppelblind-kontrollierten Studie ein inhalatives Ciclosporin ein (N Eng J Med 2006; 354: 141-150). Die 58 Lungentransplantierten erhielten über 2 Jahre zusätzlich zur Standardimmunsuppression (Tacrolismus, Azathioprin und Prednisolon) ein inhalatives Ciclosporin (100-300 mg, 3-mal/Woche, n = 28) oder ein Plazeboinhalat (n = 30). Die Autoren überprüften, ob es bei den Patienten zu einer akuten oder chronischen Abstoßungsreaktion kam. Eine Differenzierung ermöglichten die regelmäßig durchgeführten Lungenbiopsien und Spirometrien. Abstoßungsreaktionen nach dem ersten Jahr wurden als chronisch gewertet, wenn gleichzeitig das charakteristische Krankheitsbild der Bronchiolitis obliterans auftrat. Im Weiteren registrierten sie auch die ciclosporintypischen Nebenwirkungen und den Mortalitätsverlauf.

Auf die Rate der akuten Abstoßungen hatte das Ciclosporin keine nachweisbare Wirkung. In beiden Gruppen kam es zu rund 0,45 relevanten, akuten Abstoßungsreaktionen/Patientenjahr. Bei den chronischen Abstoßungen zeigte sich dagegen ein günstiger Ciclosporineffekt. In dieser Gruppe kam es zu 6 histologisch gesicherten, chronischen Abstoßungsreaktionen. Unter Plazebo registrierten die Autoren dagegen 19 chronische Abstoßungen. Im Spirometrieverlauf zeigten sich unter Ciclosporin 10 Fälle einer Bronchiolitis. Unter Plazebo verdoppelte sich diese Rate. Dies hatte Auswirkungen auf den Mortalitätsverlauf: Unter der Ciclosporintherapie starben 3 Patienten, in der Plazebogruppe waren es 14. Dabei traten keine vermehrten ciclosporintypischen Nebenwirkungen, wie etwa Nephrotoxizität oder opportunistische Infektionen auf.

Zoom Image

Inhalatives Ciclosporin verringert nach einer Lungentransplantation das Risiko einer chronischen Abstoßung (Bild: Archiv, nachgestellte Situation).

#

Fazit

Nach einer Lungentransplantation lässt sich durch inhalatives Ciclosporin die Überlebenszeit deutlich verlängern. Dies geht im Wesentlichen auf die Unterdrückung von chronischen Abstoßungsreaktionen zurück. Akute Abstoßungen werden durch inhaliertes Ciclosporin nicht beeinflusst, so die Autoren.

#

Kommentar zur Studie

Für M. M. DeCamp ist die Nachsorge nach einer Lungentransplantation immer noch unbefriedigend (N Eng J Med 2006; 354: 191-193). Die bisher etablierten Immunsuppressiva konnten die Rate der Abstoßungsreaktionen, insbesondere die der chronischen, nicht auf das sonst in der Transplantationsmedizin übliche Niveau senken. Es zeigt sich zudem, dass sich die Pathophysiologie der chronischen Abstoßung wesentlich von der der akuten unterscheidet. Nach den bisher erfolglosen Versuchen mit inhalativen Kortikoiden scheint nun der Durchbruch zu gelingen. Bis zur Validierung dieser ersten Ciclosporinstudie wird allerdings noch einige Zeit vergehen, da es an ausreichenden Fallzahlen der einzelnen Zentren mangelt.

H.G.

Dr. Horst Gross, Berlin

 
Zoom Image

Inhalatives Ciclosporin verringert nach einer Lungentransplantation das Risiko einer chronischen Abstoßung (Bild: Archiv, nachgestellte Situation).