Der Klinikarzt 2006; 35(5): XIV
DOI: 10.1055/s-2006-941664
Blickpunkt

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Hemmung von Synthese und Resorption - Kampf an zwei "Cholesterin-Fronten" macht Sinn

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Publikationsdatum:
29. Mai 2006 (online)

 
Inhaltsübersicht

Die Geschichte der Statine ist nicht ohne Grund - von wenigen Ausnahmen abgesehen - eine richtige 'Erfolgsstory'. Denn Statine sind bislang die potenteste medikamentöse Option zur Reduktion der LDL-Spiegel im Kampf gegen (kardio)vaskuläre Ereignisse. "Dass es hierbei am wichtigsten ist, die LDL-Cholesterinwerte zu senken, dafür sprechen viele Studien", meinte Prof. S. Matthaei, Quakenbrück. Doch trotzdem "haben wir die koronare Herzkrankheit nicht heilen können. Zwar können wir heute 30-40% der Ereignisse verhindern, bis zu den 100% ist es aber noch ein langer Weg", konstatierte Prof. J. Schäfer, Marburg.

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Lieber kombinieren als Statindosis erhöhen

Ein Grund dafür ist sicher, dass unter einer Statinmonotherapie im Schnitt nur etwa ein Drittel der behandelten Patienten die angestrebten Cholesterinzielwerte erreichen, und hierbei ist die therapeutische Option einer LDL-Reduktion bei KHK-Hochrisikopatienten auf Werte unter 70 mg/dl bei weitem nicht berücksichtigt. Doch mit jeder Verdopplung der Dosis eines beliebigen Statins lässt sich das LDL-Cholesterin nur um weitere 6% senken. Zudem steigt mit jeder Dosissteigerung auch das Risiko für Nebenwirkungen. "Wir können Statine also nicht beliebig hochtitrieren", warnte Schäfer.

Durch die Kombination von Statin und Ezetimib (z.B. Simvastatin/Ezitimib; Inegy®) lassen sich deutlich mehr Patienten optimal einstellen, dies hat vor kurzem einmal mehr die EASE[1]-Studie belegt. In dieser praxisnahen Untersuchung hatten 3030 Patienten, deren LDL-Werte unter einer Statinmonotherapie nicht ausreichend kontrolliert waren, zusätzlich entweder 10 mg Ezetimib oder Plazebo erhalten.

Nach sechs Wochen sanken unter Ezetimib die LDL-Cholesterinspiegel um weitere 25%, berichtete Schäfer, sodass insgesamt 71% der Patienten die Zielwerte erreichten. Unter Plazebo waren dies nur 20%. Auch andere Lipidparameter beeinflusste die Kombinationstherapie positiv: So sanken die Triglyzeridwerte um fast 13 und das Apolipoprotein B (Apo B) um fast 20% - auch hier gilt natürlich: "on top".

Ein weiteres eindrucksvolles Studienergebnis macht den Erfolg der Kombinationstherapie besonders deutlich: "Etwa ein Drittel der Patienten, die zuvor einer Apheresetherapie zugeführt werden mussten, konnten nach der Therapieumstellung aus dem Aphereseprogramm herausgenommen werden", freute sich Schäfer, "und das sind Patienten mit schwersten Lipidstoffwechselstörungen!"

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Nur leichter und transienter Anstieg der Laborwerte

Die gemeinsame Hemmung von Cholesterinsynthese in der Leber und der Cholesterinresorption im Darm macht viel Sinn, bestätigte auch Prof. H. Kroemer, Greifswald. "Es entsteht ein echter additiver Effekt, wobei sich beide Substanzen nicht gegenseitig in ihrer Pharmakokinetik beeinflussen." Dieser Zusatzeffekt ist jedoch praktisch nicht mit einem höheren Nebenwirkungsrisiko - bezogen insbesondere auf die beiden Hauptnebenwirkungsorgane Muskel und Leber - verbunden, betonte der Pharmakologe. "Nur in Teilbereichen sind leichte, aber transiente Erhöhrungen der Parameter zu verzeichnen, die aber alle in einem äußerst akzeptablen Bereich liegen!"

sts

Quelle: Symposium "Lipidtherapie im Wandel" veranstaltet von der MSD Sharp & Dohme GmbH, Haar, und der essex pharma GmbH, München

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Literatur

  • 17 Pearson TA . et al . Mayo Clin Proc. 2005;  80 587-595

03 Ezetimibe Add-on to Statin for Effectiveness trial

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Literatur

  • 17 Pearson TA . et al . Mayo Clin Proc. 2005;  80 587-595

03 Ezetimibe Add-on to Statin for Effectiveness trial