Einleitung
Ein Plasmozytom ist ein niedrig malignes Non-Hodgkin-Lymphom mit diffuser oder multilokulärer
Infiltration des Knochenmarks, das vorwiegend ältere Patienten betrifft. Ein Klon
maligner transformierter Plasmazellen bildet Immunglobuline eines einzigen Idiotyps,
so genannte monoklonale Immunglobuline (IgG, IgA, IgD, IgE) und/oder Leichtketten
(kappa, lambda). Der Hauptmanifestationsort ist somit das Knochenmark und die klinische
Präsentation wird durch die Folgen der Verdrängung der normalen Hämatopoese, der Destruktion
von Knochen durch eine Osteoklastenaktivierung oder der Immundefizienz bestimmt [1 ]
[2 ]
[3 ]. Extramedulläre Manifestationen sind vergleichsweise selten. Sie können in Form
solitärer oder multilokulärer tumorähnlicher Läsionen, den extramedullären Plasmozytomen
oder in Form diffuser Infiltrationen von extramedullären Organen durch Plasmazellen
und/oder Deposition von monoklonalen Immunglobulinen und/oder leichten Ketten mit
konsekutiver Schädigung dieser Organe auftreten [3 ].
Pulmonale oder pleurale Beteiligungen beim Plasmozytom sind Raritäten. Sie können
ein breites Spektrum an Manifestationen beinhalten und treten meist in fortgeschrittenen
Krankheitsstadien auf. Wir berichten über einen Patienten, bei dem die pulmonale und
pleurale Beteiligung eines IgG sezernierenden Plasmozytom vom Typ Lambda die klinische
Erstmanifestation darstellte.
Fallbeschreibung
Ein 75-jähriger Patient wurde wegen zunehmender Dyspnoe bei körperlicher Belastung,
eines unproduktiven Hustens, allgemeiner Schwäche und eines Gewichtsverlusts von 10
kg innerhalb von 6 Wochen stationär eingewiesen.
An Vorerkrankungen bestanden eine koronare Herzkrankheit und eine arterielle Hypertonie.
Ein Jahr zuvor war bei einer Routineuntersuchung ein Extragradient in der Gamma-Fraktion
der Serumelektrophorese festgestellt und als monoklonales Immunglobulin G-Typ charakterisiert
worden. Eine hämatologische Diagnostik führte zur Diagnose einer monoklonalen Gammopathie
unbestimmter Signifikanz (MGUS) und zur Initiierung regelmäßiger Verlaufsuntersuchungen.
Bei der klinischen Untersuchung sahen wir einen 188 cm großen und 83 kg schweren Patienten
in reduziertem Allgemeinzustand. Über den Lungen war ein Vesikuläratmen mit einer
Abschwächung des Atemgeräuschs links basal auskultierbar. In diesem Bereich bestand
eine Klopfschalldämpfung. Die Leber war 3 cm unter dem Rippenbogen palpabel und druckschmerzhaft.
Der übrige Status praesens war unauffällig.
Bei den laborchemischen Untersuchungen fiel eine starke Erhöhung der Blutsenkungsgeschwindigkeit
auf 70/100 mm n. W. auf. Das CrP war mit 5 mg/l an der oberen Normgrenze (NB: 0 -
5 mg/l). Das Blutbild war mit einem Hämoglobin von 14,5 g/dl (9 mmol/l) (NB: 14 -
18 g/dl), Leukozyten von 7,2 × 103 /µl (NB: 4,3 - 10 × 103 /µl) und Thrombozyten von 170 × 103 /µl (NB: 140 - 440 × 103 /µl) unauffällig. Das Differenzialblutbild zeigte eine geringe Vermehrung der Lymphozyten
auf 46 % und eine leichte Reduktion der segmentkernigen neutrophilen Granulozyten
auf 38 %, jedoch keine Blasten oder Plasmazellen. Das Kreatinin im Serum war mit 1,1
mg/l (98 µmol/l) (NB: 0,6 - 1,5 mg/dl) im Normbereich. Es bestanden eine Hyperkalzämie
von 5,46 mval/l (2,73 mmol/l) (NB: 2,3 - 5,1 mval/l) und eine Erhöhung der LDH im
Serum auf 160 U/l (5 µmol/l) (NB: 60 - 120 U/l). Das Gesamteiweiß im Serum war mit
72,9 g/l (NB: 66 - 87 g/l) nicht erhöht. In der Serumelektrophorese (Albumin 48,9
%, α1-Globuline 3,1 %, α2-Globuline 10,6 %, β-Globuline 9,0 % und γ-Globuline 28 %)
zeigte sich ein M-Gradient in der Gamma-Fraktion. In der Immunfixation waren im Serum
ein monoklonales Paraprotein vom IgG Typ λ und im Urin ein Bence-Jones-Protein Typ
λ nachweisbar ([Abb. 1 ]). Immunglobulin G im Serum war auf 26,1 g/l erhöht (Normbereich 7 - 16 g/l), die
Konzentrationen von IgM mit 0,2 g/l (NB: 0,4 - 2,3 g/l) und IgA mit 0,2 g/l (NB: 0,7
- 4 g/l) hingegen erniedrigt. In der Durchflusszytometrie war keine pathologische
B-Zell-Population im peripheren Blut nachweisbar.
Abb. 1 Serumelektrophorese (a ) und Immunelektrophorese (b ) mit Nachweis eines Extragradienten durch ein monoklonales IgG Typ Lambda (ELP -
Elektrophorese, G - Immunglobulin G, A - Immunglobulin A, M - Immunglobulin M, K -
Kappa-Leichtketten, L - Lambda-Leichtketten).
Bei den Röntgen-Untersuchungen der Thoraxorgane zeigte sich über beiden Lungen eine
intensive diffuse Beherdung mit unscharf begrenzten und konfluierenden Noduli und
ein ausgedehnter linksseitiger Pleuraerguss ([Abb. 2 ]). Die thorakale CT bestätigte beidseitige Pleuraergüsse sowie die diffuse, konfluierende
Beherdung des gesamten Lungenparenchyms ([Abb. 3 ]).
Abb. 2 Röntgenuntersuchung der Thoraxorgane mit Nachweis einer diffusen Beherdung mit unscharf
begrenzten und konfluierenden Noduli und eines ausgedehnten linksseitigen Pleuraergusses.
Abb. 3 CT der Thoraxorgane (a : Übersicht, b : Ausschnitt) mit Nachweis einer diffusen Beherdung mit unscharf begrenzten und konfluierenden
Noduli. Zusätzlich bestehen links ein minimaler Resterguss und ein Weichteilemphysem
nach der Thorakoskopie.
Die Röntgen-Untersuchungen des Beckens, der gesamten Wirbelsäule, des Schädels und
der langen Röhrenknochen zeigten multiple Osteolysen im Schädel und in beiden Oberarmen.
Lungenfunktionell waren eine schwergradige restriktive Ventilationsstörung und Einschränkung
der Diffusionskapazität nachweisbar. Die Blutgasanalyse in Ruhe wies eine geringe
manifeste respiratorische Partialinsuffizienz bei ausgeglichenem Säure-Basen-Status
nach.
Das EKG zeigte einen normofrequenten Sinusrhythmus und einen Indifferenztyp ohne Erregungsausbreitungs-
und -rückbildungsstörungen.
Echokardiographisch war die linksventrikuläre Pumpfunktion mit einer Ejektionsfraktion
von 50 % ohne regionale Dyskinesien global reduziert. Es bestand keine Rechtsherzbelastung.
Die Pleuraergussdiagnostik erbrachte ein Exsudat mit einem Eiweißgehalt von 62,3 g/l
und einer LDH von 330 U/l (10,3 mmol/l.s). Die mikrobiologischen Untersuchungen waren
negativ, die zytologische Untersuchungen wies neben Leukozyten tumorverdächtige Zellen
nach, die auf Grundlage der Immunzytochemie und der in-situ-Hybridisierung als λ-Leichtketten
produzierende Plasmazellen charakterisiert werden konnten ([Abb. 4 ]).
Abb. 4 Zytologische Untersuchungen des Pleuraergusses mit Nachweis von λ-Leichtketten produzierenden
Plasmazellen (a : Immunzytologie 600 ×, b : In-situ-Hybridisierung 600 ×).
Eine thorakoskopische Inspektion der linken Pleurahöhle zeigte eine wellige, knotige
Oberfläche der Lunge. Die Pleura parietalis war diffus hyperämisch mit vereinzelten
bizarren polypoiden Auflagerungen ([Abb. 5 ]). Die histologischen und immunhistochemischen Untersuchungen von Biopsien aus diesen
Arealen bewiesen eine diffuse Infiltration durch ein IgG-sezernierendes Plasmozytom
vom λ-Leichtkettentyp ([Abb. 6 ]).
Abb. 5 Thorakoskopischer Situs des linken Hemithorax mit Nachweis einer welligen, knotigen
Oberfläche der Lunge und einer hyperämischen Pleura parietalis (a ), auf der sich multiple kleine polypoide Auflagerungen zeigten (b ).
Abb. 6 Histologie von Biopsien aus der Pleura parietalis mit Nachweis einer diffusen Infiltration
durch λ-Leichtketten produzierende Plasmazellen (a : HE-Färbung 400 ×, b : Immunhistologie λ-Leichtketten 400 ×).
Bei einer Bronchoskopie zeigte das zentrale Bronchialsystem den Aspekt einer geringgradigen
chronischen Bronchitis mit einer gering vermehrten schleimigen Sekretion. Die mikrobiologische
Untersuchung des Bronchialsekrets erbrachte keinen relevanten Keimnachweis. Die histologische
Untersuchung von transbronchialen Lungenbiopsien aus dem linken Ober- und Unterlappen
bestätigte die Infiltration des Lungenparenchyms durch das Plasmozytom ([Abb. 7 ]).
Abb. 7 Histologie transbronchialer Lungenbiopsien mit Nachweis einer diffusen Infiltration
durch CD138+, λ-Leichtketten produzierende Plasmazellen (a : HE-Färbung 400 ×, b : Immunhistologie CD138 400 ×, c : Immunhistologie λ-Leichtketten 400 ×).
Im Knochenmark waren die Plasmazellen auf 80 % der kernhaltigen Zellen stark vermehrt.
Immunhistochemische Untersuchungen und die In-situ-Hybridisierung verifizierten die
Knochenmarkinfiltration durch das IgG-Plasmozytom vom λ-Leichtkettentyp ([Abb. 8 ]).
Abb. 8 Knochenmarkhistologie und -zytologie mit Nachweis einer ausgeprägten Infiltration
durch CD138+, λ-Leichtketten produzierende Plasmazellen (> 80 %) (a : HE-Färbung 4 ×, b : Immunhistologie CD138 20 ×, c : Immunhistologie λ-Leichtketten 20 ×, d : In-situ-Hybridisierung 40 ×).
Diagnose: Bei dem Patienten lag ein IgG-sezernierendes Plasmozytom vom Typ λ im Stadium
III (nach Durie und Salmon) ([Tab. 1 ]) mit pleuraler und pulmonaler Beteiligung vor.
Tab. 1 Klassifikation des Plasmozytoms nach Durie und Salmon (nach [26 ])
Stadium I
Stadium II
Stadium III
normale Knochenstruktur oder solitäre Osteolyse
weder Stadium I noch Stadium III
fortgeschrittene Knochenläsionen
IgG < 50 g/l bzw.
IgG 50 - 70 g/l bzw.
IgG > 70 g/l bzw.
IgA < 30 g/l
IgA 30 - 50 g/l
IgA > 50 g/l
Leichtkettenausscheidung im Urin < 4 g/24 h
Leichtkettenausscheidung im Urin 4 g/24 h - 12 g/24 h
Leichtkettenausscheidung im Urin > 12 g/24 h
Hb > 10 g/dl
Hb 8,5 g/dl - 10 g/dl
Hb < 8,5 g/dl
Serumkalzium ≤ 2,6 mmol/l
Serumkalzium < 3 mmol/l
Serumkalzium > 3 mmol/l
Subklassifikation in: A: Serumkreatinin < 2 mg/dl B: Serumkreatinin ≥ 2 mg/dl
Therapie und Verlauf: Auf Grund des reduzierten Allgemeinzustands bei Verdacht auf
ein generalisiertes malignes Lymphom sowie des diffusen Organbefalls erfolgte initial
eine Vorphasetherapie mit 2 mg Vincristin und 100 mg Prednisolon über 5 Tage. Nach
klinischer Stabilisierung und Diagnosesicherung wurde eine Polychemotherapie nach
dem VAD-Schema (Vincristin, Adriamycin, Dexamethason) durchgeführt, die zu einer deutlichen
klinischen Besserung und weitgehenden Normalisierung der pleuropulmonalen Veränderungen
führte.
Diskussion
Typisch für das Plasmozytom ist eine diffuse oder multilokuläre Infiltration des Knochenmarks
durch einen Klon maligne transformierter Plasmazellen, die monoklonale Immunglobuline
oder isolierte leichte Ketten bilden [1 ]
[2 ]. Dieser Pathomechanismus bedingt, dass die klinische Präsentation durch die Folgen
der Verdrängung der normalen Hämatopoese, die Destruktion von Knochen durch eine Osteoklastenaktivierung
und eine Immundefizienz bestimmt wird [3 ]. Extramedulläre Manifestationen entweder in Form tumorös imponierender Plasmozytome
oder in Form diffuser Organinfiltrationen sind vergleichsweise selten und treten meist
erst später im Krankheitsverlauf auf.
So war auch bei unserem Patienten eine diffuse Infiltration des Knochenmarks mit IgG
Typ λ sezernierenden Plasmazellen nachweisbar. Die initiale klinische Präsentation
war jedoch durch die Folgen der pulmonalen und pleuralen Manifestation der Erkrankung
bestimmt. Der klinischen Erstmanifestation ging über ein Jahr der serologische Nachweis
eines monoklonalen IgG vom Typ λ voraus, der als monoklonale Gammopathie unbestimmter
Signifikanz (MGUS) diagnostiziert wurde. Eine MGUS liegt vor, wenn die Konzentration
des monoklonalen Immunglobulins < 30 g/l und der Anteil von Plasmazellen im Knochenmark
< 10 % betragen und wenn keine Organschädigung vorliegt [1 ]
[4 ]
[5 ]. Dabei handelt es sich um ein relativ häufiges Phänomen. Die Prävalenz der MGUS
zeigt einen Anstieg mit zunehmendem Alter und beträgt in der Gruppe der 70 - 79-jährigen
Männer 5,6 % [4 ]. Die Rate der Progression einer MGUS zum manifesten Plasmozytom beträgt 1 % pro
Jahr [5 ].
Pulmonale und/oder pleurale Manifestationen eines Plasmozytoms sind selten und treten
meist spät im Krankheitsverlauf auf. Allerdings sind pulmonale Infiltrate infolge
der krankheitsbedingten und therapieinduzierten Immunsuppression bei diesen Patienten
recht häufig und meist infektiöser Genese. In einer Untersuchung an 958 Patienten
wurden pulmonale Infiltrate in 10 % nachgewiesen. Lediglich bei 4 Patienten bestand
der Verdacht auf eine Infiltration mit Plasmazellen, der letztlich nur bei einem Patienten
überzeugend bewiesen wurde. In dieser Studie hatten 85 Patienten (6 %) Pleuraergüsse,
die jedoch nur bei 8 Patienten durch eine pleurale Beteiligung der Grundkrankheit
bedingt waren [6 ]. Kasuistisch wurde über 2 Patienten berichtet, bei denen die pleurale Beteiligung
an der Grunderkrankung durch eine zytologische Untersuchung verifiziert wurde [7 ]. In einer weiteren Untersuchung an 38 Patienten mit einem Plasmozytom wurden bei
13 pulmonale Veränderungen nachgewiesen. Davon waren bei zwei Patienten ein solitärer
Rundherd, bei zwei weiteren Patienten multiple Rundherde und bei drei Patienten interstitielle
Infiltrate nachweisbar. Der Nachweis einer pulmonalen Beteiligung des Plasmozytoms
gelang bei 2 Patienten mit Rundherden und einem Patienten mit einer interstitiellen
Lungenerkrankung [8 ].
Kasuistisch wurde über eine Plasmozytose in der BAL bei einem Patienten mit einem
Plasmozytom berichtet [9 ]. Eine diffuse pulmonale Beteiligung tritt selten im Krankheitsverlauf eines Plasmozytoms
auf, mit Ausnahme von aggressiven oder terminalen Phasen der Erkrankung oder bei einer
Plasmazellleukämie [10 ]. Als klinische Erstmanifestation, wie sie auch bei unserem Patienten vorlag, wurde
sie von Burkhardt u. Mitarb. beschrieben [11 ]. In dieser Fallbeschreibung lag gleichzeitig ein Pleuraerguss vor, der jedoch als
Folge einer Herzinsuffizienz bei einer plasmozytombedingten myokardialen Schädigung
interpretiert wurde [11 ]. Bei unserem Patienten konnten sowohl eine diffuse pulmonale als auch eine pleurale
Infiltration durch das Plasmozytom histologisch verifiziert werden, was nach unseren
Recherchen in dieser Form bisher nicht beschrieben wurde.
Eine weitere sehr seltene Manifestation ist das lokalisierte, tumorähnlich imponierende
pulmonale, bronchiale oder auch kardiale Plasmozytom [12 ]
[13 ]
[14 ]. Diese können sowohl im Rahmen einer generalisierten Erkrankung als auch sehr selten
als primäres Plasmozytom dieser Organe, die dann als solitärer Tumor imponieren, auftreten.
Letztere gehen nur selten mit dem Nachweis von monoklonalen Immunglobulinen im Serum
einher [15 ]. Als primäre Therapie wird eine Resektion empfohlen. Die Prognose eines solitären
Plasmozytoms ist günstiger als die des multiplen Myeloms und eine Heilung scheint
beim solitären Plasmozytom der Lunge möglich zu sein.
Eine Rarität ist die klinische Präsentation eines Plasmozytoms als diffuse alveoläre
Hämorrhagie, die bisher erst zweimal kasuistisch beschrieben wurde. Bei beiden Patienten
lag ein IgA-Plasmozytom vom Typ Kappa (κ) vor [16 ]
[17 ], und bei beiden Patienten war die diffuse alveoläre Hämorrhagie nach erfolgreicher
Chemotherapie regredient. Bei einem dieser Patienten wurde gleichzeitig eine manifeste
pulmonalarterielle Hypertonie nachgewiesen, die auf eine pulmonalvaskuläre und kapilläre
Ablagerung von leichten Ketten zurückgeführt wurde [17 ].
Bei unserem Patienten bestand zusätzlich eine kardiale Schädigung infolge einer koronaren
und hypertensiven Herzerkrankung. Eine zusätzliche kardiale Beteiligung des Plasmozytoms,
die im Rahmen einer Amyloidose, eines Hyperviskositätssyndroms, einer „light-chain-myocardiopathy”
oder einer high-output Herzinsuffizienz bei ausgedehnten Osteolysen auftreten kann,
ließ sich bei unserem Patienten im Rahmen der durchgeführten Untersuchungen nicht
nachweisen [3 ]
[18 ]
[19 ]
[20 ]
[21 ]
[22 ].
Zu den bekannten Komplikationen des multiplen Myeloms gehören Ablagerungen von Amyloid
mit konsekutiver Schädigung der betroffenen Organe. Eine Amyloidose lag bei unserem
Patienten in den untersuchten Biopsien nicht vor, kann in anderen Organen jedoch nicht
ausgeschlossen werden. Eine Schädigung von parenchymatösen Organen ist auch durch
die Ablagerung von leichten Ketten oder monoklonalen Immunglobulinen ohne Bildung
von Amyloid möglich. Typische Beispiele dafür sind die Deposition von leichten Ketten
im Nierenparenchym i. S. einer „light chain nephropathy”, die bereits erwähnte Leichtkettenkardiomyopathie
und wie bei unserem Patienten die diffuse, klinisch und funktionell relevante Schädigung
des Lungenparenchyms [3 ].
Die wenigen vorliegenden Studien, Fallserien und Kasuistiken zeigen, dass pulmonale
Beteiligungen beim Plasmozytom zwar relativ selten, dann aber oft mit einer schlechten
Prognose vergesellschaftet sind [8 ]
[10 ].
Die Standardtherapie des multiplen Myeloms ist eine Chemotherapie in palliativer Zielsetzung
[2 ]
[23 ]. In den letzten Jahren wurde die Hochdosischemotherapie mit autologer Stammzelltransplantation
zu einem Therapieansatz entwickelt, der nach Erreichen einer Remission mit konventioneller
Chemotherapie bei geringer therapiebedingter Letalität eine weitere Reduktion der
Tumorzellmasse um 90 - 99 % ermöglicht, was die Prognose der Patienten wesentlich
verbessert [24 ]
[25 ].
Zusammenfassend belegt der beschriebene Fall erneut, dass sowohl pulmonale Infiltrate
als auch pleurale Manifestationen bei Patienten mit hämatologischen Grunderkrankungen
eine breite Differenzialdiagnose umfassen, die die pleuropulmonale Manifestation der
Grunderkrankung beinhalten, was beim Plasmozytom ungewöhnlich ist. Die therapierelevante
Abgrenzung von Infiltraten und Pleuraergüssen anderer, meist infektiöser Genese erfordert
den frühzeitigen Einsatz endoskopisch-bioptischer Methoden.