Der Klinikarzt 2006; 35(6): VI
DOI: 10.1055/s-2006-947132
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Erstes zyklisches Lipopeptid - Neues Antibiotikum gegen Problemkeime

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Publication Date:
05 July 2006 (online)

 
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Durch den unkontrollierten oder zum Teil auch übermäßigen Einsatz der verfügbaren antibiotischen Substanzen hat sich die Gefahr der Resistenzentwicklung in den vergangenen Jahren erhöht. Inzwischen sind methicillinresistente Staphylococcus-aureus-Stämme (MRSA) und methicillinresistente Staphylococcus-epidermis-Stämme (MRSE) auch in Deutschland - ähnlich wie in verschiedenen Nachbarländern - bereits unempfindlich gegen alle Betalactam-Antibiotika wie etwa Penicilline, Cephalosporine, Peneme und Carbapeneme. Außerdem besitzt ein Großteil dieser Erreger zusätzlich nicht zu vernachlässigende Resistenzen gegen andere Antibiotika wie Makrolide, Aminoglykoside und Chinolone. Die Entwicklung neuer Medikamente mit antibiotischer Potenz ist daher dringend erforderlich.

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Effektiv gegen Haut- und Weichteilinfektionen

Seit Mitte April steht das Antibiotikum Daptomycin (Cubicin®), der erste Vertreter der Klasse der zyklischen Lipopeptide, auch in Deutschland zur Verfügung. Daptomycin - ein Antibiotikum mit völlig neuem Wirkmechanismus - wurde bereits vor fast drei Jahren in den USA zugelassen und zeigt bei der Behandlung von schweren, komplizierten Haut- und Weichgewebeinfektionen gute Therapieerfolge.

Zum Wirkmechanismus erläuterte Prof. H. Seifert, Köln: "Die Substanz wirkt bakterizid, indem sie eine Depolarisierung der bakteriellen Zellmembran und so den Ausstrom von Kaliumionen verursacht." Multiple Schädigungen verschiedener Biosysteme (Stopp der DNA-, RNA und der Proteinbiosynthese) führen dann rasch zum Zelltod.

Daptomycin ist hocheffektiv gegen grampositive Erreger, so auch gegen multiresistente Keime wie methicillinresistente Staphylokokken und vancomycinresistente Enterokokken (VRE). Dies belegt unter anderem die so genannte "European Daptomycin Surveillance Study", in der zwischen Oktober 2004 und März 2005 in verschiedenen europäischen Zentren die In-vitro-Aktivität des Antibiotikums bei insgesamt 2900 Bakterienisolaten untersucht wurde.

Nahezu alle Isolate - 99,8% der Staphylokokken und 100% der Enterokokken, die vorwiegend von Haut- und Weichgewebeinfektionen stammten - waren gegenüber der neuen Wirksubstanz empfindlich. Kreuzresistenzen sind bislang nicht bekannt und nach Ansicht von Seifert dank des neuartigen Wirkmechanismus unwahrscheinlich. Nach Herstellerangaben wird das Medikament einmal täglich als intravenöse Infusion appliziert (Tab. [1]).

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H. Bierl, Berlin

Quelle: Einführungs-Pressekonferenz "Cubicin®, die neue Option in der i.v.-Antibiotika-Therapie - auch bei multiresistenten Erregern", veranstaltet von Chiron Biopharmaceuticals Deutschland, Marburg

 
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