Der Klinikarzt 2006; 35(6): XV
DOI: 10.1055/s-2006-948034
Blickpunkt

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Pfizer pain academy weitet ihr Fortbildungsangebot aus - Aktiv-Workshops zum neuropathischen Schmerz jetzt auch für Klinikärzte

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Publikationsdatum:
05. Juli 2006 (online)

 
Inhaltsübersicht

Fortbildungsveranstaltungen im Frontalvortragsstil sind oder sollten vorbei sein. Denn wer mit den Referenten diskutieren und selbst Fragen stellen kann, wer theoretisches Wissen am eigenen Leib testen kann, der nimmt mehr mit aus einer Fortbildungsveranstaltung. Diese Erkenntnis haben die Veranstalter der Pfizer pain academy im interaktiven Aktiv-Workshop zum Thema neuropathische Schmerzen umgesetzt.

Und so beurteilten die gut 40 Teilnehmer die Qualität des letzten Workshops zur Diagnostik neuropathischer Schmerzen, übrigens einer der ersten, der auch für Klinikärzte angeboten wurde, wohl gerade wegen der Möglichkeit zur Mitarbeit, zum gemeinsamen Erarbeiten von Differenzialdiagnosen als besonders positiv. Denn in den interaktiven Veranstaltungen verknüpfen die Referenten die Vermittlung theoretischer Inhalte mit praktischen Übungen an experimentellen Schmerzmodellen, geben konkrete Informationen zur Diagnostik neuropathischer Schmerzen, stellen Screening-Tools und viele Fallbeispiele vor, und auch betroffene Patienten sind vor Ort.

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Neuropathische von nozizeptiven Schmerzen unterscheiden

In der Einführung zur Anatomie und Neurophysiologie schmerzverarbeitender Systeme gingen Prof. R. Baron, Kiel, und sein Team vor allem auf Grundlegendes ein: die Abgrenzung neuropathischer Schmerzen von anderen Schmerzsyndromen durch die Leitsymptome, die brennenden Spontanschmerzen, die einschießenden Schmerzattacken sowie die thermische und die mechanische Allodynie.

Im Gegensatz zu nozizeptiven Schmerzen liegt neuropathischen Schmerzen eine Läsion im afferenten System zugrunde. Die Nervenfasern sind sensibilisiert und die Reizschwelle für die Nozizeption ist reduziert. Schon das Tragen von Kleidung auf den betroffenen Hautpartien kann dann zum Problem werden.

Ein besonderer Fokus des Workshops lag auf der praktischen Umsetzung dieses Wissens, denn die teilnehmenden Klinikärzte sollten im Anschluss an den Workshop neuropathische Schmerzen sicher diagnostizieren können. Einen Hinweis, welche Schmerzkomponente vorliegt oder überwiegt, kann der Pain-Detect-Fragebogen geben, der mit seinen sieben Fragen alle typischen Symptome neuropathischer Schmerzen abdeckt.

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Wann Sie hellhörig werden sollten

In einem interaktiven Gespräch mit den Teilnehmern wies Baron auf Patientencharakteristika hin, bei denen die Teilnehmer hellhörig werden und in jedem Fall an eine neuropathische Symptomatik denken sollten. Hierbei ging er auch auf wichtige Fallstricke und Differenzialdiagnosen ein. Beispielsweise besteht häufig das Dilemma, eine Polyneuropathie nur schwer nachweisen zu können, da die dünnen Fasern mit der Diagnostik nicht erfasst werden. So ist eine isolierte Polyneuropathie der dünnen Fasern besonders in der Frühphase des Diabetes sowie bei Patienten mit dem Burning-feet-Syndrom beispielsweise schon mithilfe eines Pin-Prick-Tests erfassbar, bevor dies in der neurophysiologischen Messung möglich ist.

Nach Besprechung verschiedenster Kasuistiken stellte eine Patientin ihre Schmerzsymptomatik und die bisherigen - erfolglosen - Therapieversuche vor. In der Gruppe konnten die Teilnehmer gemeinsam mit dem behandelnden Arzt die weiteren Therapiemöglichkeiten besprechen, um die starken Schmerzen der Patientin zu lindern.

Nachdem die Kursteilnehmer zuvor die Theorie der quantitativ-sensorischen Testung (QST) kennen gelernt hatten, mit deren Hilfe man ein patientenspezifisches Profil erstellen und eine individuelle Behandlung der vorhandenen Symptome durchführen kann, konnten sie anschließend den Praxis-Test machen. "Sie werden spüren, was Schmerzen sind", warnte Baron scherzhaft und meinte damit die Demonstration der sensorischen Testung einer Hitzeallodynie an einem Probanden aus den Reihen der Teilnehmer (Abb. [1]). Mithilfe eines Thermotesters wurden die Schwellen zur Empfindung unangenehmer Kälte- und Wärmereize, sowohl vor als auch nach Sensibilisierung der Nozizeptoren getestet. Ein Sensor auf der Haut des Probanden übte dabei einen Wärmereiz aus und per Mausklick gab der freiwillige Teilnehmer an, ab welcher Ausprägung die Temperatur als unangenehm empfunden wurde. Der Proband erfuhr also "am eigenen Leib", wie durch das Auftragen von Capsaicin die TRPV1-Rezeptoren der nozizeptiven C-Fasern sensibilisiert werden: Nicht erst 50° C, sondern bereits 38° C führten zu einer Hitzeallodynie.

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Abb 1: Sensorische Testung der thermischen Allodynie

Die medikamentöse Therapie neuropathischer Schmerzen ist zwar nicht die einzige, aber die am besten untersuchte Therapieform und so wurde der vierstündige Workshop mit der Vorstellung der verschiedenen Therapiemöglichkeiten abgerundet. Von den Antidepressiva bis hin zu den Cannabinoiden wurden im Gespräch die Vor- und Nachteile der einzelnen Substanzen lebhaft diskutiert.

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Kl

 
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Abb 1: Sensorische Testung der thermischen Allodynie

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