Der Klinikarzt 2006; 35(7): VIII
DOI: 10.1055/s-2006-948076
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Hydromorphon in neuer Galenik - Schmerzkontrolle über 24 Stunden

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Publikationsdatum:
24. Juli 2006 (online)

 
Inhaltsübersicht

Das Stufe-3-Opioid Hydromorphon gibt es jetzt erstmals in einer Galenik, die bei oraler Einmalgabe für eine zuverlässige 24-Stunden-Wirkung sorgt. Das Medikament mit dem Handelsnamen Jurnista® wird in Deutschland als erstem europäischen Land in Dosierungen mit 8, 16, 32 und 64 mg Hydromorphon eingeführt.

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Osmotisch aktives System gegen die Schmerzen

Die neuartige Galenik basiert auf der OROS®-Technologie (OROS = ORales OSmotisches System). Der Wirkstoff wird dabei über einen "Push-and-Pull-Mechanismus" gleichmäßig über 24 Stunden freigesetzt, berichtete Dr. N. Davar, Mitarbeiter des US-Unternehmens ALZA Corporation, das die Technik entwickelt hat.

Das osmotisch aktive System besteht aus einer festen Hülle aus Zellulose, die als semipermeable Membran fungiert, und einem Quellkörper im Inneren. Hat sich die dünne Ummantelung aufgelöst, dringt kontrolliert Wasser durch die Membran (Pull-Komponente), der Quellkörper dehnt sich aus und pumpt langsam und kontinuierlich Hydromorphon durch eine winzige Öffnung in der Hülle nach außen (Push-Komponente). Der Freisetzungsprozess ist auf 24 Stunden justiert, sagte Davar. Dabei werden 80% der maximalen Plasmawirkstoffspiegel nach zirka sechs bis acht Stunden und Steady-state-Spiegel nach zwei Tagen erreicht. Die Ernährung hat keinen Einfluss auf die Plasmaspiegel.

"Die Behandlung von chronischen Schmerzen erfordert eine Rund-um-die-Uhr-Analgesie", sagte Dr. R. Sabatowski, Köln. "Die Einmalgabe des neuen Schmerzmittels wird dabei helfen, die Compliance der Patienten zu verbessern." Da die meisten bisher zur Verfügung stehenden oralen Opioide nur acht bis zwölf Stunden wirken, seien die Patienten mehr auf die Kontrolle ihrer Schmerzen fokussiert als auf ihre täglichen Aktivitäten.

Hydromorphon bietet darüber hinaus substanzspezifische Vorteile: Es wird hauptsächlich über die Leber metabolisiert, therapeutisch aktive Metabolite entstehen nicht. Aufgrund der geringen Plasmaeiweißbindung der Substanz und der Verstoffwechslung unabhängig vom Cytochrom-P450-System ist außerdem das Interaktionsrisiko mit anderen Medikamenten sehr gering, sagte Sabatowski.

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Gute Schmerzreduktion, besserer Schlaf

Sieben klinische Studien belegen die gute Wirksamkeit von OROS® Hydromorphon bei fast 1500 Patienten mit Tumor-, Arthrose- und Rückenschmerzen. In einer Studie über sieben Wochen bei 207 Patienten mit chronischen Rückenschmerzen ([2]) zum Beispiel verringerte die Titration des neuen Medikaments die Intensität der Schmerzen um 44%. Gleichzeitig verbesserte sich die Lebensqualität der Patienten deutlich. 80% der Behandelten beurteilten die Schmerzlinderung am Ende der Beobachtungszeit als gut, sehr gut oder exzellent, berichtete Davar.

Bei Patienten mit Knie- oder Hüftarthrose schnitt das neue System mindestens so gut ab wie retardiertes Oxycodon, das zweimal täglich gegeben wurde. 140 Patienten wurden hier über sechs Wochen behandelt. Die Häufigkeit opioidtypischer Nebenwirkungen war in beiden Gruppen ähnlich, betonte Davar - bis auf eine Ausnahme: Die Schlafqualität war bei den mit dem neuen Medikament behandelten Patienten deutlich besser als in der Vergleichsgruppe.

R. Fath, Frankfurt

Quelle: Pressegespräch "The Role of Opioids in the Management of Chronic Pain", Veranstalter: Janssen-Cilag GmbH, Neuss

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Literatur

  • 01 Roth S  . et al . Poster.  World Congress of Pain 2005.
  • 02 Wallace M  . et al . Poster.  World Congress of Pain 2005.
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Literatur

  • 01 Roth S  . et al . Poster.  World Congress of Pain 2005.
  • 02 Wallace M  . et al . Poster.  World Congress of Pain 2005.