Der Klinikarzt 2006; 35(7): XII
DOI: 10.1055/s-2006-948078
Blickpunkt

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Mykologisches Gipfeltreffen - Mehr Aufmerksamkeit für Mykosen

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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
24. Juli 2006 (online)

 
Inhaltsübersicht

Alle drei Jahre findet die Tagung der "International Society for Human and Animal Mycology" (ISHAM) statt. In diesem Jahr trafen sich Ende Juni rund 1100 Mykologen aus über 60 Ländern zum wissenschaftlichen Gedanken- und Erfahrungsaustausch in Paris, der wie so oft in der Mykologie von Internationalität und Interdisziplinarität geprägt war.

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Interdisziplinärer Austausch fördert die "Awareness"

Dies ist von besonderer Bedeutung, denn mykologische Fragestellungen treffen Mediziner der meisten Fachrichtungen in mehr oder weniger großem Umfang. Waren in früheren Jahren die Mykologen überwiegend unter den Dermatologen anzutreffen, sind heute insbesondere auch Intensivmediziner, Onkologen, Internisten, Gynäkologen, Diabetologen gefordert - nicht zuletzt wegen der Zunahme lebensbedrohlicher invasiver Mykosen.

Tagungspräsident Prof. B.F. Dupont, Paris (Frankreich), betonte in einem Gespräch am Rande der Tagung die Bedeutung der frühzeitigen Diagnose und Therapie, die mittels der Fortschritte in der Molekularmykologie realisierbar sein wird. Sein Appell lautete jedoch auch "mehr Aufmerksamkeit für Mykosen" und damit die Chance, dass die derzeit verfügbaren Antimykotika ihr durchaus beachtliches therapeutisches Potenzial auch unter Beweis stellen können.

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Frühzeitige Diagnostik eröffnet bessere Therapiechancen

Prof. D.W. Denning, Manchester (UK), wies auf die stetig steigende Inzidenz von Pilzinfektionen besonders bei hospitalisierten und immunkompromittierten Patienten hin. Eine generelle Prophylaxestrategie sei aber kaum möglich, da die Patienten sehr unterschiedliche Risikokonstellationen aufweisen und möglicherweise ein großer Teil von ihnen unnötig behandelt würde. Daher ist seiner Meinung nach eine frühzeitige und exakte Diagnose die entscheidende Grundlage für den Erfolg der Behandlung.

Als sinnvolle Nachweismethoden nannte er unter anderem die Computertomografie (CT) und die Bronchoskopie, die bei Transplantations- und Leukämiepatienten unerlässlich sind. Perkutane Biopsien empfahl er bei Patienten mit peripheren Läsionen. Bei bestimmten Patientengruppen hält Denning eine Aspergillus-Antigentestung für sinnvoll, wobei diese unter einer Pilzprophylaxe allerdings nicht mehr zuverlässig ist. Ein weiterer Nachteil dieser Methode ist, dass sie die unterschiedlichen Aspergillus-Spezies nicht unterscheiden kann. Der Nachweis fällt auch dann negativ aus, wenn die Patienten mit anderen Schimmelpilzen infiziert sind. Gut etabliert ist die Antigentestung bei Kryptokokkose und Histoplasmose.

Eine weitere viel versprechende diagnostische Methode ist die Polymerase-Kettenreaktion, bis zu deren breiten Einsatz jedoch noch einige Forschungsarbeit zu leisten sein wird. Eindeutig plädierte Denning für die frühzeitige Therapieentscheidung, die nachweislich bei Candidainfektionen den Behandlungserfolg verbessert ([1], [2]).

Gabriele Henning-Wrobel, Erwitte

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Literatur

  • 01 Garey KW . Rege M . Pai MP . et al . Time to initiation of fluconazole therapy impacts mortality in patients with candidemia: a multi-institutional study.  Clin Infect Dis. 2006;  43 25-31
  • 02 Morrell M . Fraser VJ . Kollef MH . Delaying the empiric treatment of candida bloodstream infection until positive blood culture results are obtained: a potential risk factor for hospital mortality.  Antimicrob Agents Chemother. 2005;  49 3640-3645
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Literatur

  • 01 Garey KW . Rege M . Pai MP . et al . Time to initiation of fluconazole therapy impacts mortality in patients with candidemia: a multi-institutional study.  Clin Infect Dis. 2006;  43 25-31
  • 02 Morrell M . Fraser VJ . Kollef MH . Delaying the empiric treatment of candida bloodstream infection until positive blood culture results are obtained: a potential risk factor for hospital mortality.  Antimicrob Agents Chemother. 2005;  49 3640-3645