Der Klinikarzt 2006; 35(7): XII-XIII
DOI: 10.1055/s-2006-948079
Blickpunkt

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Langzeittherapie mit Voriconazol - Myzetom erfolgreich behandelt

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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
24. Juli 2006 (online)

 
Inhaltsübersicht

Die molekularbiologische Diagnose (PCR 18S rRNA) und die radiologische Untersuchung bei einem in Frankreich lebenden 55-jährigen Senegalesen waren eindeutig: Madurella mycetomatis mit Ausbreitung in Gelenke und Knochen. Die seit sechs Jahren bestehende Erkrankung war zuvor weder medikamentös noch chirurgisch behandelt worden. Am Institut für Tropenmedizin des Hospital Necker in Paris entschieden sich Loulergue et al. ([2]) im April 2005 abweichend vom üblichen chirurgischen Vorgehen für eine alleinige orale Therapie mit Voriconazol (Vfend®) in einer Dosierung von zweimal täglich 200 mg.

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Keine unerwünschten Wirkungen im Therapieverlauf

Im Verlauf der Therapie schloss sich die Wunde und die Verhärtung der unteren Gewebeschichten ließ deutlich nach. Während der gesamten Behandlungsdauer von elf Monaten waren keine unerwünschten Wirkungen zu beobachten. Der Patient wurde vollkommen beschwerdefrei und kann mittlerweile ohne Einschränkung wieder arbeiten. Eine erst kürzlich durchgeführte radiologische Untersuchung zeigte eine eindeutige Verbesserung der subkutanen Läsionen. Ein PET-Scan wies jedoch im Bereich der Infektion einen Hypermetabolismus nach, der auf eine noch vorhandene Aktivität der Pilzinfektion schließen ließ. Aus diesem Grund wird die Therapie mit Voriconazol noch fortgesetzt.

Wie die Autoren des Posters, das im Rahmen der diesjährigen ISHAM-Tagung ("International Society of Human and Animal Mycology") in Paris präsentiert wurde, betonten, wurde die Therapie pilzbedingter Myzetome in der Vergangenheit kaum weiterentwickelt. Eine alleinige antimykotische Therapie mit Voriconazol haben Lacroix et al. zuvor im Rahmen einer Fallbeschreibung publiziert ([1]). Auch vier Jahre nach Beendigung der Therapie trat in diesem Fall kein Rezidiv auf. Insgesamt äußerten sich die Autoren positiv über den Einsatz von Voriconazol bei Pilzinfektionen sowie das breite Erregerspektrum, das die Substanz abdeckt und auch bei seltenen Spezies wie Scedosporium apiospermum und Scedosporium prolificans Wirksamkeit zeigt.

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Therapiestopp? - PET-Scan gibt Aufschluss

"Dies ist nur ein Fall mehr in der Reihe der erfolgreichen antimykotischen Therapie mit Voriconazol. Dadurch können ausgedehnte chirurgische Eingriffe, funktionelle Einschränkungen der Patienten und Reinfektionen vermieden werden", meinten Loulergue und seine Kollegen in Paris. In diesem Zusammenhang wiesen die Autoren auch auf die Bedeutung des PET-Scans hin. Insbesondere kann bei Pilzinfektionen die erforderliche Therapiedauer mithilfe dieser Methode bestimmt werden. Ein Hypermetabolismus ist ein Hinweis auf infektiöse Aktivität und damit auch Entscheidungshelfer für eine Fortsetzung oder Beendigung der antimykotischen medikamentösen Therapie.

Gabriele Henning-Wrobel, Erwitte

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Literatur

  • 01 Lacroix C . Kervieler E . Morel F . et al . Madurella mycetomatis mycetoma treated successfully with oral voriconazole.  Br J Dermatol. 2005;  152 1067-1069
  • 02 Loulergue P . Hot A . Lortholary O . Dupont B . Voriconazol as a treatment of fungal mycetoma.  ISHAM. 2006;  Abstract P-0097-1069
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Literatur

  • 01 Lacroix C . Kervieler E . Morel F . et al . Madurella mycetomatis mycetoma treated successfully with oral voriconazole.  Br J Dermatol. 2005;  152 1067-1069
  • 02 Loulergue P . Hot A . Lortholary O . Dupont B . Voriconazol as a treatment of fungal mycetoma.  ISHAM. 2006;  Abstract P-0097-1069