Der Klinikarzt 2006; 35(10): VI
DOI: 10.1055/s-2006-954429
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Dauerhafte Glukosekontrolle - Inkretinmimetikum hält dem Vergleich mit Insulin stand

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Publikationsdatum:
02. November 2006 (online)

 
Inhaltsübersicht

Ein erhöhtes Hypoglykämierisiko und eine praktisch nicht zu vermeidende kontraproduktive Gewichtszunahme sind oft der Preis, den ein Patient für die Kontrolle seines Blutzuckers zahlen muss, wenn mit dem Fortschreiten der Erkrankung die oralen Antidiabetika versagen und daher zusätzlich eine Basalinsulintherapie eingeleitet werden muss. Aktuelle Daten lassen jetzt auf eine Alternative hoffen: Denn demnach kann das Inkretinmimetikum Exenatide in dieser Situation dem Vergleich mit Insulin standhalten.

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Identische Blutzuckerkontrolle

Prof. A. Barnett, Birmingham (UK), und Prof. M. Nauck, Bad Lauterberg, präsentierten praktisch deckungsgleiche Wirkungskurven von Exenatide und dem langwirksamen Analoginsulin Insulin glargin bzw. dem konventionellen Mischinsulin Insulin aspart. In beiden Studien waren Typ-2-Diabetiker eingeschlossen worden, deren Blutzuckerspiegel unter einer oralen antidiabetischen Therapie mit Metformin und/oder Sulfonylharnstoff nicht ausreichend kontrolliert war. Zu Studienbeginn lagen die HbA1c-Werte im Schnitt bei 8,9 bzw. 8,6%. Ebenso wie unter der zusätzlichen Insulintherapie reduzierte sich der HbA1c-Wert auch unter der zusätzlichen Gabe von Exenatide signifikant auf Werte um im Mittel 7,5%.

"Wichtig ist jedoch, zu überprüfen, wie viele Patienten tatsächlich die angestrebten Zielwerte erreichen", erklärte Nauck. Das Minimalziel - also HbA1c-Werte unter 7% - erreichte in seiner Studie mithilfe von Exenatide immerhin fast jeder dritte Patient, fast ein Fünftel der Patienten dieses Studienarms konnte sogar auf Werte unter 6,5% eingestellt werden, berichtete er. Unter der Therapie mit dem Mischinsulin waren deutlich weniger Patienten optimal behandelt (HbA1c < 7%: 24,1%; HbA1c < 6,5%: 8,6%).

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Glatteres Tagesprofil und Gewichtsreduktion

"Rund ein Drittel der Patienten leiden zu Beginn einer Therapie mit Exenatide zwar unter Übelkeit, die jedoch mild bis moderat verläuft und sich im Therapieverlauf wieder bessert", berichtete Nauck. Zwei Effekte rücken die Bilanz von Exenatide jedoch ins Positive: Zum einen kann das Inkretinmimetikum die postprandialen Blutzuckerspiegel besser kappen als Insulin und ermöglicht so ein flacheres, physiologischeres Blutzuckertagesprofil.

Dazu kommt eine deutliche kontinuierliche Gewichtsreduktion unter Exenatide: Innerhalb eines Jahres verloren die Patienten 2,5 kg an Gewicht. Mit dem Start der Insulin-aspart-Therapie zum Beispiel legten die Patienten innerhalb eines Jahres fast 3 kg an Gewicht zu. "Das ist eine Differenz von 5,4 kg", konstatierte Nauk, und diese ist sicherlich nicht zu unterschätzen.

sts

Quellen: Lilly Diabetes Press Briefing und Oral Presentations 1 "Novel treatments for diabetes": "Effects of exenatide compared with twice-daily biphasic insulin aspart in patients with type 2 diabetes using metformin and a sulphonylurea" und "Safety and effects of a once-weekly, long-acting release formulation of exenatide over 15 weeks in patients with type 2 diabetes" auf dem 42. europäischen Diabetologenkongress (EASD)