Der Klinikarzt 2006; 35(10): VII
DOI: 10.1055/s-2006-954430
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Insulinproduktion bei Diabetikern physiologisch erhöhen - Weniger Hypoglykämien bei vergleichbarer Wirksamkeit

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Publikationsdatum:
02. November 2006 (online)

 
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Jede Reduktion des HbA1c-Wertes um "nur" 1% verringert zum Beispiel das Risiko eines Diabetikers, einen Myokardinfarkt zu erleiden oder zu versterben jeweils um 14%, so die Daten aus der UKPDS[1]-Studie. Doch dies zu erreichen ist in der Praxis nicht leicht. Obwohl effektive Therapieoptionen zur Verfügung stehen, sind die Blutzuckerspiegel in vielen Fällen nicht ausreichend kontrolliert.

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Körpereigene Fähigkeit zur Blutzuckerkontrolle verstärkt

"Wir brauchen mehr effektive Therapieoptionen", forderte daher Prof. P. Home, Newcastle upon Tyne (UK). Nicht nur er setzt dabei große Erwartungen in neue Substanzen wie zum Beispiel die so genannten Gliptine. Über eine Inhibition der Dipeptidyl-Peptidase 4 (DPP-4) verzögern diese den Abbau von Inkretinen und verstärken so deren physiologische Wirkung: Die Insulinproduktion im Pankreas steigt, die Glukoseproduktion in der Leber wiederum wird reduziert.

Konsekutiv steigen die Inkretin- und Insulinspiegel allerdings erst nach der Aufnahme von Kohlenhydraten. Das hat einen großen Vorteil: Unter der Therapie mit den DPP-4-Hemmern sind erheblich weniger Hypoglykämien zu erwarten - ein positiver Effekt, den Dr. A. Karasik, Tel Hashomer (Israel), in einer aktuellen Studie unterstrich.

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Valide klinische Daten untermauern die Hoffnung

In seiner Studie erhielten Typ-2-Diabetiker mit einem leicht erhöhten HbA1c von im Schnitt 7,5% zusätzlich zu einer Metforminbasistherapie randomisiert entweder Sitagliptin oder den Sulfonylharnstoff Glipizid. Dabei war die Stoffwechselkontrolle mit einer Reduktion des HbA1c-Werts um 0,7% in beiden Studienarmen ähnlich effektiv.

Ein deutlicher Vorteil für Sitagliptin zeigte sich in Bezug auf die Hyperglykämieepisoden (4,9 versus 32%). Darüber hinaus konnten die Patienten der Gliptingruppe ihr Gewicht im Studienverlauf um 1,3 kg reduzieren, während es unter Glipizid zu einer mittleren Gewichtszunahme um 1,2 kg kam. Die Rate der unerwünschten Wirkungen dagegen unterschied sich laut Karasik nicht signifikant.

sts

Quellen: Satellitensymposium "Clinical experience with DPP-4 inhibitors: a new and different approach for treating type 2 diabetes through incretin enhancement", veranstaltet von MSD Sharp & Dohme und Oral Presentation 1 "Novel treatments for diabetes - Efficacy and safety of sitagliptin added to ongoing metformin therapy in type 2 diabetes patients who were inadequately controlled on metformin alone" auf dem 42. europäischen Diabetologenkongress (EASD)

01 United Kingdom Prospective Diabetes Study

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