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DOI: 10.1055/s-2006-956266
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York
Frakturen vitaler Zähne unter chronischer Schmerztherapie mit Oxycodon - Erwiderung
Publication History
Publication Date:
09 November 2006 (online)
Im Leserbrief wird die Vermutung geäußert, dass den Autoren der Sachverhalt einer Dauermedikation des beschriebenen Patienten mit 10 mg Prednison bei der Beurteilung der UAW entgangen ist. Die Ausführungen suggerieren, dass Herr Dr. Weber die unerwünschten Wirkungen in Form von Zahnschmelz- und Dentinerweichungen eher im Zusammenhang mit der bestehenden Glukokortikoidtherapie interpretiert. Wir stimmen zu, dass die Kausalitätsbewertung im beschriebenen Fall schwierig ist, möchten aber entgegnen, dass sich in der Datenbank des deutschen Spontanerfassungssystems bereits bei insgesamt 7 Patienten Berichte über UAWs von Oxycodon im Mund- und Zahnbereich finden, zu Glukokortikoiden hingegen nur ein einziger. In einem weiteren Fall wird unter chronischer Opiattherapie die Auflösung der Zahnhartsubstanz ausdrücklich erwähnt. Sicherlich kann nicht ausgeschlossen werden, dass die Glukokortikoidtherapie im beschriebenen Fall quasi modulierend zu den beschriebenen unerwünschten Effekten im Zahnbereich beigetragen hat, allerdings sind die im Leserbrief zitierten Literaturstellen nicht dazu geeignet, einen Einfluss von Steroiden auf Zahnschmelz- und Dentinschädigung zu beweisen - ganz im Gegenteil: In der zitierten Arbeit von Huumonen wird sogar explizit darauf hingewiesen, dass die Steroidtherapie im Tierexperiment zwar die Anzahl kariöser Läsionen leicht erhöhte, dieser Effekt aber statistisch nicht signifikant war [1], obwohl eine signifikant erhöhte Kariesprogression in dieser Arbeit tierexperimentell gezeigt wurde. Pawlicki beschreibt unter Glukokortikoidtherapie bei Versuchstieren in Dentin und Zahnschmelz ein Kalzium-Phosphor-Ungleichgewicht [2]. Nasstrom berichtet jedoch, dass Kalzium- und Phosphorzusammensetzung eines im Tierversuch experimentell steroidexponierten Dentins dem Dentin einer normalen Kontrollgruppe entsprach und interpretierte diese Beobachtung dahingehend, dass der Mineralisationsprozess des Dentins durch das Steroid nicht negativ beeinflusst wurde [3]. Die Datenlage ist daher nicht eindeutig. Zusätzlich muss einschränkend bedacht werden, dass die Übertragbarkeit von Resultaten aus Tierversuchen auf den Menschen noch zu prüfen ist. Wir bekräftigen daher unsere Forderung nach Initiierung klinischer Fall-Kontroll-Studien bei Patienten unter chronischer Schmerztherapie mit Oxycodon sowie experimenteller Untersuchungen zur Aufklärung des möglichen Pathomechanismus.
Literatur
- 1 Huumonen S, Larmas M. Effects of continuous glucocorticoid infusion on the progression of dentinal caries in growing rats. Acta Odontol Scand. 1998; 56 276-280
- 2 Pawlicki R, Knychalska-Karwin Z, Stankiewicz D, Jakob-Dolezal K, Karwan T. Disturbances of mineral metabolism in teeth of rats receiving corticosteroids for 3 generations. Folia Histochem Cytobiol. 1992; 30 75-78
- 3 Nasstrom K. Dentin formation after cortico-steroid treatment. A clinical study and an experimental study on rats. Swed Dent J Suppl. 1996; 115 1-45
- 4 Schindler. et al . Frakturen vitaler Zähne unter chronischer Schmerztherapie mit Oxycodon. Dtsch Med Wochenschr. 2006; 131 1878-1879
Dr. C. Schindler(Korrespondenz)
Dr. G. Schott
Prof. Dr. H. K. Berthold
Prof. Dr. Dr. W. Kirch
Institut für Klinische Pharmakologie, TU Dresden
Fiedlerstraße 27
01307 Dresden
Email: christoph.schindler@mailbox.tu-dresden.de