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DOI: 10.1055/s-2006-958470
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York
Hämodynamik verbessern, Symptome reduzieren - Intrapulmonal spezifisch gegen den steigenden Lungenhochdruck
Publication History
Publication Date:
29 November 2006 (online)
- Remodeling durch schleichende Verengung der Lungengefäße
- Pulmonal und intrapulmonal spezifisch
- Lungendruck sinkt, Gehstrecke nimmt zu
- Hinweis auf bessere Prognose
- Hilfe für Betroffene im Netz
Die pulmonal-arterielle Hypertonie (PAH) ist eine tückische Erkrankung mit sehr schlechter Prognose. In den letzten Jahren haben große Fortschritte im Verständnis der Pathogenese dieser Erkrankung zu neuen Therapieansätzen geführt. Dazu gehört auch die Hemmung der Phosphodiesterase-5 mit Sildenafil - eine Substanz, die bei oraler Gabe eine hohe pulmonale und intrapulmonale Spezifität aufweist.
Durch eine frühzeitige Diagnose und spezifische Therapie könne die Belastbarkeit, die Lebensqualität und die Lebenserwartung der Betroffenen möglicherweise verbessert werden, so die Meinung der Experten auf dem diesjährigen Weltkardiologenkongress in Barcelona. Möglich sei zum Beispiel die Bildung nationaler und internationaler Netzwerke, um den Betroffenen neue Therapiekonzepte konsequent zur Verfügung zu stellen.
#Remodeling durch schleichende Verengung der Lungengefäße
Bei der pulmonalen arteriellen Hypertonie findet eine schleichende Verengung der Lungengefäße mit Remodeling statt, die einen Druckanstieg im kleinen Kreislauf und im rechten Ventrikel verursacht. Der rechte Ventrikel muss daher immer stärker gegen den steigenden Lungengefäßdruck anpumpen und kann diese Anforderung immer schlechter erfüllen. So kann eine Mangelperfusion der Lungenstrombahn entstehen.
Der hohe Druck hat darüber hinaus noch einen zusätzlichen Effekt. Denn dadurch gelangt das Blut auch in nicht belüftete Areale der Lunge und kann sich nicht mit Sauerstoff aufsättigen. Demzufolge nimmt der Sauerstoffgehalt des arteriellen Bluts im großen Kreislauf ab.
Normalerweise wird die Lunge nur in Bereichen mit belüfteten Alveolen gut durchblutet, damit sich das Blut maximal mit Sauerstoff anreichern kann. Diese selektive Durchblutung wird dadurch erreicht, dass die Dehnung der Alveolen durch die eingeatmete Luft zur lokalen Freisetzung von Stickstoffmonoxid mit anschließender Gefäßdilatation führt.
#Pulmonal und intrapulmonal spezifisch
Genau hier greift der Phosphodiesterase(PDE)-5-Hemmer Sildenafil (Revatio®) an. Da die basale Aktivität dieses Enzyms nirgendwo im Organismus so hoch ist wie in der Lunge, wirkt Sildenafil lungenspezifisch - und sogar auch intrapulmonal spezifisch. Es verbessert also als erstes oral verabreichtes Medikament bevorzugt die Durchblutung in den gut belüfteten Bereichen der Lunge.
Bisher war es nur möglich, gefäßerweiternde Substanzen zu inhalieren, und darüber eine selektive Vasodilatation der belüfteten Areale zu erreichen. So kann das inhalative Prostanoid Iloprost zwar den Widerstand im Lungenkreislauf rasch senken, die Substanz ist jedoch nur relativ kurz wirksam. Bei Sildenafil dagegen setzt der Effekt langsamer ein, hält allerdings deutlich länger an. Auch antiproliferative Eigenschaften, wie die Rückbildung der Gefäßwandhypertrophie, konnten für den Phosphodiesterasehemmer experimentell nachgewiesen werden.
#Lungendruck sinkt, Gehstrecke nimmt zu
Sildenafil senkt bei PAH-Patienten den intrapulmonal-arteriellen Druck und Widerstand, ohne dabei den systemischen Gefäßwiderstand zu beeinflussen, erklärte Dr. A. Ghofrani, Gießen. In der SUPER[1]-Studie, der für die Zulassung ausschlaggebenden Untersuchung mit 278 Patienten, verbesserte der Phosphodiesterasehemmer in Dosen von dreimal täglich 20, 40 oder 80 mg signifikant die körperliche Belastbarkeit im Vergleich zu Plazebo.
So verlängerte sich zum Beispiel die Sechs-Minuten-Gehstrecke der Patienten, welche die 20-mg-Dosis erhielten, in zwölf Wochen um 45 Meter. Höhere Dosen wirkten nicht wesentlich besser. Immerhin 39% der mit Sildenafil behandelten Patienten verbesserten sich um mindestens eine NYHA-Klasse.
#Hinweis auf bessere Prognose
In der Verlängerung der SUPER-Studie, in der 259 Patienten weiterhin dreimal täglich 80 mg Sildenafil einnahmen, konnte die Verbesserung der Belastbarkeit über zwölf Monate aufrechterhalten werden. Außerdem übertraf die Überlebensrate der Verumgruppe die erwartete deutlich: Nach zwölf Monaten waren anstatt der prognostizierten 65% noch 95% der Patienten am Leben.
Sildenafil erhielt die Zulassung zur Behandlung der pulmonal-arteriellen Hypertonie in der Dosierung von dreimal täglich 20 mg. In dieser Dosis liegt Sildenafil am unteren Ende des Preisspektrums anderer, ebenfalls für diese Indikation zugelassener Medikamente. Die Leitlinien der "European Society of Cardiology" (ESC) stufen Sildenafil aufgrund seiner Wirksamkeit inzwischen mit einem Klasse-IA-Label bereits als "First-line"-Medikament ein.
Quelle: Satellitensymposium "A new oral therapy for pulmonary arterial hypertension via phosphodiesterase-5 (PDE5) inhibition" anlässlich des Weltkardiologenkongresses (WCC), veranstaltet von Pfizer
#Hilfe für Betroffene im Netz
Informationen rund um das Krankheitsbild des Lungenhochdrucks finden Betroffene unter www.phev.de. Hier informiert die Selbsthilfegruppe Pulmonale Hypertonie e.V. laienverständlich über die Erkrankung und stellt ein Forum zum Erfahrungsaustausch zur Verfügung. Darüber hinaus finden sich weitergehende Literaturempfehlungen, zum Beispiel zur Atem- und Bewegungsschulung oder zu Rechtsfragen und vieles mehr. Interessant ist sicher die Aufstellung spezialisierter Zentren, niedergelassener Ärzte oder Rehabilitationseinrichtungen - in Deutschland und im europäischen Ausland. ![]() |
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