Anästhesiol Intensivmed Notfallmed Schmerzther 2006; 41(11): 704-714
DOI: 10.1055/s-2006-958841
Fachwissen: Intensivmedizin

© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Neuromonitoring in der allgemeinen Intensivmedizin - Klinische Untersuchung und apparative Verfahren

Ingrid Rundshagen, Ulrike Haase
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Publikationsdatum:
07. Dezember 2006 (online)

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Neurologische Komplikationen treten mit einer Häufigkeit von 10 % während einer Intensivbehandlung auf. Sie gehen mit einer Erhöhung der Mortalität einher. Die Überwachung des neurologischen Status mittels klinischer Untersuchung und ergänzendem apparativem Neuromonitoring ist unabdingbar. Der vorliegende Artikel befasst sich mit Grundlagen und Indikationen des Neuromonitorings in der allgemeinen Intensivmedizin, führt in die Techniken des klinischen und apparativen Neuromonitorings ein und zeigt Interpretationen und Grenzen des Neuromonitorings. Dabei beschränkt er sich auf Verfahren des Neuromonitorings, die bereits in der klinischen Routine Anwendung erfahren oder als kontinuierliches „Bedside-Monitoring” auf der Intensivstation für wissenschaftliche Fragestellungen zur Verfügung stehen.

Mehr als 10 % der Intensivpatienten entwickeln neurologische Komplikationen im Verlauf ihrer Intensivbehandlung [1]. Diese Patienten haben eine erhöhte Mortalität und eine mehr als zweifach verlängerte Aufenthaltsdauer auf der Intensivstation und im Krankenhaus. Das klinische und/oder apparative Neuromonitoring hat somit einen wesentlichen Stellenwert im Rahmen der Behandlung von kritisch kranken Patienten. Die Überwachung des Neurostatus dient dazu, eine drohende Schädigung des zentralen und peripheren Nervensystems frühzeitig zu erfassen bzw. eine sekundäre Schädigung möglichst zu verhindern [Tab. 1]. Verlauf und Erfolg der Therapie können durch engmaschiges Monitoring dokumentiert und teilweise beeinflusst werden. So sind die Diagnostik und die Therapiesteuerung bei epileptischen Ereignissen eine Domäne des spontanen Elektroenzephalogramms. Verschiedene Techniken des Neuromonitorings [Tab. 2] werden zur Differentialdiagnose des Komas bzw. zur Abschätzung der Prognose eingesetzt. Das Neuromonitoring dient zur Überwachung der Analgosedierung. Neuere Verfahren wie die Mikrodialyse geben Anlass zur Hoffnung, neuroprotektive Ansätze steuern zu können.

Tab. 1 Indikationen zum Neuromonitoring auf der Intensivstation: primäre/sekundäre Schädigung des Nervensystems Steuerung/Kontrolle therapeutischer Maßnahmen Quantifizierung der Sedierung Schlafmonitoring Prädiktion der Prognose

Tab. 2 Methoden des Neuromonitorings: Klinische Untersuchung des Neurostatus Elektrophysiologische Verfahren (spontanes und evoziertes Elektroenzephalogramm) Indirekte Verfahren (z. B. Hirndruckmessung, zerebrale Mikrodialyse, transkranielle Dopplersonographie, Messung des intra-parenchymatösen Sauerstoffpartialdrucks) Bildgebende Diagnostik (Computertomographie, Magnetresonanztomographie, Positronenemissionstomographie)

Klinisches und apparatives Neuromonitoring sind indiziert zur Überwachung der Integrität des zentralen Nervensystems und zur Therapiesteuerung. Quantifizierung der Sedierung, Schlafmonitoring und Prognoseeinschätzung sind weitere Indikationen.

Literatur: