Der Klinikarzt 2007; 36(12): 675
DOI: 10.1055/s-2007-1019449
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Ein Anstieg von 65 % - Rheumatoide Arthritis lässt das Schlaganfallrisiko in die Höhe schnellen

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Publication Date:
07 January 2008 (online)

 
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    Quelle: Endean AL, Edwards CJ, Fisher D et al. The risk of stroke in patients with rheumatoid arthritis compared to the general population. 71st Annual meeting of the American College of Rheumatology (ACR) 2007; abstract # 684

    Thema: Dass viele Patienten mit rheumatoider Arthritis auch an Erkrankungen des Herzens und des Gefäßsystems leiden, ist bekannt. Doch wie steht es um das Schlaganfallrisiko der Betroffenen? Dass auch hier eine Assoziation besteht, scheint zwar nahe liegend, ist aber noch nicht ausreichend gesichert.

    Projekt: Ob Patienten mit rheumatoider Arthritis tatsächlich häufiger einen Schlaganfall erleiden als vergleichbare Personen der "Normalbevölkerung", dieser Frage gingen jetzt Mediziner aus Großbritannien nach. Sie analysierten die Daten von insgesamt 132 761 Patienten, die zwischen den Jahren 1987 und 2002 in der "UK General Practice Research Database" aufgenommen worden waren, 33 191 dieser Patienten litten an einer rheumatoiden Arthritis. Prinzipiell waren die Basischarakteristika der Patienten ähnlich, allerdings waren unter den Arthrosepatienten mehr Raucher und eine höhere Herzinsuffizienzinzidenz zu verzeichnen als in der Kontrollgruppe.

    Ergebnisse: Tatsächlich war das Risiko der RA-Patienten, einen Schlaganfall zu erleiden, zwischen 1992 und 1995 signifikant höher als das der Kontrollgruppe - und zwar um 65 % (p < 0,001). Dies entspricht einer durchschnittlichen Schlaganfallinzidenz von 5,7 versus 2,94 pro 1 000 Personenjahren. Damit erhöhte eine rheumatoide Arthritis das Risiko für einen Schlaganfall in dieser Analyse in einem ähnlichen Rahmen wie zum Beispiel eine Hypertonie (+75%) oder ein Herzversagen (+85%). Zudem schien die Erkrankungsdauer mit der Schlaganfallinzidenz assoziiert zu sein.

    Die eingeleitete RA-Therapie dagegen hatte - bis auf eine Ausnahme - keinen signifikanten Einfluss auf die Schlaganfallinzidenz der Patienten. Zwar war unter einer Methotrexattherapie ein leichter, aber nicht signifikanter Anstieg der Schlaganfallrate zu verzeichnen (IRR 1,31; p = 0,176). Patienten wiederum, die andere "disease-modifying antirheumatic drugs" (DMARDS) einnahmen, erlitten tendenziell seltener einen Schlaganfall. Der einzige signifikante Unterschied fand sich in der Gruppe der Patienten, die mit Prednisolon behandelt worden waren. Dies erhöhte die Schlaganfallinzidenz um 29 % (p = 0,010).

    Fazit: Diese epidemiologische Studie macht erneut deutlich, wie wichtig es ist, die rheumatoide Arthritis als systemische Erkrankung zu begreifen, sie daher auch so zu behandeln und eben nicht allein auf die Gelenke zu fokussieren. Allerdings sollte man sich nach diesen Ergebnissen hierbei nicht mehr nur auf das Herz beschränken, sondern auch die Gefäße im Gehirn im Blick behalten.

    Schlüsselwörter: rheumatoide Arthritis - Schlaganfall - Herz - Gefäße