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DOI: 10.1055/s-2007-965857
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York
Kongress - Global Symposium on Motion Preservation Technology in Berlin
Publication History
Publication Date:
08 March 2007 (online)
- Spine Arthroplasty Society (SAS), Auszüge aus dem Leitbild der Gesellschaft
- Berlin - Wiege der Bandscheibenprothetik
- "Hochleistungsmedizin"
- Klinikum im Friedrichshain-Berlin
- Forschungsschwerpunkt: Nucleus-Ersatz
Vom 1. bis zum 4. Mai 2007 findet in Berlin das 7. Jahrestreffen der Spine Arthroplasty Society (SAS) statt. Gastgeberin Frau Professor Dr. Karin Büttner-Janz, Berlin, erwartet über 1500 TeilnehmerInnen aus dem In- und Ausland. Hochrangige Vertreter des Fachs halten über 150 Vorträge.
"Schon jetzt hat die Programmkommission rund 450 Astracts begutachtet; über 50 Firmen haben sich angemeldet", erläuterte Frau Professor Dr. Karin Büttner-Janz bereits im Dezember des letzten Jahres. Zu dem internationalen Treffen der Spine Arthroplasty Society (SAS) erwartet die Direktorin der Klinik für Orthopädie im Klinikum im Friedrichshain, Berlin (Vivantes) 1500 bis 2000 Teilnehmer aus Europa und Übersee. Das Programm bietet einen mannigfaltigen Strauß verschiedener Themen der bewegungserhaltenden Technologien in der Wirbelsäulenchirurgie. Schwerpunkte werden sein: cervicaler und lumbaler Bandscheibenersatz, Bandscheiben-Wiederherstellung, Erhaltung der Beweglichkeit der hinteren Wirbelsäulenabschnitte und innovative Technologien.
#Spine Arthroplasty Society (SAS), Auszüge aus dem Leitbild der Gesellschaft
In den letzten zwei Jahrzehnten hat sich die Behandlung der Wirbelsäulenchirurgie wesentlich verändert. Wirbelsäulenchirurgen und die Industrie begannen non-fusion und bewegungserhaltende Technologien zu entwickeln. Die Gründungsmitglieder der Spine Arthroplasty Society (SAS) fragten, "Was wird sein, wenn die Chirurgen die Ursache statt des Symptoms behandeln könnten". Die Antwort darauf sind Technologien, die den degenerativen Prozess umkehren. ... Technologien, welche die Wirbelsäule restabilisieren, die Bewegung eines jeden Segments renormalisieren und für eine Schmerzfreiheit oder zumindest deutliche Schmerzlinderung ohne größere anatomische Veränderungen sorgen. ... Die Spine Arthroplasty Society wurde als Antwort auf den zunehmenden Trend der Spezialisierung hinsichtlich Wirbelsäulen-Arthroplastik und bewegungserhaltende Technologien gegründet. Die Aufgabe der Gesellschaft besteht darin, die weitere Entwicklung innovativer Wirbelsäulenchirurgie zu fördern und für eine Balance von Forschung, Diagnostik und Therapie zu sorgen, um die effektive Zusammenarbeit zwischen den Spezialisten zu verbessern. |
Berlin - Wiege der Bandscheibenprothetik
"Vor 25 Jahren begann die Entwicklung der ersten tauglichen Bandscheibenprothese in Berlin; die "Charité - Bandscheibenprothese" ist seither nicht mehr aus der Wirbelsäulenchirurgie wegzudenken", so Büttner-Janz. Zum Symposium in Berlin trifft man sich somit an der "Wiege der Bandscheibenprothetik".
Professor Dr. Karin Büttner-Janz und Professor Dr. Kurt Schellnack implantierten seit 1984 an der Berliner Charité die von ihnen entwickelte erste Bandscheibenprothese, die heute, nach einigen Modifikationen, "CharitéTM Artifical Disc" genannt wird. Zu den Entwicklungsschritten der vergangenen 25 Jahre erläutert die Orthopädin: "In der DDR gab es leider Materialprobleme. Die Herstellung der benötigten Prothesenplatten war nicht so möglich, wie man sich das optimal gewünscht hätte." Die Zusammenarbeit mit einer Hamburger Firma ermöglichte ab 1987 die Herstellung eines Implantates mit größerer Abstützfläche im Bandscheibenraum, das nun die medizinischen und biomechanischen Anforderungen in der Lendenwirbelsäule erfüllt. Zur Entwicklung der Charité Prothese, den biomechanischen Untersuchungen und ersten 50 operierten Patienten schrieb Büttner-Janz ihre Habilitation.
Die USA-Zulassungsbehörde Food and Drug Administration (FDA) erteilte der CharitéTM Artifical Disc als weltweit erster Bandscheibenprothese Ende 2004 die Zulassung (CharitéTM: Warenzeichen von DePuy Spine Inc.© 2004 DePuy International Limited). Eine Zulassung durch die FDA gilt als höchstes Qualitätskriterium weltweit und öffnet den Zugang zum größten Markt für Medizinprodukte.
Die Prothesenkonstruktion besteht aus zwei Metall-Platten, zwischen denen sich ein Gleitkern bewegt, so dass die Bandscheibe beweglich bleibt. Nervenstrukturen werden ebenso entlastet. Als biokompatible Werkstoffe wurden Polyethylen und eine Chrom-Cobalt-Legierung gewählt, die Implantation erfolgt zementfrei. Weltweit wird das Implantat bereits in ca. 40 Ländern bei mehr als 20 000 Patienten erfolgreich verwendet.
Büttner-Janz implantiert jährlich in ihrer Klinik etwa 30 Bandscheibenprothesen, vorwiegend an der LWS. Geeignet seien Patienten, bei denen alternativ eine Versteifung der Bandscheibe im Bereich der Lendenwirbelsäule vorgenommen worden wäre. Der "ideale Patient" ist bis zu 50 Jahre alt, schlank und hat möglichst eine monosegmentale, stark schmerzhafte Bandscheibendegeneration. Aber auch Problemfälle, zum Beispiel Patienten mit dem so genanntem Postdiskotomiesyndrom, gehören zur ihrer erfolgreich behandelten Klientel. "Wichtig ist die Motivation des Patienten", so die Orthopädin. "Nach mindestens dreimonatiger erfolgloser konservativer Behandlung und bei resistenten Beschwerden kommt die Bandscheibenprothese in Frage, gewissermaßen als ultima ratio." Bei Problemen kann dann noch eine Spondylodese folgen.
#"Hochleistungsmedizin"
Seit 1990 leitete Büttner-Janz als Chefärztin die Orthopädische Klinik des Klinikums Berlin-Hellersdorf. Diese Klinik wurde 2004 als Teil der Vivantes-Kliniken in das Klinikum im Friedrichshain integriert und entwickelte sich in der Kombination mit den bereits vorhandenen Kliniken für Neurochirurgie, Neurologie und Unfallchirurgie zu einem führenden Wirbelsäulen-Zentrum. Büttner-Janz ist eine der wenigen operativ tätigen Frauen in der deutschen Orthopädie. Die ehemalige Hochleistungsturnerin (zwischen 1967 und 1972 erkämpfte sie bei den Olympischen Spielen in Mexiko-City und München, bei Welt- und Europameisterschaften 17 Medaillen, davon 7 Goldmedaillen; bis 1972 war sie 20mal DDR-Meisterin) gilt als international anerkannte LWS-Expertin. Heute leitet sie als Direktorin die Klinik für Orthopädie, eine 60-Betten Abteilung des Berliner Klinikums im Friedrichshain.
"Als ehemalige Leistungssportlerin", sagt sie selbstkritisch, "neige ich auch heute noch dazu, meine natürliche Leistungsgrenze zu überschreiten, weil sie bei mir irgendwo verschoben oder zumindest nicht klar ersichtlich ist." Sie müsse daher als Chefin aufpassen, diese Belastung nicht in gleicher Weise als selbstverständlich bei ihren Mitarbeitern vorauszusetzen.
In ihrer Klinik werden etwa 1750 Operationen jährlich in zwei Operationssälen durchgeführt. Behandlungsschwerpunkte sind neben der allgemeinen Orthopädie die Wirbelsäulenchirurgie (Bandscheibenersatz, Spondylodesen, dorsale Stabilisierungen, Nukleotomien, Kypho- und Vertebroplastien) und auch die Endoprothetik der Hüfte und des Kniegelenks. Außer der Erfindung der Charité Bandscheiben-Prothese entwickelte Büttner-Janz als Co-Autorin Mitte der neunziger Jahre die achsgeführte Rotationsknie-Endoprothese Solution PLUS® RT.
#Klinikum im Friedrichshain-Berlin
Professor Rudolf Virchow warb in seiner Funktion als Abgeordneter im Jahre 1868 vor der Berliner Stadtverordnetenversammlung für den Bau des ersten städtischen Krankenhauses. Sechs Jahre später wurden die ersten Patienten im Krankenhaus im Friedrichshain behandelt. Fast tausend Betten zählte das Krankenhaus schon um die vorletzte Jahrhundertwende. Im zweiten Weltkrieg wurde der größte Teil der Klinik zerstört. Das Haus wurde neu aufgebaut und erweitert. Heute gehört das Klinikum im Friedrichshain, das unmittelbar an der Landsberger Allee liegt und an den Volkspark Friedrichshain grenzt, mit zu den wichtigsten und größten Klinika von Vivantes. 16 Kliniken, vier Zentren und ein Institut sind im Klinikum im Friedrichshain integriert. Dazu gehören unter anderem die Klinik für Orthopädie, für Neurochirurgie, die Hals-, Nasen-, Ohrenheilkunde, Kopf- und Halschirurgie, die Kliniken für Innere Medizin - Nephrologie, Kardiologie sowie die Klinik für Gynäkologie und Geburtsmedizin. Das Klinikum im Friedrichshain ist Unfall-Schwerpunkt-Klinikum für den Versorgungsbereich Mitte. Dem Klinikum angeschlossen sind ein Tumorzentrum in Kooperation mit einem weiteren Vivantes-Klinikum, ein Zentrum für Gefäßmedizin mit den Kliniken für Gefäßchirurgie, Angiologie, Hämostaseologie und Radiologie, ein Endoprothetikzentrum und das Wirbelsäulenzentrum. Die einzige Sauerstoffüberdruckkammer in einem Berliner Krankenhaus ist im Klinikum im Friedrichshain. Am 16. September 2002 wurde nach dreijähriger Bauzeit der neue Untersuchungs- und Behandlungstrakt des Klinikum im Friedrichshain eingeweiht. Es wurden bei einer Nutzfläche von insgesamt 10300 m2 eine neue Rettungsstelle mit Unfall- und Notfallversorgung, die zentrale Patientenaufnahme, ein Operationszentrum mit acht OP-Sälen sowie Räume für mehrere Kliniken und Funktionsbereiche geschaffen. |
Forschungsschwerpunkt: Nucleus-Ersatz
Ein weiterer Forschungsschwerpunkt der Klinik sind zwei seit einem Jahr laufende Studien über einen Nucleusersatz mit einem injizierbaren Bandscheibenkern. Es handelt sich um ein Material aus Seide und Elastin, das die funktionellen Eigenschaften des natürlichen Bandscheibenkerns aufweist. Das NuCoreTM-Material wird über eine Kanüle perkutan CT-gestützt oder im direkten Anschluss an eine mikrochirurgische Nukleotomie in die Bandscheibe injiziert, um den degenerierten Kern zu ersetzen. Es verfestigt sich in wenigen Minuten in einen gelartigen Zustand. Der Eingriff hat das Ziel, eine Verschmälerung der Bandscheibe zu verhindern oder zu verlangsamen und die Notwendigkeit eines späteren totalen Bandscheibenersatzes oder einer Spondylodese hinauszuzögern bzw. möglichst zu umgehen, erläutert Büttner-Janz. Bislang wurden elf Patienten im Klinikum im Friedrichshain damit versorgt, 50 Patienten sind das Ziel. Büttner-Janz hofft, über erste Ergebnisse in etwa einem Jahr berichten zu können.
Dr. Rita Engelhardt