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DOI: 10.1055/s-2007-966130
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York
Editorial
Publikationsverlauf
Publikationsdatum:
17. Januar 2007 (online)
Die Intensivmedizin vereint Ärzte, Pflegende und viele andere im medizinischen Bereich tätigen Berufsgruppen zu einem Team bei der Behandlung von Patienten, deren Vitalfunktionen in lebensbedrohlicher Weise gestört oder gefährdet sind. In den nunmehr fünf Jahrzehnten ihrer Entwicklung sind Intensivstationen zu einer essentiellen Komponente moderner Hochleistungskrankenhäuser geworden, ohne die viele medizinische Spitzenleistungen undenkbar wären. Dies gilt für den operativen Bereich, wo sie zur Reduktion der perioperativen Morbidität und Letalität chirurgischer Hochrisikopatienten unverzichtbar sind, wo sie bestimmte Operationen überhaupt erst ermöglichen, ebenso wie für den internistisch-konservativen Bereich, die Neuromedizin und die neonatologisch-pädiatrische Intensivmedizin: überall helfen Intensivstationen mit hohem Einsatz an personeller Kompetenz und Ausschöpfung aller diagnostischen und therapeutischen Möglichkeiten, Leben zu retten und die Grenzen der Medizin voranzutreiben.
Ihren Niederschlag findet diese Entwicklung mittlerweile auch in gesundheitspolitischen Stellungnahmen und Entscheidungen. So weist die Konferenz der deutschen Kultusminister vom 29. September 1995 in ihren Überlegungen zur Neugestaltung von Struktur und Finanzierung der Hochschulmedizin darauf hin, dass die zukünftige Entwicklung immer stärker der Einsatz einer aufwändigen Intensivmedizin erfordern wird. Die Konferenz definiert zudem die Intensivmedizin als einen Hauptindikator des medizinischen Fortschritts und räumt ein, dass die Intensivmedizin ein wesentlicher Kostenfaktor ist und bleiben wird, wenn auf einen Fortschritt in der Medizin nicht verzichtet werden soll.
Neben der kontinuierlichen Überwachung, die gewissermaßen den kleinsten gemeinsamen Nenner aller Formen der Intensivmedizin darstellt, kommt bei der Intensivtherapie noch die kontinuierliche Behandlung gestörter Organfunktionen hinzu, ebenso die kontinuierliche intensive Pflege. Die Qualifikation des Behandlungsteams in der Intensivmedizin ist von essenzieller Bedeutung. Dies betrifft sowohl die ärztlich-medizinische Kompetenz als auch die spezielle Ausbildung im Pflegebereich. Mehrerer Studien konnten sowohl für die internistische als auch die operative Intensivmedizin eine eindeutige Beziehung zwischen dem Ausbildungsstand des intensivmedizinisch tätigen Arztes und der Häufigkeit von Komplikationen sowie der Letalität der Patienten zeigen.
Die Vielzahl der an der Intensivmedizin beteiligten Fachgebiete wie Anästhesiologie, Chirurgie, Gynäkologie und Geburtshilfe, Herz- Thorax- und Gefäßchirurgie, Innere Medizin, Neurochirurgie, Neurologie, Pädiatrie und Traumatologie, die in Deutschland der „Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin” (DIVI) organisiert sind, belegt den interdisziplinären Charakter der Intensivmedizin. Die Union Européenne des Médecins Spécialistes (UEMS, Europäische Vereinigung für Fachärzte) hat im März 1999 den interdisziplinären Charakter der Intensivmedizin anerkannt, indem sie die Intensivmedizin in Europa nicht als eigenes Fachgebiet definiert, sondern weiterhin entsprechend ihrer weit gefassten Inhalte als interdisziplinäre Aufgabe betrachtet, die verschiedenen Fachrichtungen offen steht. Dies wurde in der neuen Musterweiterbildungsordnung der Bundesärztekammer auf dem Deutschen Ärztetag 2003 ebenfalls bestätigt. Die Intensivmedizin wird als Zusatzbezeichung für mehrere Fachgebiete ermöglicht.
Die bisher ausschließlich berufsrechtliche Fortbildungspflicht ist nunmehr Bestandteil des Zulassungsrechts. Vertragsärzte, die bis zum 30. Juni 2004 zugelassen sind, müssen die Fortbildungsnachweise erstmalig bis zum 30. Juni 2009 erbringen. Um ein bundeseinheitliches Vorgehen bei der Bewertung von Fortbildungsmaßnahmen sicherzustellen, sind (Muster-)Satzungsregelung und Fortbildungszertifikat erarbeitet und im 117. Deutschen Ärztetag in Bremen verabschiedet worden. In Paragraph 3 dieser Satzung „Fortbildungsmethode” ist das mediengestützte Eigenstudium extra vorgesehen.
Das Herausgeberteam hat gemeinsam mit dem Georg Thieme Verlag die neue Zeitschrift „Intensivmedizin up2date” und damit ein Medium geschaffen, das diesen Anforderungen perfekt entspricht: In jeweils 5 Fortbildungsmodulen, die das gesamte Spektrum der Intensivmedizin umspannen, werden dem Leser die wichtigsten Themen des Fachs als übersichtliche, praxisnahe und CME-zertifizierte Fortbildungseinheiten geboten. Die Einheiten können einzeln entnommen und in einem dem Abonnenten mitgelieferten Ordner archiviert werden. So entsteht mit der Zeit ein sich selbst aktualisierendes Handbuch. Gerade die Intensivmedizin ist durch das ständige Fortschreiten des medizinischen Wissens ein Gebiet in kontinuierlicher Entwicklung. Die Herausgeber der neuen Zeitschrift kommen aus allen Bereichen der Intensivmedizin und werden dafür sorgen, dass die aktuellen Erkenntnisse ihres Gebietes in regelmäßigen Abständen in der Zeitschrift ihren Niederschlag finden.
Wir hoffen, dass Sie Freude und Nutzen an der neuen Zeitschrift „Intensivmedizin up2date” haben und freuen uns über Ihre Rückmeldungen.
Professor Hugo van Aken
Schriftleitung
Dezember 2004