Intensivmedizin up2date 2007; 3(3): 217-228
DOI: 10.1055/s-2007-966661
Operative Intensivmedizin

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Probleme nach Lebertransplantation

Bruno  M.  Schmied, Peter  Sauer, Sascha  A.  Müller
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Publikationsdatum:
16. August 2007 (online)

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Kernaussagen

Im Langzeitverlauf versterben bis zur Hälfte der lebertransplantierten Patienten an Komplikationen im Zusammenhang mit der Transplantation. Die Mehrzahl der Fälle ist auf ein Rezidiv der Grunderkrankung zurückzuführen.

Abstoßung

Die akute Abstoßung tritt in der Regel zwischen dem 5. und dem 30. Tag nach Transplantation auf und kann sich klinisch sehr unterschiedlich äußern (meist abnormale Laborparameter). Eine akute Abstoßung lässt sich meist gut beherrschen, eine chronische Abstoßung dagegen kaum (Veränderungen an den Gallenwegen und den Blutgefäßen). Im Verdachtsfall sollte umgehend eine Leberbiopsie durchgeführt werden. Liegt eine solche vor (Banff-Kriterien ergeben Abstoßungsaktivitätsindex) wird eine Therapie mit einem Steroidbolus (über 90 % Erfolgsrate) oder anderen immunsuppressiven Medikamenten eingeleitet. 5 - 10 % der akuten Abstoßungsreaktionen führen trotz medikamentöser Therapie zum Transplantatverlust.

Technisch-operative Faktoren

Arterielle oder venöse Komplikationen werden mit Sonographie, Schnittbildgebung oder Angiographie diagnostiziert. Am häufigsten treten Thrombosen der A. hepatica auf (bis 10 % der Fälle) und manifestieren sich durch einen deutlichen und schnellen Anstieg der Transaminasen. Früh postoperativ kann eine Thrombektomie erfolgversprechend sein. Bei spätem Auftreten ist eine Retransplantation meist unumgänglich. Die häufigsten biliären Komplikationen sind Leckagen, Stenosen und Strikturen. Nach Diagnosesicherung (Sonographie, Schnittbildgebung, ERC) wird in der Regel eine ERC diagnostisch und therapeutisch eingesetzt (Leckagen: temporäre Endoprothese, Stenosen: Dilatation).

Infektionen

Infektionen sind die häufigste Todesursache nach Lebertransplantation. Früh postoperativ (bis 1 Monat nach Lebertransplantation) treten ähnliche infektiologische Probleme auf wie nach großen viszeralchirurgischen Eingriffen. Sie werden aggressiv mit einer Breitspektrum-Antibiose therapiert. Nach dem 1. Monat steht die CMV-Infektion (u. a. opportunistische Infektionen) im Vordergrund, welche durch eine gezielte Prophylaxe über 3 Monaten meist vermieden werden kann.

Nebenwirkungen der immunsuppressiven Therapie

Ein Großteil der transplantierten Patienten entwickelt eine arterielle Hypertonie innerhalb des ersten Jahres (70 %) nach Transplantation. Diese ist überwiegend den Calcineurinhemmern und Steroiden zuzuordnen.

Sowohl die akute wie die chronische Niereninsuffizienz werden in einem hohen Maße durch die immunsuppressive Therapie (Calcineurininhibitoren) verursacht. Meist kann die Funktion durch eine Dosisreduktion verbessert werden.

Steroide und Calcineurinhemmer fördern die Entwicklung eines Diabetes mellitus (kumulativ 30 %).

Transplantierte erkranken einige Jahre nach der Operation häufiger an malignen Folgeerkrankungen (v. a. Haut und lymphoproliferatives System).

Rezidive der Grunderkrankung

Rezidive der Grunderkrankung treten typischerweise im späten postoperativen Verlauf auf. Bei Transplantationen von Hepatitis-B-Zirrhosen wird eine Prophylaxe mit Hepatitis-B-Hyperimmunoglobulin durchgeführt und somit die Reinfektionsrate deutlich gesenkt. Bei Hepatitis C kommt es jedoch trotz virostatischer Therapie immer zur Reinfektion.

Die Rate eines rezidivfreien Überlebens nimmt bei Patienten mit HCC mit der Größe und Zahl der Tumoren deutlich ab.

Literatur

PD Dr. med. Peter Sauer

Klinik für Innere Medizin IV
Abteilung für Gastroenterologie

Universität Heidelberg

Im Neuenheimer Feld 410

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