Prof. Dr. Christiane Bayerl
Die Weihnachtszeit ist allergologisch gesehen eine gefährliche Zeit. Denken Sie an
die allergologische Potenz des Weihnachtssterns. Als Allergologe werden Sie zweimal
überlegen, bevor Sie diese prächtige Pflanze verschenken. Die Kreuzallergie zwischen
Latex und dem Weihnachtsstern (Poinsetta oder Euphorbia pulcherrima) ist zu bedenken.
Wenn Sie in der botanischen Familie Ihrer pflanzlichen Weihnachtsgeschenke auf den
Weinachtskaktus (Schlumbergera cacti) kommen, besteht Gefahr einer Rhinokonjunktivitis
beim Beschenkten. Auch Urtikaria wurde beschrieben, aber nur bei Arbeitern in Kaktusanpflanzungen.
Als Testmaterial kann der Kaktus nativ herangezogen werden. Negative Kontrollen bei
nicht Exponierten wurden beschrieben.
Wir können mit Recht davon ausgehen, dass das letzte Allergen der Saison - Traubenkraut
oder Ragweed - nun keine Probleme mehr macht. Die neuen Winterrisiken stammen größtenteils
aus der Nahrung. Was ist das größte Allergierisiko beim Backen von Weihnachtsplätzchen?
Zunächst denkt man an Nüsse oder Gewürze als die typischen Nahrungsmittelallergene.
Publiziert wurde aber kürzlich ein seltenes Allergen, Pectin, als Auslöser von Allergien
in der Weihnachtsplätzchenherstellung. Pectin ist eine Substanz, die aus Früchten
und aus der Fruchtschale gewonnen wird und sich in Plätzchenrezepten findet.
Nichtsdestoweniger, Baumnüsse sind dennoch bedeutsame Allergene mit einer Sensibilisierungsrate
von etwa 1 % in der Bevölkerung, so die Daten aus UK und USA. Aber auch Erdnüsse sind
keine „peanuts”. Gemäß den ländertypischen Ernährungsgewohnheiten und der Kochtradition
stellt die Erdnuss das häufigste Allergen in USA und Frankreich dar. Erdnussallergiker
können Kreuzreaktionen gegenüber den Baumnüssen aufweisen. Durch Inhibitions-ELISA
wurde gezeigt, dass das Hauptallergen der Erdnüsse Ara h2 gemeinsame IgE-bindende
Epitope mit Mandeln und der Paranuss (Brazil nut) aufweist. Dies erklärt die hohe
Koinzidenz der Baumnüsse-Sensibilisierung mit der Erdnussallergie.
Ein Drittel aller anaphylaktischen Nahrungsmittelreaktionen sind bedingt durch den
Genuss von Baumnüssen. Die Baumnüsse untereinander zeigen wiederum Kreuzreaktionen.
Es wurden zwei Gruppen der Kreuzallergie beschrieben; Gruppe 1: Walnuss, Pecanuss
und Haselnuss; Gruppe 2: Haselnuss, Cashew, Paranuss, Pistazie und Mandel.
Haselnuss ist besonders tückisch in seiner versteckten Form in Schokolade, Kuchen
oder Müslimischungen. In einer norwegischen Studie wurden nach Zufallsgesichtspunkten
100 Nahrungsmittelprodukte ausgewählt, die beschriftet waren mit „könnte Haselnüsse
enthalten”.
Die Analyse ergab, dass die meisten < 0,2 mg/kg und sieben Produkte > 10 mg/kg Haselnussprotein
enthielten. Dies zeigt, wie unterschiedlich diese warnende Aufschrift zu interpretieren
ist. Es sind aber nicht nur Haselnüsse, die in Milchschokolade zu finden ist. Kürzlich
wurde Cashewnuss in gewürzten Schokoladeplätzchen gefunden.
Sollten Sie sich beim Schokoladengenuss unsicher fühlen, hier noch etwas Positives:
Schokolade erhöht die Serotoninkonzentration und das macht glücklich, wenn man nicht
gerade an einer Serotoninintoleranz leidet. Im letzteren Fall wird man nach dem Genuss
der Schokolade Juckreiz und Urtikaria davontragen. Und nun noch eine Rarität zum Abschluss:
Einige der Klebstoffe, mit denen das Papierchen um einen Schokoladenkeks fixiert ist,
enthalten Latex.
Genießen Sie dennoch das Weihnachtsplätzchenbacken,
Prof. Dr. med. Christiane Bayerl