Messungen der funktionellen Einschränkungen helfen, die Überlebenschancen bei idiopathischer
Lungenfibrose (ILF) zu prognostizieren. Beim 6-min-Lauftest (6MLT) werden die gelaufene
Strecke und die Sauerstoffsättigung (SaO2) gemessen. Beide Faktoren korrelieren mit der Mortalität. Bisher war nicht klar,
welcher Faktor die genauere Prognose erlaubt. Deshalb definierten C. Lettieri et al.
eine neue Einheit: das Distanz-Sättigungs-Produkt (DSP). Respiratory Medicine 2006; 100: 1734-1741
Für die am Walter Reed Army Medical Center in Washington durchgeführte Studie wurde
bei 81 ILF-Patienten (Ruhe-SaO2 über 88%) die Lungenfunktion getestet. Den 6MLT absolvierten die Patienten bei Raumluft
ohne zusätzliche Sauerstoffgabe, dabei wurde der SaO2-Wert jede Minute gemessen. Errechnet wurde das Distanz-Sättigungs-Produkt (DSP) aus
der gelaufenen Distanz und der niedrigsten SaO2. Bei einem Patienten, der 200 m lief und dessen SpO2 auf 90% fiel, würde das DSP also 180 m% betragen. Primärer Endpunkt der Studie war
die Überlebensrate 12 Monate nach dem 6MLT.
48 Patienten waren nach 12 Monaten noch am Leben, 31 Patienten verstorben. Spirometrische
Messungen zeigten nur geringfügige Unterschiede zwischen beiden Gruppen. Dagegen war
die Sauerstoff-Entsättigung bei Patienten, die verstarben, größer (89,4% vs. 83,7%,
p < 0,001) und die gelaufene Distanz niedriger (406,9 m vs. 181,3 m, p = 0,005) als
bei den Überlebenden. Das DSP war bei verstorbenen Patienten signifikant niedriger
(364 vs. 153,5 m%, p < 0,001) und ermöglichte eine genauere Prognose der Mortalität
als die einzelnen Faktoren. Patienten mit einem DSP von weniger als 200 m% hatten
ein 7-mal höheres Risiko in den folgenden 12 Monaten zu sterben, als Patienten mit
einem höheren DSP.