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DOI: 10.1055/s-2007-974616
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York
Asthma - Spitzenposition der Hausstaubmilbe im "Marsch der Allergene"
Publikationsverlauf
Publikationsdatum:
24. April 2007 (online)
Viele Allergien beginnen mit einer Rhinitis, die sich später zu einem Bronchialasthma entwickeln kann. Welche Faktoren diesen Etagenwechsel bei Erwachsenen beeinflussen, haben italienische Pneumologen in einer prospektiven Beobachtungsstudie untersucht. Allergy 2006; 61: 1209-1215
Bei Kindern ist der Etagenwechsel, auch als "Marsch der Allergene" bezeichnet, gut untersucht. Es beginnt mit einer Nahrungsmittelallergie im Säuglingsalter, gefolgt von einer Neurodermitis, bevor die Kinder an Heuschnupfen leiden. Schließlich erreicht die Atopie die tiefen Atemwege, wobei eine bronchiale Hyperreagibilität (BHR) häufig der erste Vorbote ist.
Bei einem Beginn der Allergie im Erwachsenenalter ist die Entwicklung weniger deutlich. Auch hier leiden die Allergiker zunächst unter einer Rhinitis, bevor sie - als erstes Zeichen für eine beginnende Asthmaerkrankung - eine BHR entwickeln.
#Hausstaubmilbe beschleunigt bronchiale Hyperreagibilität
M. Marogna und Mitarbeiter haben diese Entwicklung jetzt in einer größeren Gruppe von 6750 Patienten über 3 Jahre verfolgen können. Während dieser Zeit nahm die Zahl der Patienten, die nur unter einer Rhinitis litten, von 81 auf 48% ab, bei den übrigen Patienten war ein Etagenwechsel erfolgt. Diese Entwicklung war davon abhängig, wogegen die Patienten (hauptsächlich) allergisch waren. Am schnellsten erfolgte der "Marsch der Allergene", wenn zu Beginn die Hausstaubmilbe das klinisch führende Allergen war oder eine Monosensibilisierung darauf bestand. In dieser Gruppe stieg der Anteil der Patienten mit BHR von 18 auf 58%. Ein geringerer Anstieg wurde bei Birke (von 22 auf 49%), Gräsern (von 18 auf 44%) und Parietaria (von 17 auf 32%) verzeichnet. Bei den Patienten, die nur auf ein Allergen sensibilisiert waren, war die Entwicklung weniger deutlich. Grund hierfür könnte der hohe Anteil an Hausstaubmilbenallergikern sein, die bereits zu Beginn der Studie eine BHR aufwiesen: In dieser Gruppe stieg die Prävalenz von 30 auf 67%, bei Parietaria nur von 15 auf 36%.
#Spezifische Immuntherapie als Bremse
Am Cuasso-al-Monte-Hospital in Genua, wo die Studie durchgeführt wurde, wurde allen Patienten mit einer BHR eine spezifische Immuntherapie (SIT, "Hyposensibilisierung") angeboten. Die Therapie war überaus erfolgreich: Bei 75 bis 80% der Patienten war die BHR nach 3 Jahren verschwunden. Das Ergebnis war unabhängig davon, gegen welches Allergen die Patienten primär sensibilisiert waren. Dies spricht dafür, mit der Therapie frühzeitig zu beginnen. Allerdings hat die offene Studie mangels Vergleichsgruppe in dieser Hinsicht keine Beweiskraft. Für den frühen Therapiebeginn spricht auch, dass die SIT bei Patienten mit Monosensibilisierung die Sensibilisierung gegen weitere Allergene verhinderte. Hier war die Wirkung bei den Hausstauballergikern ebenfalls am deutlichsten ausgeprägt. Wenn diese weiterhin nur mit Medikamenten behandelt wurden (weil noch keine BHR bestand), kam es bei 2 Dritteln zur Sensibilisierung auf weitere Allergene. Wenn sie zusätzlich eine SIT durchführten (weil bereits eine BHR bestand), wurde das Fortschreiten der Allergie fast immer verhindert.
Anders war die Situation bei Parietaria. Hier kam es nur in einem Drittel der Fälle zu weiteren Sensibilisierungen, wenn die Patienten rein symptomatisch mit Medikamenten behandelt wurden, während eine SIT dies zu 90% verhinderte.
#Fazit
Bei Hausstauballergien schreitet die Erkrankung besonders schnell voran mit einem raschen Etagenwechsel, der durch eine frühzeitige SIT eventuell verhindert werden kann.
Rüdiger Meyer, Hannover