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DOI: 10.1055/s-2007-981329
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York
Gründe für eine spätere Realisierung des Kinderwunsches
Ergebnisse einer Wöchnerinnen-Befragung in den neuen und alten Bundesländern in den Jahren 1998-2000Reasons for the Delayed Realisation of PregnanyResults of a Questionnaire among Women in Childbed in the New (East) and Old (West) Federal States of Germany in 1998-2000Publication History
2007
2007
Publication Date:
02 January 2008 (online)

Zusammenfassung
Hintergrund: In Deutschland verringerte sich die Zahl der Lebendgeborenen von 1 261 614 im Jahr 1960 um 46,7 % auf 672 675 im Jahr 2006. Die Ursachen sind vielschichtig. Uns interessierten die Gründe für die Verzögerung von Geburten in Deutschland im Ost-West-Vergleich. Methodik: Im Rahmen einer Kinderwunschstudie wurden in den Jahren 1998-2000 5 143 Wöchnerinnen befragt. Dabei wurden auch Fragen zu den Gründen einer Verzögerung dieser Geburt gestellt. Nur Wöchnerinnen und ihre Partner, die in Deutschland geboren wurden, kamen in die Auswertung. Berliner Wöchnerinnen wurden aufgrund einer nicht möglichen präzisen Ost-West Zuordnung ausgeschlossen. Somit reduzierte sich die Zahl der auswertbaren Fälle für Ostdeutschland auf 2 010 und für Westdeutschland auf 2 193. Ergebnisse: Eine zeitliche Verzögerung dieser Schwangerschaft gaben 24,4 % der Wöchnerinnen aus den neuen und 21,2 % aus den alten Bundesländern an. In der Beurteilung der Gründe gab es deutliche Unterschiede im Ost-West-Vergleich. So stimmten 34 % der Wöchnerinnen aus den neuen und nur 16 % aus den alten Bundesländern der Aussage zu, dass die eigene unsichere Erwerbssituation der Grund für den Aufschub der Verwirklichung des Kinderwunsches war. Schlussfolgerung: Diese Befragung zeigt zwar noch deutliche Unterschiede bei den Gründen für die Verzögerung einer Geburt zwischen neuen und alten Bundesländern, aber es kommt auch hier insgesamt zum Ausdruck, dass es unter den gegebenen gesellschaftlichen Verhältnissen (die materiellen eingeschlossen) keinen Anstieg der absoluten Geburtenzahlen geben wird, sondern eher noch mit einer weiteren Abnahme zu rechnen ist. Die Folgen dieser Entwicklung stellen die Gesellschaft vor bisher nicht bekannte Herausforderungen.
Abstract
Background: The number of live births in Germany has decreased by 46.7 % from 1 261 614 in 1960 to 672 675 in 2006. The causes for this are manifold. This study attempts to address the possible causes for the delay of birth in Germany in an east-west comparison. Method: Within the “Kinderwunschstudie” (survey of desired/intended fertility) 5 143 women in childbed have been interviewed between 1998 and 2000. They were asked questions concerning the delay of this particular birth. Only women and their spouses who were born in Germany, respectively, were included into the analysis. Berlin women in childbed were excluded from the analysis due to the problematic east-west classification. The number of analysable cases finally added up to 2 020 cases in East Germany and 2 193 cases in West Germany. Results: 24.4 % of the interviewed women in the East admitted a delay of the last birth compared to 21.2 % of those in the West. There are clear differences concerning the reasons for this delay between the old (west) and the new (east) federal states. 34 % of the east German women agreed that an insecure income situation was the reason for the delayed realisation of the desired pregnancy / birth, whereas it was only 16 % in the west. Conclusion: This survey (“Kinderwunschstudie”) in fact indicates differences regarding the reasons for a delay of birth between east andwest German women (in childbed). However, it also highlights the generally negative influence of the given social and economic conditions on the number of births and underlines the prospects for an ongoing decrease. As a result, society will in future have to face problems of unknown dimensions.
Schlüsselwörter
Wöchnerinnen-Studie - Gründe für eine spätere Realisierung des Kinderwunsches - Unterschiede zwischen neuen und alten Bundesländern
Key words
women in childbed study - reasons for time lag of births - differences between eastern and western states of Germany
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PD Dr. Dr. rer. med. M. Voigt
Abteilung Neonatologie und Pädiatrische Intensivmedizin am Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald
Soldtmannstraße 15
17487 Greifswald
Email: manfred.voigt@kliniksued-rostock.de