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DOI: 10.1055/s-2007-981571
Die katzenfreundliche Praxis - Wenig Aufwand, große Wirkung
- Oberstes Ziel: Stressminimierung
- Die Fahrt zur Praxis
- Gestaltung des Wartezimmers
- Behandlungsraum
- Der Umgang mit der Katze
- Die Untersuchung der Katze
- Stationärer Aufenthalt
- Das Praxisteam
„Katzen sind schon komische Hunde!” stellte eine Kundin erstaunt fest, die nach jahrelanger Hundehaltung erstmalig eine Katze in ihrem Haushalt hatte. Sätze wie diese sollten wir als Tierärzte ernst nehmen, wenn wir zufriedene oder sogar begeisterte Kunden unter den Katzenbesitzern suchen. Es sind häufig nur kleinen Änderungen, durch die eine katzenfreundliche Praxis verwirklicht werden kann.
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Katzen gewinnen in der Gesellschaft seit Jahren stetig mehr Freunde. Die Katze ist das ideale Haustier für den modernen Menschen, der in seinem Job gebunden ist und in seiner Freizeit andere Interessen als lange Spaziergänge hat.
In dem Maße, in dem sich die Stellung der Katze in der Gesellschaft ändert, ändern sich auch die Ansprüche der Katzenbesitzer an ihren Tierarzt. Für die Gesundheit der Katze steht heute mehr Geld zur Verfügung. Dafür erwartet der Besitzer allerdings, dass der Tierarzt auf die Katze eingeht und ihre besonderen Bedürfnisse berücksichtigt.
Oberstes Ziel: Stressminimierung
Minimieren wir den Stress der Katze, wird auch der Stress beim Besitzer merklich reduziert. Aber ebenso aus medizinischen Gründen erscheint es als vorrangiges Ziel, Stress bei unseren samtpfötigen Patienten so gering wie möglich zu halten.
Katzen sind deutlich stressempfindlicher als die meisten Hunde. Der Besuch beim Tierarzt ist, egal, wie er gestaltet wird, eine außerordentliche Stresssituation für die Katze.
Dies muss bereits bei der allgemeinen Untersuchung berücksichtigt werden. Stress bei der Katze verfälscht unsere Untersuchungsergebnisse sowohl bei der Beurteilung des Herz-Kreislauf-Systems als auch bei weiterführenden Untersuchungen (z. B. Blutzuckerspiegel).
Stress wirkt sich ungünstig auf die Narkosefähigkeit des Patienten und auf den Narkoseverlauf aus, ebenso wie er einen negativen Einfluss auf Infektionsabwehr und Wundheilung hat.
Der Stress beginnt für die Katze lange, bevor sie auf dem Behandlungstisch sitzt und hat vielfältige Ursachen (Tab. [1]).
Tab. 1 Kritische Punkte und mögliche Alternativen
Dinge, die man nach Möglichkeit vermeiden sollte |
Alternativen im Sinne der „katzenfreundlichen Praxis” |
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Freilaufende Hunde in Praxis/Wartezimmer |
Trennung von Hund und Katze im Wartezimmer und/oder Praxisablauf |
Lärm und Unruhe im Behandlungsraum |
Behandlungsraum ohne Telefon |
Zeitdruck bei Untersuchung und Behandlung |
Geduld und Zeit |
Zwangsmaßnahmen, z. B. Nackengriff |
sanftes Fixieren mit körperlicher Nähe |
Stationsbox ohne Versteckmöglichkeit |
Box mit Versteck und abgeschirmtem Katzenklo |
Katzen haben aus der Box heraus Blickkontakt zu anderen Tieren (Hunde, andere Katzen) |
Katzen sehen aus ihrer Box heraus keine anderen Tiere |
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Die Fahrt zur Praxis
Die Autofahrt ist für die meisten Katzen sehr unangenehm, lässt sich aber nicht vermeiden. Eine Beratung der Besitzer hinsichtlich vernünftiger Transportkörbe und Einsatz von Feliway®-Transport-Spray kann hilfreich sein (s. Kasten).
Ich kenne viele Katzen, die mit ihren Besitzern in den Urlaub fahren und selbst auf langen Autofahrten völlig unproblematisch sind, weil sie sich daran gewöhnt haben.
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Kaufen Sie sich einen Katzenkorb, der von oben zu öffnen ist. Ideal ist ein Deckel in der Größe der Grundfläche.
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Sprühen Sie diesen mit Feliway®-Transport-Spray ein.
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Lassen Sie ihn im Lebensbereich der Katze offen stehen.
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Gewöhnen Sie die Katze mit Leckerlis an das Einsteigen in den Korb.
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Üben Sie das Getragenwerden im Korb.
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Die meisten Katzen schreien oder jammern während einer Autofahrt (ohne zu leiden!).
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Dies lässt sich verhindern, wenn man sie „offen” fahren lässt. Dafür gibt es inzwischen Brustgeschirre mit Verbindung zum Sicherheitsgurt im Handel - ähnlich wie für Hunde.
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Gestaltung des Wartezimmers
Im herkömmlichen Wartezimmer steht die Katze in ihrem Korb auf dem Fußboden, umgeben von aufgeregten Hunden mit unterschiedlichsten Lautäußerungen wie Winseln, Hecheln, Bellen. Dann und wann kommt auch noch eine der lauten, unangenehm riechenden Hundenasen sehr nahe an den Korb!
Das ideale katzenfreundliche Wartezimmer ist eine bedingungslos hundefreie Zone. Wenn man nicht in der Lage ist, zwei getrennte Wartezimmer einzurichten, kann man vielleicht im vorhandenen Wartezimmer die Katzen durch einen Raumteiler vor den Hunden schützen oder - nach meiner Erfahrung allerdings nur mit erheblichem organisatorischem Aufwand zu verwirklichen - getrennte Sprechzeiten und OP-Tage für Katzen und Hunde einführen.
Hilfreich ist es außerdem, die Hundebesitzer mit Hinweisschildern und mündlich darum zu bitten, ihre Hunde nicht an Katzenkörben schnüffeln zu lassen.
Vorbeilaufende Füße versetzen die Katze in ihrem Korb, der auf dem Fußboden abgestellt ist, in Angst und Stress. Daher sollten im Katzenwartebereich genügend erhöhte Plätze mit ausreichender Grundfläche zum Abstellen der Katzenkörbe zur Verfügung stehen. Hierzu können Regalbretter an den Wänden oder kleine Tische dienen (Abb. [1]).
Neuere Untersuchungen belegen, dass sanfte Hintergrundmusik nicht nur auf die Besitzer, sondern auch auf die Katze eine beruhigende Wirkung hat.
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Behandlungsraum
Der Behandlungsraum, in dem die Katze dann ihren Korb verlassen muss, sollte idealerweise nicht gerade zuvor für die Behandlung eines Hundes genutzt worden sein. Falls die Trennung zwischen Katzen- und Hundebehandlungsräumen nicht möglich ist, kann man sich mit viel frischer Luft und dem Feliway®-Dispenser in der Steckdose helfen. Vorsicht: Fenster schließen, bevor Katzenkorb geöffnet wird!
Setzt man Pheromone ein, um der Katze den Besuch beim Tierarzt zu erleichtern, muss man wissen, dass es zu paradoxen Reaktionen kommen kann.
Hat man sich z. B. die Hände mit Felifriend® eingerieben, bekommt die Katze das Signal, der instinktiv als Feind empfundene Tierarzt rieche wie ein Freund. Dies kann eine ängstliche Katze in ein Gefühlschaos stürzen, aus dem sie sich nur mit übersteigerter Aggressivität herausretten kann.
Unmittelbar vor der Behandlung von Katzen sollte man von der Benutzung scharfer Reinigungs- oder Desinfektionsmittel absehen.
Der Katzenkorb wird auf den Behandlungstisch gestellt, auf dem eine isolierende Matte oder ein frisches Handtuch liegt. Katzen mögen keine Edelstahltische.
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Der Umgang mit der Katze
Während man der Katze die Möglichkeit gibt, sich zu orientieren und den Korb freiwillig zu verlassen, unterhält man sich mit dem Besitzer und nimmt die Anamnese auf. Dabei sollte man nicht zu laut reden und auch andere, die Katze erschreckende Geräusche wie Telefonklingeln oder Türenschlagen sind zu vermeiden.
Die meisten Katzen sind neugierig und strecken den Kopf Richtung Korböffnung. Jetzt kann, während mit sanfter Stimme mit der Katze geredet wird, mit den Fingern ihre Wange und Schläfe berührt werden - was häufig sofort mit Gegendruck beantwortet wird. Nach dieser Begrüßung ist nicht nur das Eis zwischen dem Patienten und dem Tierarzt gebrochen, sondern auch das Vertrauen des Besitzers gewonnen.
Insbesondere bei aggressiven Katzen raten wir dem Besitzer dazu, einen Katzenkorb zu benutzen, der sich von oben öffnen lässt. Mit Hilfe einer Plüschdecke geben wir der Katze dann das schützende Höhlengefühl und heben sie vorsichtig aus dem Korb.
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Die Untersuchung der Katze
Während der allgemeinen Untersuchung sollte es vermieden werden, die Katze anzustarren. Das Messen der Temperatur sollte stets am Schluss der Untersuchung stehen, da es selbst von der freundlichsten Katze als stressauslösend empfunden wird.
Während der gesamten Untersuchung sollte der Katze ihre Bewegungsfreiheit auf dem Behandlungstisch gelassen werden. Ein Festhalten erfolgt nur sehr kurz mit sanftem Druck und viel Körperkontakt - auch bei der Blutentnahme (Abb. [2]). Dabei wird die Katze durch leichtes Streicheln oder Fingerklopfen auf der Stirn von der Manipulation am Vorderbein abgelenkt.
Ängstlichen Katzen kann man zwischendurch die Möglichkeit zum Rückzug geben, indem man eine Decke auf den Tisch legt, unter der sie sich verstecken können.
Für längere Behandlungen wie z. B. Infusionen haben sich ausreichend große Rattankörbe, ausgelegt mit einem weichen Handtuch oder einer Plüschdecke, sehr bewährt. Unsere Patienten steigen freiwillig hinein und liegen ruhig bis zum Ende der Behandlung (Abb. [3]).
Natürlich ist auch in unserer Praxis nicht jede Katze sanftmütig. Man darf jedoch nicht vergessen, dass die Aggressivität einer Katze in der Tierarztpraxis nur einen Grund hat: Angst!
Lässt ihre Aggressivität keine Untersuchung oder Behandlung zu, bitten wir den Besitzer um seine Zustimmung zu einer Sedation.
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Stationärer Aufenthalt
Auch bei der stationären Betreuung von Katzen gibt es einige Möglichkeiten, den Stress zu minimieren. Bereits bei der stationären Aufnahme ist es wichtig, mit dem Besitzer eine Reihe von Fragen zu klären:
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Welches Futter bevorzugt die Katze?
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Feucht- oder Trockenfutter?
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Welche Katzenstreu?
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Klo mit oder ohne Deckel?
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Welchen Schlafplatz?
In der Katzenstation sollten keine Hunde untergebracht werden.
Auch wenn die Katze den Hund nicht sieht - sie kann ihn hören und riechen. Katzenboxen sollten kein Gegenüber haben und wenn möglich, nicht direkt auf dem Boden stehen.
In die Katzenbox gehört ein Klo, das, vielleicht mit einer Decke vor dem Gitter, gegen Blicke von außen abgeschirmt wird. Außerdem legen wir ein bis zwei Decken hinein zum Kuscheln und Verstecken. Nach Absprache mit dem Besitzer stellen wir auch den mitgebrachten Kennel als Schlafhöhle in die Box (Abb. [4]).
Häufig verweigern kranke Katzen das Fressen bei stationärer Unterbringung. Dann sollte man sie mit viel Geduld, sanfter Stimme und Streicheln dazu überreden. Manchmal ist es hilfreich, ihnen den Futterbrei auf die Lippen zu schmieren, um den Appetit zu wecken und den Hungerstreik zu brechen.
Bei der Entlassung einer Katze zurück in einen Mehrkatzenhaushalt sollte man dem Besitzer einige Tipps für die Wiedereingliederung geben. Das abwechselnde Streicheln aller Katzen besonders im Bereich der Pheromon-Drüsen z. B. ist eine friedenstiftende Maßnahme.
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Das Praxisteam
An dieser Stelle möchte ich einen der wichtigsten Aspekte der katzenfreundlichen Praxis erwähnen: Es genügt nicht, dass der Tierarzt/die Tierärztin „Cattitude” an den Tag legt. Das gesamte Team muss hinter der Maxime der Katzenfreundlichkeit stehen. Diese Ausstrahlung sollte bereits bei der Anmeldung spürbar sein und sich als roter Faden durch die Praxis ziehen.
Natürlich gibt es Helferinnen, die lieber mit Hunden arbeiten. Die Vorliebe einer Helferin für Katzen zu entdecken und zu fördern, ist deshalb besonders wertvoll, um eine zuverlässige und kompetente Betreuung der Katzenstation zu gewährleisten.
Weitere Anregungen und Ratschläge zum Thema „katzenfreundliche Praxis” findet man unter www.fabcats.org und unter www.catfriendlypractice.org.
Ich bedanke mich bei Sarah Caney vom FAB (Feline Advisory Bureau), die mir auf dem Weg zur katzenfreundlichen Praxis wertvolle Hilfestellung gegeben hat.
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