Das wesentliche Ziel der Langzeittherapie von Patienten mit Schizophrenie oder bipolaren Erkrankungen ist eine effektive und gut verträgliche Rezidiv- und Phasenprophylaxe. Compliance-vermindernde Faktoren sollten möglichst eliminiert und Maßnahmen zur Verbesserung der Therapietreue ergriffen werden. Ein wesentlicher Risikofaktor für Therapieabbrüche und Rezidive ist eine Zunahme des Körpergewichts. Daher lohnt es sich, durch frühzeitige Aufklärung und Intervention, wie sie mit dem Ernährungs- und Bewegungsprogramm BELA der Firma Lilly möglich ist, einer Gewichtszunahme entgegenzuwirken.
Die Vermeidung von Therapieabbrüchen und Rezidiven hat höchste Priorität bei der Behandlung psychischer Erkrankungen. Eine rasch und anhaltend wirksame sowie gut verträgliche Medikation ist daher eine der zentralen Anforderungen an die Therapie. Für das atypische Neuroleptikum Olanzapin (Zyprexa®) ist eine schnelle und zuverlässige Symptomkontrolle in der Akuttherapie der Schizophrenie einschließlich einer Besserung der Suizidalität nachgewiesen [2]. Die gute Wirksamkeit und Verträglichkeit in der Akutphase ist die Basis für eine hohe Therapietreue [9] und eine Voraussetzung für den langfristigen Therapieerfolg. Studiendaten zeigen, dass nach sechsmonatiger Therapie 94,6 % der mit Olanzapin behandelten Patienten ohne Rezidiv waren, während es bei mehr als der Hälfte der Placebopatienten zu einer Symptomexazerbation kam [1]. Die zuverlässige Symptomkontrolle von Olanzapin trägt dazu bei, dass die Patienten in der Langzeittherapie im Vergleich zu anderen Atypika hohe Remissionsraten erreichen [12]. Die Wirksamkeit von Olanzapin in der Langzeittherapie belegt auch die Auswertung der SOHO-Studie (Schizophrenia Outpatients Health Outcomes), einer prospektiven Anwendungsbeobachtung mit 10 972 Schizophreniepatienten. Nach 36 Monaten war die Abbruchrate unter Olanzapin gegenüber anderen Antipsychotika (nach Clozapin mit 33 %) mit 36 % am niedrigsten [11].
Auch in der Behandlung der bipolaren Erkrankung hat sich Olanzapin als einziges Atypikum, das sowohl zur Behandlung der Manie als auch zur Phasenprophylaxe (nach Ansprechen in der manischen Episode) zugelassen ist [15], neben den klassischen Stimmungsstabilisierern als ein Mittel der ersten Wahl etabliert [10], [14].
Gewichtsmanagement kann die Compliance verbessern
Gewichtsmanagement kann die Compliance verbessern
Psychisch Kranke nehmen überdurchschnittlich häufig an Körpergewicht zu. Dies kann durch krankheitsimmanente Faktoren bedingt sein, aber auch mit einer durch Psychopharmaka induzierten Appetitsteigerung korrelieren. Auch unter Olanzapin kann es zu einer Appetitsteigerung und nachfolgend zu einer Gewichtszunahme kommen. Diese manifestiert sich in der Regel in den ersten Behandlungswochen [3], [7]. Nach 39 Wochen wird in der Regel ein Plateau erreicht; danach kommt es zu keinem weiteren Gewichtsanstieg [6]. Der behandelnde Arzt sollte daher gerade in den ersten Behandlungswochen seine Patienten nach Appetit- und Gewichtsveränderungen fragen. Je früher die Patienten über einen möglichen Gewichtsanstieg informiert werden, desto erfolgreicher kann man ihm entgegenwirken.
Schlüssel zu einem erfolgreichen Gewichtsmanagement sind z. B. psychoedukative Maßnahmen, die auf eine Modifikation des Ernährungs- und Bewegungsverhaltens der Patienten zielen [4], [8], [13]. Das psychoedukative Ernährungs- und Bewegungsprogramm BELA (Bewegung, Ernährung, Lernen, Akzeptieren) unterstützt Ärzte und Patienten dabei, eine potenzielle Gewichtszunahme unter Psychopharmaka zu minimieren bzw. zu vermeiden. Das Trainingsprogramm wurde Anfang 2005 von der Lilly Deutschland GmbH entwickelt und wird nun, nachdem es bereits erfolgreich an rund 360 Kliniken in Deutschland etabliert wurde, auch im niedergelassenen Bereich eingeführt.
Effektives Gewichtsmanagement mit BELA
Effektives Gewichtsmanagement mit BELA
BELA wird in der Regel in Kleingruppen mit sechs bis zehn psychiatrischen Patienten durchgeführt. In den Kliniken betreuen von den BELA-Beratern geschulte Kursleiter (i.d.R. Schwestern und Pfleger) das Programm. In den niedergelassenen Praxen werden die Kurse von den BELA-Beratern, diplomierten Ökotrophologen, veranstaltet. In einem Pilotprojekt arbeiten in der Regel jeweils bis zu vier Praxen in einem Verbund zusammen und bieten BELA-Kurse an. Im niedergelassenen Bereich werden die sechs BELA-Basismodule (Tab. [1]) in den Kursstunden gemeinsam mit den Patienten bearbeitet. Die Patienten lernen in bedarfs- und erlebnisorientierten praktischen Übungen die Bedeutung von verbesserter Ernährung und regelmäßiger Bewegung sowie die Risiken ungünstiger Lebens- und Essgewohnheiten kennen. Vorteilhafte Gewohnheiten werden eingeübt, so dass sie schließlich in das Verhaltensrepertoire der Patienten übernommen werden. Bei Bedarf kann der BELA-Kurs durch vier Aufbaumodule erweitert werden. Voraussetzung für die Teilnahme an BELA ist, dass die Patienten dem Kurs kognitiv folgen können, keine Essstörungen und keine Kontraindikationen (Diabetes, Herz- oder Stoffwechselerkrankungen) aufweisen.
Tab. 1 Überblick über den Aufbau der BELA-Kursstunden
Der Erfolg von BELA an psychiatrischen Kliniken ist auch wissenschaftlich belegt: Eine Untersuchung mit 661 Patienten hat ergeben, dass 42,9 % der Teilnehmer an einem BELA-Programm ihr Gewicht um 2,4 ± 2,2 kg reduzierten; bei 42,4 % blieb das Gewicht stabil [5]. Nur bei 14,8 % kam es zu einem leichten Gewichtsanstieg (Abb. [1]). Der Erfolg des BELA-Programms war unabhängig von der Anzahl der Teilnehmer eines Kurses, verbesserte sich aber mit zunehmender Kursdauer.
Abb. 1 Veränderungen des Körpergewichts der BELA-Teilnehmer (modifiziert nach 5)
A. Ameri, Ulm