Patienten mit chronischen Schmerzen haben meistens sehr konkrete Erwartungen an eine
Schmerztherapie: Sie wollen schmerzfrei werden, zurück ins Arbeitsleben, ihre Lebensfreude
zurückgewinnen, ihren Alltagsaktivitäten nachgehen können, nachts durchschlafen, am
Tag fit sein und möglichst wenig an ihre Schmerzen erinnert werden. "Und das alles
mit einer möglichst einfachen und nebenwirkungsarmen Therapie", fasst Dr. Michael
Küster aus Bonn bei dem Symposium "Schmerztherapie der Zukunft" im Rahmen des Deutschen
Schmerztages 2007 in Frankfurt zusammen.
Frühzeitige Intervention verhindert Schmerzchronifizierung
Frühzeitige Intervention verhindert Schmerzchronifizierung
"Wissen wir aber wirklich, wie wir mit den Bedürfnissen der Patienten umgehen müssen?",
fragt Dr. Gerhard Müller-Schwefe aus Göppingen. Als problematisch sieht er einerseits
die ungenügende Ausbildung der Ärzte. Er bemängelt, dass "Schmerztherapie und Palliativmedizin"
in der Approbationsordnung kein Pflichtfach, sondern nur als eines von 25 fakultativen
Inhalten aufgeführt ist. "Es ist eine Katastrophe, Ärzte in die Arbeit zu schicken,
ohne ihnen das nötige Rüstzeug zu geben", kritisiert er. Ein weiteres Problem sieht
Müller-Schwefe in der häufig mangelnden Kommunikation zwischen Arzt und Patient. Um
die Schmerzstärke ermitteln zu können fordert er daher, Instrumente wie Schmerzfragebögen,
Schmerztagebuch oder eine Schmerzskala einzusetzen, um die Schmerzintensität und den
-verlauf möglichst genau erfassen zu können. Laut Küster wird das Prinzip der "partizipativen
Entscheidungsfindung" beziehungsweise des "shared decision-making" immer wichtiger.
Dabei entscheiden sowohl Arzt als auch Patient über die Behandlung, beide informieren
sich gegenseitig über den Verlauf. "So wandelt sich die Entscheidungsfindung zunehmend
in Richtung des Patienten", erklärt Küster, "der Patient wird Partner im medizinischen
Entscheidungsprozess". Dabei nimmt die Lebensqualität zu, das Krankheitsverständnis
verbessert sich und die Therapietreue nimmt zu.
"Momentan laufen wir einer adäquaten Versorgung nur hinterher. Das Ziel muss aber
sein, durch frühzeitige Intervention und abgestufte Versorgung eine Schmerzchronifizierung
zu verhindern", betont Müller-Schwefe. "Dazu brauchen wir einen rationalen Einsatz
verfügbarer Therapien und Innovationen, die allen Patienten zugänglich sind", kritisiert
er gesundheitspolitische Entscheidungen. Als wichtig sieht er zudem an, bei starken
Schmerzen Opioide ins Gesamtkonzept einzubinden. Opioide haben sich als hochwirksame
und gut verträgliche Substanzen erwiesen, wobei unter dem Aspekt der Schmerzchronifizierung
durch wiederkehrende schmerzhafte Informationen die Galenik von Opioiden eine besondere
Bedeutung erlangt. Er betont daher: "Dauerschmerz braucht Retardgalenik, die möglichst
gleichmäßige Plasmaspiegel rund um die Uhr ermöglicht", um vor wiederholten Schmerzattacken
zu schützen.
Überschreiben des Schmerzgedächtnisses: Analgesie wirkt belohnend
Überschreiben des Schmerzgedächtnisses: Analgesie wirkt belohnend
Für Prof. Walter Zieglgänsberger aus München ist es wichtig, dass unter der Therapie
"Schmerzferien" entstehen können. "Wenn etwas wiederholt im Gehirn abgespeichert wird,
bleibt es häufig haften, es entsteht ein Schmerzgedächtnis", erklärt Zieglgänsberger.
Da das Gehirn keine "Löschtaste" hat, ist Vergessen nur durch (Neu)Lernen möglich.
Dazu ist eine Therapie nötig, die er als Verhaltenspharmakologie bezeichnet, "eine
Therapie der Angst vor wiederkehrendem Schmerz". Während der Schmerztherapie treten
die vom Patient erwarteten Schmerzen nicht auf, sodass der "Vorhersagefehler" als
Lernimpuls zum Überschreiben des Schmerzgedächtnisses dient. Wichtig ist laut Zieglgänsberger
dabei, dass während der Therapie keine Schmerzdurchbrüche entstehen. Im weiteren Therapieverlauf
verursacht der nachlassende Schmerz somit einen weniger aversiven Input, "die Analgesie
wirkt belohnend", verdeutlicht Zieglgänsberger, "und Aktivität entsteht". "Wir müssen
dem Gehirn beim Lernen helfen, um das Vergessen zu erleichtern - ein neuer therapeutischer
Ansatz", resümiert Zieglgänsberger.
ts
Mit freundlicher Unterstützung der Janssen-Cilag GmbH, Neuss.
Sinnvolles Retardierungsprinzip für eine wirksame Substanz
Sinnvolles Retardierungsprinzip für eine wirksame Substanz
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Als eine der verfügbaren Methoden gegen Dauerschmerzen nennt Müller-Schwefe die osmotisch
regulierte OROS-Galenik von Jurnista®. Der Wirkstoff Hydromorphon wird über eine kleine
lasergebohrte Öffnung in dem oralen osmotischen System (OROS®-Technologie) während
der gesamten Darmpassage über ein 24 h Dosisintervall kontrolliert freigesetzt. Gerade
unter dem Aspekt der frühzeitigen Prävention einer Schmerzchronifizierung erfülle
die gleichmäßige Freisetzung von Hydromorphon die Forderungen nach einer gut verträglichen
Substanz in einer innovativen Galenik, da durch die gleichmäßigeren Plasmaspiegel
Schmerzspitzen vermieden sowie einer Toleranzentwicklung und Dosiseskalation vorgebeugt
werden könne [1]. "Ein sehr sinnvolles und wirksames Retardierungsprinzip für eine wirksame Substanz",
fasst Müller-Schwefe zusammen. Hydromorphon zeichne sich unter anderem dadurch aus,
dass bei seiner Verstoffwechselung keine analgetisch aktiven Metaboliten entstehen,
die bei einer Niereninsuffizienz kumulieren könnten. "Dies ist besonders bei Patienten
in der Terminalphase ein Problem", sagt Müller-Schwefe [2]. Im Gegensatz zu Morphin wirke Hydromorphon nicht immunsuppressiv [3]. Das vorteilhafte Interaktionspotenzial von Hydromorphon erleichtere zudem die Kombinierbarkeit
mit anderen Medikamenten, was wichtig sei in der Behandlung von multimorbiden Patienten.
Die einfache einmal tägliche Einnahme des osmotisch aktiven Systems fördere zudem
die Compliance der Patienten [4].
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