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DOI: 10.1055/s-2007-985231
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York
Reisemedizin - Weitere ausgewählte Meldungen und aktuelle Entwicklungen
Publication History
Publication Date:
01 August 2007 (online)
- Dengue-Fieber in der Touristenregion Jalisco (Mexiko)
- Anstieg der Tollwutzahlen in China
- Hanta-Virus-Infektionen in China
- Häufung von Hanta-Virus-Infektionen in Argentinien
- Infektionen mit Fuchsbandwurm in Kasachstan nehmen zu
- Borreliose in der russischen Region Pskov
- Masern in China
- Poliomyelitis in Indien
- Malaysia mit steigenden Dengue-Fieber-Fallzahlen
- Yersinia pestis bei Nagetieren im Süden Russlands
Dengue-Fieber in der Touristenregion Jalisco (Mexiko)
Im mexikanischen Puerto Vallarta (Region Jalisco) ist es im Januar 2007 zum Ausbruch des Dengue-Fiebers gekommen, bei dem bisher 109 Menschen erkrankten. 20 der Betroffenen entwickelten das hämorrhagische Dengue-Fieber. Im letzten Jahr (2006) war Puerto Vallarta innerhalb von Jalisco die Region mit den meisten Fällen von Dengue-Fieber (1107 Erkrankungen von 1851 in ganz Jalisco). Dies ist insofern bedeutend, da diese Region ein bekanntes und häufig besuchtes Touristenziel ist.
Quelle: promed
#Anstieg der Tollwutzahlen in China
In China sind in den ersten neun Monaten des Jahres 2006 nach Angaben chinesischer Gesundheitsbehörden 2254 Menschen an den Folgen der Tollwut gestorben. Das sind 29,7 % mehr als im gleichen Zeitraum des Vorjahres (2005). China ist somit nach Indien immer noch das Land mit den zweithöchsten Fallzahlen von humanen Todesfällen aufgrund der Tollwut. Allein im September 2006 sind in China landesweit 318 Menschen an der Tollwut verstorben. Der steigende Trend hält in China seit mehreren Jahren an. Lagen die humanen Todesfälle in China im Jahr 1996 noch bei 159, so waren es im Jahr 2004 bereits 2660. Im Jahr 2005 war die Tollwut in China die zweitwichtigste Todesursache (19 %) unter den Infektionskrankheiten nach der Tuberkulose.
Als Gründe für diese Entwicklung werden verschiedene Tatsachen angeführt. Zum einen ist in China die Zahl der Haustiere in den letzten Jahren enorm gestiegen. Zurzeit sollen nach Schätzungen zirka 150 Millionen Hunde in China gehalten werden. Dies ist von Bedeutung, da die meisten humanen Tollwutfälle in China durch Hundebisse zustande kommen. Zum anderen werden Haustiere in China kaum gegen die Tollwut geimpft. Darüber hinaus herrscht in weiten Teilen der chinesischen Bevölkerung Unkenntnis über die Tollwut, was in vielen Fällen zu falscher Behandlung oder zu gar keiner medizinischen Versorgung führt.
Quelle: promed, WHO
#Hanta-Virus-Infektionen in China
In der chinesischen Provinz Jiangsu sind im Januar 2007 zwei Fälle von Hanta-Virus-Infektionen (in Guanyun und Nanjing) aufgetreten. Zum Virus-Typ wurden keine Angaben gemacht. Es könnte sich einerseits um das mehr in ländlichen Regionen vorkommende Hantaan-Virus (Reservoir: Apodemus agrarius) oder um das mehr in urbanen Gebieten vorhandene Seoul-Virus (Reservoir: Rattus rattus und R. norvegicus) handeln. Die Infektionen mit dem Hantaan-Virus verlaufen meist schwerer als die mit dem Seoul-Virus.
Quelle: promed
#Häufung von Hanta-Virus-Infektionen in Argentinien
In der argentinischen Provinz Buenos Aires häufen sich in den letzten Monaten die Fälle von Hanta-Virus-Infektionen. Im Jahr 2006 sind allein in dieser Region 20 Fälle aufgetreten, die meisten davon in den letzten zwei Monaten des Jahres. In Argentinien kommen in verschiedenen Regionen unterschiedliche Hanta-Virus-Typen vor. Das sind beispielsweise das Andes-Virus (Westargentinien, Reservoirtier: Oligoryzomys longicaudatus), das Andes-like-Virus Hu39694 (Zentralargentinien, Reser-voir unbekannt), das Lechiguanas-Virus (Zentralargentinien, Reservoir: O. flavescens), das Oran-Virus (Nordwestargentinien, Reservoir: O. longicaudatus) und das Bermejo-Virus (Westargentinien, Reservoir: O. flavescens). In anderen südamerikanischen Ländern kommen darüber hinaus weitere Hanta-Virus-Typen vor.
Quelle: PAHO, promed
#Infektionen mit Fuchsbandwurm in Kasachstan nehmen zu
In den letzten Jahren werden in Kasachstan sehr hohe Echinokokkose-Fallzahlen registriert. Besonders stark betroffen sind beispielsweise West-Kasachstan, Almaty, Süd-Kasachstan und die Region Zhambyl. Jährlich werden in Kasachstan landesweit etwa 2000 Menschen behandelt (Entfernen der Zysten). Darüber hinaus sind zum Beispiel in der Region Zhambyl 50 % der Hunde mit Echinokokkus infiziert. Als Grund für diese bedenkliche Entwicklung wird die strukturelle Verschlechterung bezüglich der veterinärmedizinischen Versorgung und Überwachung seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion im Jahr 1990 angesehen. Hohe Echinokokkose-Fallzahlen sind aktuell auch aus anderen ehemaligen Sowjetrepubliken wie beispielsweise Kirgisistan, Ukraine und Weißrussland bekannt.
Quelle: promed
#Borreliose in der russischen Region Pskov
In der nordwestlich gelegenen russischen Region Pskov, die an Weißrussland, Lettland und Estland grenzt, sind im Jahr 2006 insgesamt 156 Menschen an der Borreliose erkrankt. Im gesamten Vorjahr (2005) waren es in der gleichen Region demgegenüber nur 81 Fälle. Als Grund für diese Entwicklung wird ein Anstieg der Zeckenaktivität, wahrscheinlich bedingt durch Klimaveränderungen, wie den außergewöhnlich warmen Sommer, genannt. Als Erreger der Borreliose sind aus Russland Borrelia burgdorferi, B. garinii und B. afzelii bekannt. Die hauptsächlichen Vektoren sind die Zecken Ixodes ricinus und I. persulcatus, aber auch andere Arten, wie beispielsweise Dermacentor reticulates sind in Russland als Vektoren bekannt.
Quelle: promed
#Masern in China
In China sind auch im Jahr 2006 wieder im Vergleich zu den Vorjahren die Masernfallzahlen angestiegen. Besonders kritisch ist die Situation in der südlich gelegenen Stadt Guangzhou, wo allein in den ersten elf Monaten des Jahres 2006 insgesamt 3650 Menschen an den Masern erkrankten. Das ist ein Anstieg um 88 % im Vergleich zum gleichen Zeitraum des Jahres 2005. Es handelt sich um die höchsten Fallzahlen für diese Stadt seit 20 Jahren. Von 1978 bis 1995 sanken die Masernfallzahlen aufgrund der durchgeführten Impfprogramme kontinuierlich. Seit 1995 steigen die Fallzahlen landesweit jedoch wieder an. 1995 betrug die Inzidenz noch fünf Fälle auf 100000 Einwohner, bis 2005 ist sie wieder auf zehn pro 100000 gestiegen.
Quelle: promed
#Poliomyelitis in Indien
In Indien sind im Jahr 2006 landesweit 597 Fälle der Poliomyelitis (Kinderlähmung) aufgetreten. Im Jahr 2005 waren es demgegenüber nur 57 Erkrankungen in ganz Indien. Die meisten der Fälle im Jahr 2006 traten in der Region Uttar Pradesh auf (hier alleine 501 Erkrankungen). Weitere Gebiete in Indien mit Poliowildvirenzirkulation und humanen Infektionen im Jahr 2006 sind beispielsweise Bihar, Haryana, Uttaranchal, Punjab, Maharashtra und Gujarat.
Als besonders problematisch erweist sich in diesem Zusammenhang die Tatsache, dass mehrere der Erkrankten zuvor mehr als viermal gegen Polio geimpft wurden. Es könnte hierbei beispielsweise möglich sein, dass die Lagerung der Impfstoffe (Kühlkette: Temperatur nicht höher als 8°C) nicht ordnungsgemäß durchgeführt wurde. Eventuell hat es bei den Patienten zum Zeitpunkt der Impfung aber auch Enterovirusinfektionen gegeben, sodass spezifische zelluläre Rezeptorstellen nicht verfügbar waren und dementsprechend keine Immunität aufgebaut werden konnte.
Quelle: WHO, promed
#Malaysia mit steigenden Dengue-Fieber-Fallzahlen
In Malaysia traten im Januar 2007 insgesamt 1423 Dengue-Fieber-Erkrankungen auf, von denen 13 tödlich endeten. Aktuell drastisch steigende Fallzahlen werden aus den Regionen Kelantan, Selangor, Kuala Lumpur, Pahang, Negeri Sembilan und Sabah gemeldet. Im Jahr 2006 (bis zum 9. Dezember) erkrankten landesweit insgesamt 34386 Menschen am Dengue-Fieber. Die meisten dieser Fälle traten in den Regionen Selangor, Kuala Lumpur und Putrajaya auf. Am häufigsten kommen in Malaysia die Virustypen DEN-2 und 3 vor. Auch DEN-1 tritt hier auf.
Quelle: promed
#Yersinia pestis bei Nagetieren im Süden Russlands
In den südlichen russischen Regionen Wolgograd und Astrakhan werden in letzter Zeit vermehrt mit Yersinia pestis infizierte Nagetiere gefunden. In Russland gibt es verschiedene aus der Vergangenheit gut bekannte natürliche Vorkommen der Pest, wie beispielsweise in Tschetschenien, Kabardino-Balkaria, Karachaewo-Tscherkessia, Kalmykia, Dagestan, Stavropol, Astrakhan, Tyva und Gornije Altai. In Russland hat es seit 1984 keine humane Pesterkrankung mehr gegeben.
Quelle: promed
Dr. med. Raymund Lösch und Dr. rer. nat. Mirko Dreßler, Bad Doberan