Weltweit werden nach Daten der International Diabetes Federation (IDF) im Jahr 2025
mehr als 380 Millionen Menschen mit Diabetes leben. Die überwiegende Mehrzahl, so
die IDF anlässlich des Weltkongresses im Dezember 2006 in Kapstadt, nämlich mehr als
300 Millionen, wird in Entwicklungsländern leben. Trotz der Tatsache, dass diese Länder
die Hauptlast der Kosten dieser Entwicklung tragen werden müssen, entfallen auf sie
lediglich 15 % der weltweit für Diabetes zur Verfügung gestellten Mittel. Wenn dagegen
nichts unternommen wird, so die IDF, wird die Volkskrankheit Diabetes das weltweite
Wachstum beeinträchtigen.
Die wirtschaftlichen Auswirkungen des Diabetes gehen weit über die "nackten" Kosten
für die Diagnose, Therapie und Prävention hinaus. Sie schließen den Verlust an Leben,
die entstehenden Behinderungen, die Auswirkungen auf die Lebensqualität und die wirtschaftlichen
Nachteile mit ein, die die Betroffenen und ihre Familien erleiden, aber auch den Verlust
an Wirtschaftswachstum. Die weltweite Diabetesepidemie führt zu einem beständigen
Ansteigen der Kosten im Gesundheitswesen. Daten der IDF zeigen, dass allein die Kosten
für die Prävention und die Behandlung des Diabetes und seiner Komplikationen bereits
im Jahr 2007 Kosten in Höhe von insgesamt rund 232 Milliarden US-Dollar verursachen
wird. Im Jahr 2025 werden es dann mehr als 300 Milliarden sein.
Mehr als 80 % der Ausgaben für die medizinische Behandlung von Diabetes entfallen
aber auf die reichsten Länder der Welt. So leben in den USA beispielsweise lediglich
8 % aller Menschen mit Diabetes, auf sie entfallen aber 50 % der weltweit für die
Krankheit ausgegebenen Mittel. Für weitere 25 % zeichnet Europa verantwortlich, die
restlichen industrialisierten Länder wie z.B. Australien und Japan beanspruchen des
größten Teil der verbleibenden Mittel. Nach den Angaben von Dr. Jonathan Brown, Vorsitzender
der IDF Task Force für Gesundheitskosten, wird in die Prävention und Behandlung des
Diabetes in denjenigen Ländern am wenigstens investiert, die es am allernötigsten
hätten.
Zwar gibt es längst einfach anzuwendende und hoch wirksame Behandlungsmöglichkeiten
bei Diabetes, nur werden sie keineswegs breit angewendet. Viele davon würden tatsächlich
helfen, Ausgaben für Krankheitskosten einzusparen, sogar in den ärmsten Weltregionen.
Die teuren und lebensbedrohlichen Folgen des Diabetes entstehen nämlich erst mit dem
Auftreten der Komplikationen, vor allem den Krankheiten des Herz-Kreislaufsystems,
dem Schlaganfall, den Amputationen und dem Nierenversagen. Diese können mit preiswerten
patentfreien Medikamenten zur Blutzuckerkontrolle, zur Kontrolle des Blutdrucks und
des Fettstoffwechsels verhindert oder zumindest lange hinaus gezögert werden. Die
ASS reduziert das Risiko für eine Koronarerkrankung um 25-30 %, auch eine Bekämpfung
des Rauchens, eine gesündere und bessere Ernährung und mehr Bewegung sind wichtige
Bausteine. Die wirksamste Prävention des Typ-2-Diabetes sind schließlich die Gewichtsreduzierung
und die Aufnahme einer sportlichen Betätigung. Wenn Armut und defizitäre Gesundheitspflege
Familien dazu bringen, Nahrung zu kaufen, die pro aufgenommene Kalorie wenig kostet,
ist der Entwicklung des Typ-2-Diabetes der Boden bereitet, erklärte Brown.
In Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen zählen Krankheiten, Verletzungen
und Todesfälle zu den hauptsächlichen Gründen für eine Verarmung. So müssen in Lateinamerika
Familien 40 bis 60 % der durch einen Diabetes verursachten Kosten aus eigener Tasche
bezahlen. In den ärmsten Ländern müssen Menschen mit Diabetes und ihre Familien fast
die gesamten Kosten jeglicher medizinischen Behandlung tragen. In Indien müssen die
Ärmsten rund 34 % ihres gesamten Einkommens für die Behandlung des Diabetes aufbringen.
Den ärmsten Ländern der Welt stehen nicht einmal die Mittel für die billigsten lebensrettenden
Diabetesmedikamente zur Verfügung, so schätzt die IDF die nationalen Ausgaben für
die Diabetestherapie 2007 in Burundi pro Diabetesfall auf sechs US-Dollar, in Tadschikistan
auf 10 US-Dollar und in Haiti auf 48 US-Dollar. In den industrialisierten Ländern
bestätigen viele Studien, dass es klug ist, Diabetes zu behandeln und dass viele Therapien
tatsächlich Mittel einsparen, indem sie teure Komplikationen verhindern. Andere Therapien
verlängern das Leben um Jahre zu Kosten, die wohlhabende Nationen leicht aufbringen
können.
Günther Buck
Quelle: Pressekonferenz der International Diabetes Federation (IDF) im Rahmen des
Weltkongresses für Diabetes, November 2006 in Kapstadt/Südafrika