Beim manifesten Typ-2-Diabetes liegt neben einer Insulinresistenz stets auch ein forschreitender
Verlust an Betazell-Funktion vor. Wenn die Insulinsekretionskapazität nicht ausreicht,
ist die Gabe von Insulin zusätzlich zu einem Insulinsensitizer der folgerichtige Schritt
in der Therapieeskalation. Das ist mit der Zulassung der Kombination von Pioglitazon
und Insulin seit Anfang 2007 möglich geworden. Aber auch umgekehrt kann eine Insulintherapie,
die immer höhere Dosierungen des Stoffwechselhormons benötigt, nun durch die zusätzliche
Gabe des Thiazolidindions noch zum gewünschten Erfolg führen. Darauf wies Prof. Christoph
Rosak, Frankfurt, hin.
Verfall der Betazellfunktion führt zu kontinuierlich ansteigenden HbA1c-Werten
Verfall der Betazellfunktion führt zu kontinuierlich ansteigenden HbA1c-Werten
Während im prädiabetischen Stadium eine gestörte Glukosetoleranz infolge einer verminderten
Insulinsensitivität noch durch erhöhte endogene Insulinproduktion ausgeglichen werden
kann, wird dies beim manifesten Diabetes mellitus zunehmend schwieriger, erläuterte
der Diabetologe.
Die eingeschränkte Insulinsensitivität bleibt zwar in den ersten fünf bis sechs Jahren
nach der Diagnose eines Diabetes mellitus noch weitgehend konstant. Hinzu kommt jedoch
ein fortschreitender Verlust an Betazellfunktion. Gemessen am HOMA-beta-Index geht
die Sekretionskapazität demnach im gleichen Zeitraum von rund 40 auf unter 20% zurück.
Das erklärt laut Rosak nicht nur das in der UKPDS[1] beobachtete Phänomen, dass alle Diabetes-Therapieregime mit kontinuierlich ansteigenden
HbA1c-Werten zu kämpfen haben. Auch die immer wieder notwendig werdenden Therapieeskalationsschritte
in der täglichen Praxis führte er auf den unaufhaltsamen Verfall der Betazellfunktion
zurück. Das erforderte ein rechtzeitiges Gegensteuern, zumal mit den steigenden HbA1c-Werten auch die diabetesbedingten Komplikationen zunehmen.
Kombinationstherapie verringert Herzinfarkt- und Schlaganfallrisiko
Kombinationstherapie verringert Herzinfarkt- und Schlaganfallrisiko
Wie dies geschehen kann, verdeutlichte Rosak anhand einer Subanalyse der PROactive-Studie[2]. Bei insulinierten Typ-2-Diabetikern zeigte sich hier, dass sich bei gleichzeitiger
Gabe von Pioglitazon die Insulindosierungen um etwa ein Fünftel reduzieren lassen
und dennoch in einer rund einprozentigen HbA1c-Verbesserung resultieren. Parallel konnte in dieser über drei Jahre laufenden Studie
für alle mit dem Glitazon behandelten Patienten nachgewiesen werden, dass ihr Risiko,
einen Herzinfarkt oder Schlaganfall zu erleiden bzw. zu versterben, gegenüber Placebo
um 16% signifikant zurückgeht.
Als Patientengruppen, die besonders von einer Kombination aus Pioglitazon und Insulin
profitieren können, nannte Dr. Gerhard Klausmann, Aschaffenburg, unter anderem Typ-2-Diabetiker
mit eingeschränkter Nierenfunktion, bei denen Metformin kontraindiziert ist, und die
häufig schwankende Blutzuckerspiegel zeigen.
Zur Vermeidung von Hypoglykämien sollten Diabetiker, die neu auf die Kombinationstherapie
eingestellt werden, anfangs eine um 30-50% reduzierte Insulindosierung erhalten. Auch
im weiteren Verlauf der Therapie könnten je nach verbesserter Insulinsensitivität
zwischen 10 und 50% des Insulins eingespart werden, erklärte Klausmann.
Martin Wiehl, Königstein-Falkenstein
Quelle: Pressekonferenz "Insulinresistenz und Insulinsekretion im Visier: Pioglitazon
mit Insulin kombinieren" im Rahmen der 42. Jahrestagung der Deutschen Diabetes Gesellschaft
(DDG) in Hamburg, veranstaltet von der Takeda Pharma GmbH, Aachen