Endo-Praxis 2007; 1(3): 24-25
DOI: 10.1055/s-2007-986424
Hygiene

© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Endowasher: Das verkannte Risiko

Nils-Olaf Hübner2 , Rosmarie Poldrack1 , Oliver Duty1 , Heinrich Schwarzer1 , Hiltraud Möller1 , Axel Kramer2
  • 1Landesamt für Gesundheit und Soziales Mecklenburg-Vorpommern
  • 2Institut für Hygiene und Umweltmedizin, Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald
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Publication Date:
17 August 2007 (online)

Die hygienische Sicherheit hat bei endoskopischen Untersuchungen einen hohen Stellenwert. Deshalb unterliegen Endoskope und Reinigungs-Desinfektions-Geräte für Endoskope (RDG-E) der regelmäßigen hygienisch-mikrobiologischen Kontrolle, die in den Empfehlungen des RKI geregelt ist. Für endoskopisches Zusatzinstrumentarium trifft das allerdings nicht immer zu.

So werden z.B. Endowasher in der RKI-Richtline nicht direkt erwähnt und deshalb routinemäßig nicht beprobt. Damit können Endowasher in einem toten Winkel der hygienischen Überwachung sein. Die Befunde der hygienisch-mikrobiologischen Untersuchungen der Sterilflüssigkeiten in Endowashern sind entsprechend den Kriterien des RKI für Spüllösungen zu bewerten.

Ursprünglich wurden Endowasher zum Freispülen des Darms bei der Coloskopie entwickelt, werden jedoch heute vielfältig eingesetzt. So werden Endowasher zur Verbesserung der Sichtverhältnisse sowohl bei der Colo- als auch Ösophago-Gasto-Duodenoskopie und der endoskopisch retrograden Cholangio-Pankreatiko-Graphie (ERCP) genutzt.

Eine gefürchtete Komplikation nach ERCP ist die Pseudomonas-Septikämie [1] [2] [3] [4] [5] [6] [7] [8]. Bereits 1984 wurde erstmals über einen möglichen Zusammenhang zwischen einem P. aeruginosa kontaminierten Endowasher und einer post-ERCP-Septikämie berichtet [9]. Dieser Hinweis wurde in der Folge jedoch nicht systematisch weiter verfolgt und weder national noch international beachtet.

Im Jahr 2006 wurden in verschiedenen Krankenhäusern Mecklenburg-Vorpommerns insgesamt 44 Beprobungen von Endowashern vorgenommen, hiervon waren 61,4 % zu beanstanden. Es fanden sich bis zu 20000 KBE/ml in der Spülflüssigkeit, das Erregerspektrum umfasste vor allem Pseudomonas aeruginosa, aber auch andere gramnegative Bakterien.

Die Ergebnisse sind zur Veröffentlichung eingereicht. Aufgrund der Dringlichkeit und der möglichen Gefährdung der Patienten möchten wir Sie bereits vorab auf das Risiko bei der Nutzung von Endowashern insbesondere beim Freispülen des Sichtfeldes bei schleimhautpenetrierenden Eingriffen wie z.B. Biopsien hinweisen und anregen, dass alle Untersucher ihre Endowasher beproben lassen. Insbesondere ältere Modelle mit im Inneren verlaufenden Schläuchen sind unsicher, da sie nicht adäquat aufbereitbar sind. Auch die Flasche für die Spüllösung ist eine mögliche Erregerquelle. Über Rückmeldungen von Beprobungsergebnissen wären wir Ihnen dankbar.

Abb. 1

Literatur

  • 1 Siegman-Igra Y, Isakov A, Inbar G, Cahaner J.. Pseudomonas aeruginosa septicemia following endoscopic retrograde cholangiopancreatography with a contaminated endoscope.  Scand J Infect Dis. 1987;  19 527-530
  • 2 Classen DC, Jacobson JA, Burke JP, Jacobson JT, Evans RS.. Serious Pseudomonas infections associated with endoscopic retrograde cholangiopancreatography.  Am J Med. 1988;  84 590-596
  • 3 Deviere J, Motte S, Dumonceau JM. et al. . Septicemia after endoscopic retrograde cholangiopancreatography.  Endoscopy. 1990;  22 72-75
  • 4 Bass DH, Oliver S, Bornman PC.. Pseudomonas septicaemia after endoscopic retrograde cholangiopancreatography-an unresolved problem.  S Afr Med J. 1990;  77 509-511
  • 5 Motte S, Deviere J, Dumonceau JM. et al. . Risk factors for septicemia following endoscopic biliary stenting.  Gastroenterology. 1991;  101 1374-1381
  • 6 Novello P, Hagege H, Ducreux M. et al. . [Septicemias after endoscopic retrograde cholangiopancreatography. Risk factors and antibiotic prophylaxis].  Gastroenterol Clin Biol. 1993;  17 897-902
  • 7 Rodriguez A Guardado, Maradona JA, Carton JA. et al. . [Pseudomonas aeruginosa bacteremia as a complication after endoscopic retrograde cholangiopancreatography].  Enferm Infecc Microbiol Clin. 1997;  15 540-543
  • 8 Katsinelos P, Dimiropoulos S, Katsiba D. et al. . Pseudomonas aeruginosa liver abscesses after diagnostic endoscopic retrograde cholangiography in two patients with sphincter of Oddi dysfunction type 2.  Surg Endosc. 2002;  16 1638
  • 9 Helm EB, Bauernfeind A, Frech K, Hagenmuller F.. [Pseudomonas septicemia after endoscopic interventions on the bile duct system].  Dtsch Med Wochenschr. 1984;  109 697-701