Der Klinikarzt 2007; 36(8): 479
DOI: 10.1055/s-2007-986579
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Deutsche Gesellschaft für Chirurgie warnt - Multiresistente Infektionen - eine Gefahr in deutschen Kliniken!

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Publication Date:
23 August 2007 (online)

 
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Krankheitskeime, gegen die die meisten Antibiotika machtlos sind, werden in deutschen Kliniken häufiger: Schon mehr als jede fünfte Infektion wird inzwischen von einem multiresistenten Erreger wie dem methicillinresistenten Staphylococcus aureus (MRSA) verursacht. Dabei verschärft sich das Problem rasant. Deutlich besser ist die Lage in den Niederlanden: Trotz ähnlicher Patientenstrukturen machen multiresistente Keime dort weniger als 1 % der Infektionen aus.

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Kern des Problems: mangelnde Hygiene und kolonisierte Patienten

Erschwerend kommt hinzu, dass solche multiresistenten Staphylokokken inzwischen keine reinen "Klinikkeime" mehr sind, sondern immer öfter ambulant auftreten. Auch von dort tragen infizierte bzw. kolonisierte Patienten die Problemkeime in die Krankenhäuser, wo sie das medizinische Personal weiter verschleppen kann - aufgrund mangelhafter Hygiene bzw. weil die Erreger monatelang unbemerkt den Nasen-Rachen-Raum der Patienten besiedeln und sich über diese Kolonisation weiter ausbreiten.

Intensivpatienten, Patienten mit großflächigen Wunden, Diabetiker und Bewohner von Alters- oder Pflegeheimen sind besonders häufig betroffen. Ihre Behandlung kann sehr problematisch verlaufen, weil die Infektion mit resistenten Keimen ungehemmt voranschreitet.

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Was müsste sich in deutschen Kliniken ändern?

Lückenlose Hygienemaßnahmen könnten also dazu beitragen, die hohe Zahl an problematisch verlaufenden Infektionen mit multiresistenten Erregern deutlich zu verringern. Dies zeigen die Erfahrungen unserer Nachbarländer - wie zum Beispiel eben der Niederlande. Zudem müssten Risikopatienten auch in Deutschland in Zukunft bei ihrer Einlieferung in das Krankenhaus auf solche Erreger gescreent werden.

"Bei nachgewiesener Besiedlung mit methicillinresistenten Staphylokokken sollten sie von anderen isoliert werden", forderte Prof. Volker Bühren, Murnau, im Rahmen des 124. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie (DGCH). "Die Schaffung spezialisierter Stationen mit entsprechender baulicher, personeller und organisatorischer Ausstattung kann die Behandlung der Patienten verbessern und eine Übertragung innerhalb des Krankenhauses verhindern!"