Der Klinikarzt 2007; 36(9): 490
DOI: 10.1055/s-2007-991021
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MRT schlägt Mammografie - Treffsichere Diagnose von Brustkrebsvorstufen

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Publikationsdatum:
08. Oktober 2007 (online)

 
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    Quelle: Kuhl CK, Schrading S, Bieling HB et al. MRI for diagnosis of pure ductal carcinoma in situ: a prospective observational study. Lancet 2007; 370 (9586): 485-492

    Thema: Dass die Magnetresonanztherapie (MRT) der Mammografie hinsichtlich der Diagnostik von Brustkrebs überlegen ist, ist schon lange bekannt. Anders war das bislang bei der Detektion intraduktaler Karzinome (sogenannte ductale carcinoma in-situ, DCIS) - einer noch gutartigen und vor allem heilbaren Brustkrebsvorstufe. Denn die Mammografie kann im Gegensatz zur MRT Kalkeinlagerungen in den erkrankten Milchgängen sichtbar machen. Daher galt die MRT bislang als ungeeignet, intraduktale Karzinome aufzuspüren.

    Projekt: Eine aktuelle Bonner Studie stellt diese bislang breit akzeptierte Meinung jetzt auf den Kopf. Insgesamt 7319 Frauen haben Prof. Christiane Kuhl, Bonn, und ihre Kollegen in den letzten fünf Jahren mit beiden Methoden untersucht. Bei 167 von ihnen fanden sie Brustkrebsvorstufen.

    Ergebnis: Während die Radiologen in der Mammografie nur 93 intraduktale Karzinome identifizieren konnten, gelang ihnen mithilfe der Magnetresonanztomografie die Diagnose von immerhin 153 intraduktalen Karzinomen. Besonders erfreulich war dabei, dass gerade die besonders aggressiven Formen, sogenannte "high grade DCIS" mithilfe der Magnetresonanztomografie gut zu sehen waren: So wurden mit der MRT 98 % der insgesamt 89 detektierten aggressiven Vorstufen, mit der Mammografie dagegen nur 52 % nachgewiesen (p < 0,0001). Dabei lag der positive prädiktive Wert der MRT mit 59 % sogar etwas höher als der der Mammografie (55 %)

    Fazit: Damit räumt die Studie gleich mit mehreren Lehrmeinungen auf, so das Resümee der Studienautorin. Erstens lassen sich im Gegensatz zur früheren Ansicht, Brustkrebsvorstufen durchaus mit dem Magnetresonanztomogramm auffinden, wobei das Verfahren sogar sensitiver ist als die Mammografie. Zudem profitieren nicht nur Freuen mit einem erhöhten Brustkrebsrisiko von dem MRT-Screening, auch Frauen im Rahmen ihrer ganz normalen Krebsvorsorge hatten sich nämlich an der Studie beteiligt.

    Dennoch ist mit dieser Untersuchung der Goldstandard 'Mammografie' bei der Vorsorgeuntersuchung nicht obsolet. Noch fehlt es an Radiologen, die über ausreichende Erfahrung mit der MRT-Brustkrebsdiagnostik und einen geschulten Blick verfügen. Denn nicht der Magnet stelle die Diagnose, so Kuhl, sondern noch immer der Radiologe.

    Schlüsselwörter: Mammakarzinom - intraduktales Mammakarzinom - MRT - Mammografie