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DOI: 10.1055/s-2007-991022
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York
Ausschluss einer linksventrikulären Hypertrophie - EKG ist noch immer kein geeignetes Instrument
Publication History
Publication Date:
08 October 2007 (online)
Quelle: Pewsner D, Jüni P, Egger M et al. Accuracy of electrocardiography in diagnosis of left ventricular hypertrophy in arterial hypertension: systematic review. BMJ 2007 Aug 28 [Epub ahead of print]
Thema: Eine linksventrikuläre Hypertrophie (LVH) erhöht das kardiovaskuläre Risiko eines Hypertonikers etwa in demselben Rahmen wir ein stattgehabter Herzinfarkt - nämlich um das Fünf- bis Zehnfache. Sie ist damit nicht nur für die Bestimmung des Risikos des Patienten oder seine Prognose wichtig, auch im Rahmen der Therapieentscheidung muss eine solche Zunahme der Herzmuskelmasse natürlich mit berücksichtigt werden. Eine schnelle und korrekte Diagnose tut also Not. Doch genau da beginnen die Probleme: Inzwischen gibt es über 30 verschiedene elektrokardiografische Indices mit einer mehr oder weniger großen diagnostischen Genauigkeit, von denen der eine mehr, der andere weniger häufig eingesetzt wird.
Projekt: Dr. Daniel Pewsner, Bern (Schweiz), und seine Co-Autoren haben jetzt mit dem Sokolow-Lyon-Voltage-Index, dem Cornel-Voltage-Index und dem Cornell-Produkt, dem Gubner-Index und dem Romhilt-Estes-Score die sechs gängigsten echokardiografischen Indices herausgegriffen, um zu prüfen, welcher den größten diagnostischen Wert besitzt. Sie identifizierten im Rahmen ihrer Literaturrecherche 21 Studien mit insgesamt 5608 Patienten.
Ergebnis: Nach ihrer Analyse erreichten die Indices eine mediane Sensitivität von 10,5 % (Gubner-Index) bis zu 21 % (Sokolow-Lyon-Index). Die mediane negative Vorhersagewert unterschied sich zwischen den verschiedenen Indices kaum und reichte von 0,85 für den Romhilt-Estes-Score bis zu 0,91 für den Gubner-Index. Legt man den medianen Vorhersagewert des Romhilt-Estes-Scores zugrunde, würde ein negativer EKG-Befund die typische Vortest-Wahrscheinlichkeit in der Primärversorgung von 33 auf 31 % reduzieren. In der Zweitversorgung würde die typische Vortestwahrscheinlichkeit von 65 auf 63 % reduziert werden.
Fazit: Ganz unabhängig davon, welcher Index für die LVH-Diagnostik eingesetzt wird, ist das EKG aufgrund seiner geringen Sensitivität demnach noch immer nur ein schlechtes Screening-Instrument, um eine linksventrikuläre Hypertrophie bei einem Hypertoniker auszuschließen. Allein aus diesem Grund sollte ein EKG demnach nicht geschrieben werden, allerdings hat es natürlich seinen festen Stellenwert bei der Diagnostik eines Patienten mit Bluthochdruck.
Schlüsselwörter: linksventrikuläre Hypertrophie - arterielle Hypertonie - Elektrokardiografie