Der Klinikarzt 2007; 36(9): 538
DOI: 10.1055/s-2007-991922
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Infarkt-Todesrate halbiert - Rückgang der kardiovaskulären Mortalität seit Einführung der Statine

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Publication Date:
08 October 2007 (online)

 
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Um 50 % reduziert hat sich die Infarkt-Todesrate in den vergangenen 20 Jahren in den USA. "Das liegt wohl direkt an den Fortschritten der medikamentösen Therapie und vor allem an der lipidsenkenden Behandlung", erklärte Prof. Achim Weizel, Mannheim. So ist es nach seinen Worten sicher kein Zufall, dass der Rückgang der kardiovaskulären Sterblichkeit mit der Einführung der Statine in den 1980er Jahren zusammengefallen ist.

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Medikamentöse Therapie hat entscheidenden Einfluss

Für einen entscheidenden Anteil der medikamentösen Behandlung an der positiven Entwicklung spricht nach Weizel unter anderem die COURAGE[1]-Studie [1], in der Patienten mit koronarer Herzerkrankung unter einer intensiven medikamentösen Behandlung zum Teil zusätzlich mit interventionellen Maßnahmen behandelt wurden. Dies aber brachte keine Vorteile hinsichtlich der Infarktsterblichkeit und auch nicht hinsichtlich der Gesamttodesrate.

"Die invasive Therapie ist in der akuten Situation sicher segensreich. Auf lange Sicht aber ist die Atherosklerose eine systemische Erkrankung, die offenbar auch systemisch behandelt werden muss", sagte Weizel. Zumindest unter Studienbedingungen scheinen die perkutane Koronarangiografie (PTCA) und Stents für die langfristige Prognose der Patienten keinen Nutzen über eine konsequente medikamentöse Therapie hinaus zu bringen.

Für einen entscheidenden Einfluss der Statine sprechen auch Daten von Rasmussen et al. [2], der in einer Erhebung bei mehr als 30000 Patienten unter einer Statintherapie nachweisen konnte, dass deren Prognose direkt mit ihrer Therapietreue assoziiert ist.

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Noch eklatante Unterversorgung

Allerdings werden die Chancen der Lipidsenkung bislang in Deutschland nur unzulänglich genutzt, kritisierte Prof. Wilhelm Krone, Köln. Er stützt seine Aussage auf das Ergebnis einer aktuellen Untersuchung der Daten von mehr als 50000 Typ-2-Diabetikern in deutschen Arztpraxen.

Zwar erhielten 71,2 % von ihnen eine diätetische Beratung, nur 33 % aber wurde ein Lipidsenker und 25 % ein Statin verordnet. Dementsprechend erreichten nur 15 % der Patienten einen LDL-Wert unter 100 mg/dl. Damit stehe, so Krone, die Versorgungswirklichkeit im deutlichen Gegensatz zu den Leitlinien, die bei der Gruppe der Hochrisikopatienten, zu denen Typ-2-Diabetiker gehören, eine Senkung des LDL-Cholesterins auf unter 100 mg/dl fordern.

Christine Vetter, Köln

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Literatur

  • 01 Boden WE . et al . N Engl J Med. 2007;  356 (15) 1503-156
  • 02 Rasmussen JN . et al . JAMA. 2007;  297 (2) 177-186

1 Clinical Outcomes Utilizing Revascularization and AGgressive drug Evaluation

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Literatur

  • 01 Boden WE . et al . N Engl J Med. 2007;  356 (15) 1503-156
  • 02 Rasmussen JN . et al . JAMA. 2007;  297 (2) 177-186

1 Clinical Outcomes Utilizing Revascularization and AGgressive drug Evaluation