Pneumologie 2007; 61(9): 560
DOI: 10.1055/s-2007-991962
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© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Feinstaubbelastung - Kardiovaskuläre Erkrankungen assoziiert mit Feinstaubexposition

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Publikationsdatum:
16. Oktober 2007 (online)

 
Inhaltsübersicht

In einer prospektiven Kohortenstudie haben K. A. Miller et al. den Zusammenhang zwischen der Langzeitexposition gegen-über Feinstaub (PM 2,5) und dem Auftreten von kardiovasku-lären Ereignissen bei postmenopausalen Frauen in verschiede-nen Großstädten der USA anhand der Daten aus Krankenakten eingehend untersucht. N Engl J Med 2007; 356; 447-458

In früheren Studien zur Bedeutung der Feinstaubexposition als Risikofaktor für kardiovaskuläre Erkrankungen wurden lediglich Daten zur Mortalität und Unterschiede der Exposition in verschiedenen Städten zugrunde gelegt. In der vorliegenden Arbeit wurden 65 893 Frauen untersucht. 1816 von ihnen erlitten mindestens ein kardiovaskuläres Ereigniss (Tod durch kardiovaskuläre oder zerebrovaskuläre Erkrankung, Revaskularisierungsmaßnahme, Myokardinfarkt, Schlaganfall; mittlerer Untersuchungszeitraum: 6 Jahre). Die Werte der Feinstaubexposition unterschieden sich stark je nach Wohngebiet, und lagen beispielsweise im Jahr 2000 zwischen 3,4 und 28,3 µg/m3 (Mittelwert 13,5 µg/m3). Jeder Anstieg der Feinstaubbelastung um 10 µg/m3 war mit einer Steigerung des Risikos für das Auftreten eines kardiovaskulären Ereignisses um 24% verbunden. Das Risiko, an einer kardiovaskulären Erkrankung zu sterben, stieg sogar um 76%. Innerhalb einer Stadt ergaben sich große Unterschiede des Risikos je nach Wohngebiet. Für zerebrovaskuläre Erkrankungen ergaben sich ähnliche Werte.

Die Autoren folgern, dass die Langzeitexposition gegenüber Feinstaub bei postmenopausalen Frauen mit dem Auftreten von kardiovaskulären Erkrankungen einhergeht.

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Bewertung

Der genaue pathophysiologische Zusammenhang zwischen der Exposition gegenüber Feinstaub und dem Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen ist noch unklar. Im Tiermodell führte Feinstaubbelastung zu beschleunigter Atherosklerose und stärkerer Vulnerabilität für Plaquerupturen (J Am Coll Cardiol 2002; 39: 935-942). Andere Untersuchungen zeigten beispielsweise eine Korrelation zwischen der Intima-Media-Dicke der Probanden und der Staubbelastung (Environ Health Perspect 2005; 113: 201-206). Neben der Einhaltung von Grenzwerten und entsprechenden umweltpolitischen Maßnahmen sollte nun im Vordergrund stehen, individuelle Faktoren zu identifizieren, die die Vulnerabilität des Einzelnen für kardiovas-kuläre Erkrankungen in diesem Zusammenhang bedingen.

Referiert und bewertet von Heike Biller, Hannover