Laryngorhinootologie 2007; 86(11): 768-769
DOI: 10.1055/s-2007-992852
Referiert und diskutiert

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Maligne Hauttumoren - Neuer Lebensqualitätsindex SCI ist hochsensitiv

Further Information

Publication History

Publication Date:
26 October 2007 (online)

 

Die Inzidenz der nichtmelanomatösen Hauttumoren steigt kontinuierlich an. Wenngleich die Prognose meist günstig ist, erfahren viele Patienten eine deutliche Einschränkung der Lebensqualität. Dies gilt insbesondere bei einer Lokalisation im Gesicht. Im Gegensatz zu früheren Tests zur Einschätzung der Lebensqualität bezieht der Skin Cancer Index (SCI) emotionale Gesichtspunkte mit ein. Laryngoscope 2007; 117: 399-405

Der SCI wurde auf der Basis von Literaturrecherchen, Patienten- und Expertenbefragungen speziell für Patienten mit malignen Hauttumoren (außer Melanomen) entwickelt. Damit unterscheidet er sich vom gebräuchlichen Dermatology Life Quality Index (DLQI), der auch bei gutartigen Hauterkrankungen genutzt wird. Der SCI besteht aus einem Fragebogen mit 15 Einheiten und den 3 Unterrubriken: Emotionen, soziale Situation und Aussehen. Die Fragen werden jeweils anhand einer Skala von 0-100 beantwortet, wobei höhere Werte einer besseren Lebensqualität entsprechen.

J. Rhee et al. wendeten den SCI bei 211 konsekutiven Patienten prä- und postoperativ an. Nach 4 Monaten erfolgte eine Verlaufsuntersuchung, an der 183 Patienten teilnahmen. Ergänzend wurden klinische und soziodemografische Informationen erfragt.

Die prä- und postoperativen Ergebnisse unterschieden sich im DLQI nicht signifikant. Der SCI zeigte hingegen eine Verbesserung der Lebensqualität durch die chirurgische Intervention auf. Mit beiden Messmethoden wurde eine weitere Verbesserung nach 4 Monaten festgestellt. Der SCI erwies sich in multivariater Analyse als hochsensitiv. Insbesondere bei dem Vergleich der prä- und postoperativen Situation wurden Veränderungen erfasst, die sich im DLQI nicht manifestierten. Die Resultate des SCI waren für alle Unterpunkte zuverlässig und sensitiv.

In multivariater Analyse waren weibliches Geschlecht und eine Lokalisation an der Lippe mit einer initial schlechteren Lebensqualität assoziiert. Eine signifikante Zunahme der Lebensqualität fand sich besonders bei Frauen, einem Befall der Lippe, Patienten < 50 Jahre, erstdiagnostizierten Tumoren und geringem sozioökonomischem Status. Dies erklären die Autoren folgendermaßen: Bei Frauen sei die Lebensqualität möglicherweise stärker von ihrem Äußeren abhängig; vielleicht liege aber auch häufiger eine krankheitsassoziierte Depression zugrunde. Die besondere Betroffenheit jüngerer Patienten beruhe am ehesten auf ihrer Berufstätigkeit, sie seien dadurch einem besonderen sozialen Druck ausgesetzt. Patienten mit Hautkrebsrezidiven fürchteten wahrscheinlich weitere Rückfälle und erlebten dadurch eine geringere Verbesserung ihrer Lebensqualität. Die Lokalisation an der Lippe sei für die Patienten mit stärkeren Befürchtungen ethischer und funktioneller Einbußen verbunden. Bei Patienten mit geringem Einkommen beeinflusse der Hauttumor wahrscheinlich stärker und schneller den Sozialstatus.