Der Klinikarzt 2007; 36(11): 657
DOI: 10.1055/s-2007-992914
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© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Daptomycin zugelassen bei Bakteriämie und infektiöser Endokarditis - Schweren Staphylococcus-aureus-Infektionen Kontra geben!

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Publication Date:
20 December 2007 (online)

 
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Infektionen durch multiresistente Problemkeime wie methicillinresistente Staphylococcus aureus (MRSA) oder vancomycinresistente Enterokokken (VRE) treten im nosokomialen Bereich immer häufiger auf. So weist der aktuelle Bericht der Paul-Ehrlich-Gesellschaft [3] auf einen enormen Anstieg der MRSA-Infektionsrate von 2 auf über 22,6 % in der Zeit von 1990 bis 2004 hin. Ähnlich ist die Situation bei Infektionen mit vancomycinresistenen Enterokokken, deren Rate in nur vier Jahren - von 2001 bis 2004 - von 2,7 auf 13,5 % anstieg. Darüber hinaus werden immer mehr grampositive Stämme aufgrund steigender Resistenzraten zu Problemkeimen und machen neue Therapieoptionen erforderlich, betonte Prof. Peter Kujath, Lübeck, auf einer Presseveranstaltung in Dresden.

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Lipopeptid mit großem Potenzial

Dazu zählt zum Beispiel das zyklische Lipopeptid Daptomycin (Cubicin®), das in Deutschland seit April 2006 zur Behandlung von schweren Haut- und Weichgewebeinfektionen zur Verfügung steht. Seit August dieses Jahres ist die Substanz auch zur Therapie der Bakteriämie und der rechtsseitigen infektiösen Endokarditis zugelassen.

In vitro ist Daptomycin wirksam gegen ein breites Spektrum grampositiver Erreger (s. Kasten). Es wirkt sowohl in der Wachstums- als auch in der Ruhephase der Bakterien. Der Wirkmechanismus basiert dabei auf seiner irreversiblen Bindung an die bakterielle Zellmembran, woraufhin mehrere Daptomycinmoleküle einen Kanal bilden, der speziell Kaliumionen austreten lässt. Dies zerstört das Membranpotenzial und bewirkt den Zelltod - ohne dass die Membran aufreißt. Daher kommt es nicht zu einer Toxizität durch bakterielle Zellinhalte.

Die Halbwertszeit von Daptomycin beträgt acht bis neun Stunden, sodass eine einmal tägliche i.v.-Gabe ausreicht. Seine Bioverfügbarkeit ist relativ hoch, da die Proteinbindung schwach und reversibel ist. Es erfolgt keine Metabolisierung über Cytochrom P450, und das Antibiotikum wird zum größten Teil über die Nieren ausgeschieden.

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Erfolgreich therapiert schon nach vier bis sieben Tagen

In einer frühen In-vitro-Studie beeindruckte Daptomycin mit einer schnelleren Wirksamkeit gegen methicillinresistente Staphylokokken als Vancomycin, Linezolid und Nafcillin, die sich bereits nach 24 Stunden entscheidend bemerkbar machte [4]. Auch klinisch wirkt das Antibiotikum, so die Ergebnisse der Zulassungsstudie, bei Haut- und Weichgewebeinfektionen deutlich schneller als Vergleichspräparate: Bei 65 % statt bei 33 % der über 1000 Patienten (p < 0,0001), die zumeist an Wundinfektionen, großen Abszessen sowie diabetischen und nichtdiabetischen Ulzera litten, war die Behandlung nach nur vier bis sieben Tagen erfolgreich [1].

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Jetzt auch bei Staphylokokken-Bakteriämie mit und ohne Endokarditis

Die aktuellen, positiven Ergebnisse einer Phase-III-Studie an 236 Patienten mit einer Staphylococcus-aureus-Bakteriämie mit und ohne Endokarditis in Zentren in USA und Europa führten zu der jetzt erfolgten Zulassungserweiterung [2]. 124 Patienten erhielten im Rahmen dieser Untersuchung entweder 6 mg/kg Daptomycin einmal täglich i.v., die 122 Patienten der Kontrollgruppe dagegen eine Standardtherapie, beginnend mit Gentamicin plus entweder Vancomycin oder semisynthetisches Penicillin. Ziel der Studie war der Nachweis einer Nicht-Unterlegenheit von Daptomycin nach zwölf bis 42 Tagen. Zudem wurde auch der langfristige Therapieerfolg dokumentiert.

Daptomycin erwies sich sowohl bei methicillinresistenten als auch -sensitiven Staphylococcus-aureus-Bakteriämien als mindestens ebenso wirksam wie die Standardtherapie, fasste Prof. Gerd Fätkenheuer, Köln, die Daten zusammen. Dabei war das Lipopeptidantibiotikum insgesamt sehr gut verträglich, und es kam signifikant seltener zu einer Verschlechterung der Nierenfunktion als unter der Standardtherapie (26,3 versus 11 %; p = 0,004).

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Wirkspektrum von Daptomycin in vitro

  • Staphylococcus aureus, inklusive methicillinresistenter Stämme (MRSA)

  • Staphylococcus epidermidis, inklusive MRSE

  • Streptokokken

  • Enterokokken - E. faecalis und E. faecium inklusive vancomycinresistenter Stämme (VRE)

  • grampositive Anaerobier (Clostridium difficile, Clostridium perfringens, Propionibacterium spp. sowie einige Peptostreptokokken)

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Das Fazit des Experten

Daher, so das Urteil des Experten, sei Daptomycin angesichts der steigenden Resistenzraten klinischer Problemkeime und dadurch verursachter Todesfälle und Komplikationen eine notwendige und vielversprechende Therapieoption. Die jetzt zugelassene einmal tägliche Monotherapie wirke häufig schneller und sei verträglicher als bisherige Behandlungen, die häufig ohne die eigentliche Zulassung, also "off-label", angewendet werden und helfe im klinischen Alltag, schnell auf lebensbedrohliche Infektionen zu reagieren.

Quelle: Pressekonferenz "Einzigartige Zulassungskombination: Cubicin® zur Behandlung von Bakteriämie und Endokarditis" am 16.10.2007 in Dresden, veranstaltet von der Novartis Pharma GmbH, Nürnberg

Dr. Jürgen Sartorius, Eitorf

Dieser Beitrag entstand mit freundlicher Unterstützung der Novartis Pharma GmbH, Nürnberg

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Literatur

  • 01 Arbeit RD . et al . Clin Infect Dis. 2004;  38 (12) 1673-1681
  • 02 Fowler V . et al . N Engl J Med. 2006;  335 (7) 653-665
  • 03 Kresken M . et al . Bericht über die Ergebnisse einer multizentrischen Studie der Arbeitsgemeinschaft Empfindlichkeitsprüfungen & Resistenz der Paul-Ehrlich-Gesellschaft für Chemotherapie aus dem Jahre 2004. 
  • 04 LaPlante KL . et al . Antimicrob Agents Chemother. 2004;  48 (12) 4665-4672
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Literatur

  • 01 Arbeit RD . et al . Clin Infect Dis. 2004;  38 (12) 1673-1681
  • 02 Fowler V . et al . N Engl J Med. 2006;  335 (7) 653-665
  • 03 Kresken M . et al . Bericht über die Ergebnisse einer multizentrischen Studie der Arbeitsgemeinschaft Empfindlichkeitsprüfungen & Resistenz der Paul-Ehrlich-Gesellschaft für Chemotherapie aus dem Jahre 2004. 
  • 04 LaPlante KL . et al . Antimicrob Agents Chemother. 2004;  48 (12) 4665-4672