Unter den zahlreichen Risikofaktoren für einen Schlaganfall spielt der Bluthochdruck
eine herausragende Rolle. Belegt ist nicht nur der eindeutige Zusammenhang von Blutdruckhöhe
und Apoplexrisiko. Auch das Umgekehrte ist mehrfach gezeigt worden: die Hypertoniekontrolle
gehört zu den effektivsten Maßnahmen in der Schlaganfallprophylaxe. Wie Prof. Dr.
Björn Dahlöf, Göteborg (Schweden), auf dem Europäischen Kardiologenkongress in Wien
erklärte, kommt es dabei nicht nur auf das Ausmaß der Blutdrucksenkung an. Auch die
Auswahl des Antihypertensivums ist von entscheidender Bedeutung.
Effektive und selektive Blockade des Renin-Angiotensin-Systems
Der Internist wies darauf hin, dass jede Senkung des systolischen Blutdrucks um zwei
mmHg das kardiovaskuläre Risiko um 7% mindert, das zerebrovaskuläre Risiko aber noch
stärker, nämlich um 10%. Einen besonderen Benefit können Hypertoniker von Angiotensin-II-Rezeptorblockern
(ARBs) erwarten. Dahlöf listete in diesem Zusammenhang vier große Studien mit Sartanen
auf, in denen durchgängig eine Reduktion des Schlaganfall-Risikos um mindestens 25%
erreicht werden konnte. Dieser vorteilhafte Effekt wurde insbesondere gegenüber Betablockern
aber auch gegenüber Kalziumantagonisten erzielt, und zwar bei gleicher Blutdrucksenkung.
Die Überlegenheit führte er auf die effektive und selektive Blockade des Renin-Angiotensin-Systems
(RAS) zurück. Eine Minderung der Apoplex-Inzidenz über die Wirkung der Blutdrucksenkung
hinaus ließ sich nämlich auch nicht für ACE-Hemmer nachweisen. ARBs führen laut Dahlöf
schließlich zu einer stärkeren Minderung der schädlichen Angiotensin-II-Wirkungen
über die gezielte Inhibierung des Angiotensin-I-Rezeptors. Zudem stimulieren sie den
Angiotensin-II-Rezeptor, dem protektive Effekte zugeschrieben werden. Für ACE-Hemmer
gilt dies nicht.
PROFESS-Studie testet Telmisartan bei Schlaganfall
Außerdem warten ARBs nach den Ausführungen des Experten mit einer Reihe von pleiotropen
Effekten auf. Dazu gehören eine günstige Beeinflussung der kardialen Hypertrophie,
weniger Vorhofflimmern und eine Besserung der endothelialen Dysfunktion. Ferner gehen
inflammatorische Parameter zurück und der Insulinresistenz wird entgegengewirkt. Für
Telmisartan im Speziellen wurde darüber hinaus eine klinisch relevante Aktivierung
von PPAR-gamma dokumentiert. Was diese Substanz vor allem für die Schlaganfall-Prophylaxe
interessant macht, ist laut Dahlöf seine Lipophilie und damit seine bessere Fähigkeit,
die Blut-Hirn-Schranke zu penetrieren. Da Schlaganfälle bevorzugt in den frühen Morgenstunden
auftreten, ist auch eine 24-Stunden-Wirkung des Antihypertensivums von Bedeutung.
Auch dies ist für Telmisartan der Fall. Es schützt nachweislich vor den morgendlichen
Blutdruckanstiegen.
Inwieweit diese positiven Eigenschaften des Sartans auch klinisch zum Tragen kommen,
soll jetzt die PROFESS-Studie (Prevention Regimen For Effectively avoiding Second
Strokes) zeigen. Diese Studie setzt bei Patienten mit einem erlittenen ischämischen
Insult an und testet Telmisartan versus Placebo in erster Linie auf seine Potenz,
einen erneuten Schlaganfall zu verhindern. Eingeschlossen in diese Studie sind über
20 000 Patienten aus 35 Ländern weltweit. Erste Ergebnisse werden im Mai 2008 erwartet.
Martin Wiehl, Königstein-Falkenstein
Quelle: Satelliten-Symposium "New approaches for the management of hypertension and
cardiovascular complications", im Rahmen des ESC-Kongress, September 2007 in Wien.
Veranstalter: Boehringer Ingelheim und Bayer HealthCare