RSS-Feed abonnieren
DOI: 10.1055/s-2008-1040361
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York
Bronchialkarzinom - Verification-Bias beeinflusst Genauigkeit der PET-Diagnose
Publikationsverlauf
Publikationsdatum:
15. Februar 2008 (online)
Wenn sich die Ergebnisse einer Untersuchungsmethode darauf auswirken, ob die Diagnose anschließend mit der Goldstandard-Methode verifiziert wird, spricht man vom "Verification-Bias". Dieses Problem untersuchten M. S. Lauer et al. am Beispiel der FDG-PET bei Verdacht auf Bronchialkarzinom. Arch Intern Med 2007; 167: 161-165
Für die Studie wurden Daten von 534 konsekutiven Patienten ausgewertet, die zwischen Januar 2000 und Juli 2002 wegen Verdacht auf Lungenkarzinom radiologisch untersucht wurden und bei denen zum Zeitpunkt der PET keine Gewebedia-gnose vorlag. Alle Aufnahmen wurden von einem erfahrenen Radiologen geprüft, der in Bezug auf Gewebediagnose, klinische Endpunkte und die Studienhypothese verblindet war. Klinische Endpunkte waren die Gewebediagnose (als Goldstandard) eines Bronchialkarzinoms und von Metastasen in mediastinalen Lymphknoten.
Der Goldstandard wurde bei insgesamt 419 Patienten (78%) angewendet, mediastinales Lymphknoten-Sampling erfolgte bei 301 Patienten (56%). Obwohl die Wahrscheinlichkeit für eine Diagnosesicherung bei 410 Patienten mit PET-diagnostiziertem TNM-Staging 1 oder höher mit 92% wesentlicher höher ausfiel als bei PET-Aufnahme ohne Befund (34%), existierte keine Verbindung zwischen PET-Befund und mediastinalem Sampling.
Ohne Berücksichtigung des Verification-Bias erreichte die FDG-PET eine Sensitivität von 95% und eine Spezifität von 31% für die Diagnose eines Bronchialkarzinoms generell. Nach Verification-Bias-Abgleich sank die Sensitivität auf 85%, die Spezifität stieg dagegen auf 51%. Hinsichtlich der Diagnose mediastinaler Lymphknotenmetastasen betrug der erste Wert 50%, der zweite 90%, woran sich nach Berücksichtigung des Verification-Bias kaum etwas änderte.
#Fazit
Der Verification-Bias beeinträchtigt deutlich die Genauigkeit der PET-Diagnose bei Verdacht auf Bronchialkarzinom. Bei bildgebenden Verfahren, die für solch einen Einsatz vorgesehen sind, sollte dieser Einfluss zunächst minimiert oder noch besser eliminiert werden. Kliniker sollten bei PET-Aufnahmen ohne Krankheitsanzeichen viel eher die Gewebediagnose anwenden, meinen die Autoren.
#Info: Verification-Bias
Bei der Beurteilung diagnostischer Verfahren besteht das Risiko eines Verification-Bias, wenn die Ergebnisse der zu evaluierenden Methode die Anwendung des Goldstandards zur Diagnosesicherung beeinflussen, das heißt, es entsteht eine nicht zufällige Selektion für den Referenztest. Solch ein Bias tritt auf, wenn der Goldstandard nicht bei allen untersuchten Patienten angewendet wird. Diese Verzerrung beeinträchtigt die Genauigkeit des diagnostischen Tests, indem seine Sensitivität erhöht und die Spezifität reduziert wird. |
Matthias Manych, Berlin