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DOI: 10.1055/s-2008-1040364
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York
Bronchiolitis - Einmalige Corticosteroidgabe hat keinen Einfluss auf Klinikeinweisung
Publication History
Publication Date:
15 February 2008 (online)
Bronchiolitis, oft verursacht durch das Respiratory Syncytial Virus (RSV), ist der häufigste Grund für eine Klinikeinweisung bei Kleinkindern in den USA. Etwa ein Viertel der Kinder erhalten in der Notaufnahme Corticosteroide, es fehlt jedoch eine Leit-linie. Eine 2002 von Schuh et al. veröffentlichte Studie hatte einen präventiven Effekt von Klinikeinweisungen bei Kleinkin-dern mit Bronchiolitis gezeigt. H. M. Corneli et al. überprüften in einer prospektiven placebokontrollierten Studie, ob eine Einmaldosis Corticosteroide bei Kindern mit Bronchiolitis Klinik-einweisungen verhindert und den respiratorischen Index verbessert. N Engl J Med 2007; 357: 331-339
Für die Aufnahme in die an der University of Utah durchgeführten Studie wurden 8 686 Kinder zwischen 2 und 12 Monaten untersucht, die in eine der 20 Notaufnahmen der Pediatric Emergency Care Applied Research Network (PECARN) gebracht wurden. In der Ambulanz wurden die Kinder von geschulten Pädiatern untersucht und die Diagnose "mittelschwere bis schwere Bronchiolitis" überprüft. Die Randomisierung erfolgte in eine Gruppe, die oral 1 mg/kg KG Dexamethoson erhielt, und in eine Placebogruppe. 1 und 4 h nach der Medikation wurden Atem- und Herzfrequenz, Temperatur und Sauerstoffsättigung überprüft. Danach wurde entschieden, ob die Eltern mit dem Kleinkind nach Hause gehen konnten oder das Baby klinisch aufgenommen werden musste.
Die Studie erstreckten sich jeweils über die typischen Erkältungsmonaten von November bis April in den Jahren 2004-2006. Aufnahmekriterien waren die typischen pfeifenden Geräusche bei der Auskultation als Symptom einer Bronchiolitis. Das Symptom sollte zum ersten Mal aufgetreten sein, nicht länger als 7 Tage bestehen und noch kein Bronchodilatator verwendet worden sein. Nur 600 von 8 686 Kindern wurden in die Studie aufgenommen. 305 wurden der Gruppe zugeordnet, die 1 mg/kg KG Dexamethason erhielt, und 295 zur Placebogruppe.
Der betrachtete Zielparameter war die Überweisung in die Klinik 4 h nach der Medikation. Kinder, die vor Ablauf der 4 h auf die Intensivstation gebracht werden mussten, wurden ebenfalls in die Studie aufgenommen. Der 2. Zielparameter war die Änderung des Respiratory Assessment Change Score (RACS). Es wurde auch bestimmt, wie lange die Babys in der Klinik blieben, und ob es in den folgenden 7 Tagen noch Klinikeinweisungen gab.
#Klinikeinweisungen in beiden Gruppen gleich hoch
Es zeigte sich zwischen den Gruppen kein signifikanter Unterschied in der Rate der Klinikeinweisungen. Von den 305 Kleinkindern der Verumgruppe waren 121 (39,7%) nach 4 h in die Klinik überwiesen worden; aus der Placebogruppe mit 292 Babys waren es ebenfalls 121 (41%). Auch wenn man eine Subgruppe mit Ekzem und Asthma in der Familie betrachtet, gab es keinen signifikanten Unterschied zwischen den Gruppen. Lediglich der Nachweis des Respiratory Syncytial Virus (RSV) schien das Risiko einer Klinikeinweisung allgemein geringfügig zu erhöhen. Bei den Atemparametern differierten RDAI (Respiratory Distress Assessment Instrument), Sauerstoffsättigung, Herzfrequenz und Temperatur zwischen den Gruppen signifikant, aber in den Absolutwerten geringfügig. Durchschnittlich waren die ins Krankenhaus überwiesenen Babys nach Dexamethasontherapie 2,55 Tage, nach Placebo 2,27 Tage in der Klinik. In den 7 Tagen nach der Behandlung in der Notaufnahme wurden 4,2% der Kinder aus der Verumgruppe und 3,8% der Kinder aus der Placebogruppe ins Krankenhaus eingewiesen. Nebenwirkungen der Medikation waren selten. Erbrechen innerhalb von 20 Minuten nach der Medikation trat bei 5,5% der Verumgruppe und 4,7% der Placebogruppe auf.
#Unterschiede zu anderen Studien
Dexamethason induzierte weder eine signifikante Reduktion der Klinikweisungen nach 4 h oder in den folgenden 7 Tagen, noch wurde eine Verbesserung aller respiratorischen Parameter gesehen. Auch die Anzahl der Kliniktage differierte bei den eingewiesenen Kindern nicht. Wie die Autoren schreiben, müsste man 11 Patienten mit Corticosteroiden behandeln, um eine Klinikeinweisung zu vermeiden. Auch eine Familiengeschichte von Atopie oder der Nachweis von RSV gab keinen Hinweis auf ein Ansprechen auf Dexamethason. Kleine Effekte wären wohl bei einer größeren Anzahl von Kindern signifikant. Ein antipyretischer Effekt von Dexamethason sei wohl bei Herzfrequenz und Temperatur nachweisbar gewesen.
Wie Corneli et al. ausführen, sind diese für Corticosteroide eher negativen Ergebnisse auch der Tenor der bisherigen placebokontrollierten Studien. Einzig die Studie von Schuh et al. zeigte nach Gabe von 1 mg Corticosteroid pro kg KG eine signifikante Verbesserung des respiratorischen Scores und eine Verringerung der Hospitaleinweisungen um mehr als die Hälfte. In der Schuh’schen Studie wurde jedoch die Corticosteroiddosis noch 5 Tage zuhause weitergegeben. Auch waren Kinder bis 24 Monate aufgenommen worden und in der Verumgruppe befanden sich viele Patienten mit Atopie, was die Unterschiede vielleicht erklären könnte.
#Fazit
Bei Kindern zwischen 2 und 12 Monaten, die an mittlerer bis schwerer Bronchiolitis litten, konnten die Rate der Krankenhauseinweisungen oder die Atmungsparameter durch eine Einzeldosis Corticosteroide nicht signifikant verändert werden. Auch die Länge des Klinikaufenthalts oder die Anzahl der Klinikeinweisungen innerhalb der nächsten 7 Tage variierten nicht signifikant. Daher sollten andere Therapien oder präventive Maßnahmen gegen Bronchiolitis evaluiert werden, folgern die Autoren.
Dr. Inge Kelm-Kahl, Wiesbaden