Alkoholabhängige Patienten entwickeln häufiger und schwerer ausgeprägte ARDS. Der Einfluss von Alkoholismus und Nikotin-konsum auf oxidativen Stress im Plasma bzw. der Lunge in der Entwicklung eines ARDS wurde bislang nicht systematisch untersucht. Yeh et al. überprüften in ihrer Studie, wie sich chronischer Alkoholmissbrauch auf die Glutathion-Konzentrationen (GSH) und auf das Redoxpotential von Glutathion/Oxidiertes Glutathion (GSH/GSSH) auswirkt. Am J Respir Crit Care Med 2007; 176: 270-276
Glutathion ist ein Antioxidans und schützt die Lunge vor oxidativem Stress. Die Glutathion-Konzentration ist im Alveolarraum 20-fach höher als im Plasma und normalerweise zu über 90% in der schützenden Form des reduzierten Glutathions (GSH) vorhanden. Niedrigere pulmonale GSH-Werte findet man bei verschiedenen entzündlichen Lungenerkrankungen, wie beispielsweise zystischer Fibrose (CF), ARDS und COPD. Oxidiertes Glutathion (GSSG) hingegen ist ein Indikator für oxidativen Stress.
In der vorliegenden Studie wurden die Konzentrationen von GSH und GSSG in der bronchoalveolären Lavage (BAL) und im Plasma berechnet. Die Studienteilnehmer wurden in 4 Gruppen eingeteilt: 1. nicht rauchende Alkoholiker, 2. rauchende Alkoholiker, 3. nichtrauchende Kontrollgruppe und 4. rauchende Kontrollgruppe. In der BAL fand man signifikant höhere GSSG-Konzentrationen bei chronischen Alkoholikern im Vergleich zu Nichtalkoholikern, unabhängig vom Nikotinkonsum. Im Plasma hingegen erhöhten sich die GSSG Konzentration nur in der Gruppe, die alkoholabhängig war und zusätzlich rauchte.
Bewertung
Alkoholmissbrauch führt zu erhöhtem oxidativen Stess in der Lunge. Die vorliegenden Daten legen nahe, dass sich chronischer Alkoholismus vor allem in einer Verarmung an pulmonalem Glutathion auswirkt und dann, wenn man zusätzlich raucht, eine systemische Verminderung an Glutathion zu erwarten ist.
|
Referiert und bewertet von Dr. Dominik Hartl, München